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Weihnachtskrippe mit Vagabunden

Josef, Maria, Christkind - und allerlei Alltagsfiguren: Im Kloster Muri ist eine provenzialische Krippe aus 'Santons' zu bestaunen. Sie zeigt in einer Welt aus bunt bemalten Tonfiguren die Geschichte der Geburt Jesu in einer Einheit aus Religiosität, Literatur, Kultur und Volkskunde.

Aufgebaut wurde die Krippe unter der Leitung des Kunsthistorikers Rudolf Velhagen, Leiter der historischen Sammlung beim Museum Aargau. Er unterrichtete in Marseille Kunstgeschichte. Dort entdeckte er die ‘Santons’, wie die bunt bemalten Figuren genannt werden – und brachte sie in die Schweiz.

Die Figuren des verstorbenen französischen Künstler Marcel Carbonel zeigen nebst den traditionellen Krippenfiguren wie Josef und Maria, die heiligen drei Könige, Hirten, Esel, Schafe und natürlich das Christkind auch einen Querschnitt der provenzialischen Gesellschaft und des Alltags. Da gibt es den Bäcker, die strickende Grossmutter, einen Fischverkäufer, Vagabunden oder Damen und Herren in Tracht.

Sie unterscheiden sich damit von den traditionellen Krippen in der Schweiz, die meist nur Szenen aus der Weihnachtsgeschichte zeigen. Viele Kirchen stellen in der Schweiz und anderen christlich geprägten Ländern eine Weihnachtskrippe auf. Auch in Familien finden sie sich unter dem Weihnachtsbaum.

Neue Heimat für 60 Figuren

Velhagens jahrelange Leidenschaft hat zu einer Kollektion von über 60 Figuren geführt. Bis heute kreiert das Studio Carbonel jedes Jahr eine neue Krippenfigur, die mit Ungeduld erwartet wird.

Die Figuren werden nicht zufällig aufgestellt. Sie bilden in ihrer Gesamtheit auch die moderne Gesellschaft ab, ohne einen direkten Bezug zur Weihnachtsgeschichte zu haben. Eine wichtige Inspirationsquelle für die Figuren sind die ‘Lettres de mon moulin’ des französischen Schriftstellers Alphonse Daudet (1840 – 1897). Er schildert in seinen Briefen heiter-ironische Alltagsbegebenheiten, Schwänke und Volksmärchen, aber auch tragische Ereignisse. Heute kommen auch moderne Figuren wie zum Beispiel Touristinnen und Touristen vor.

Auch die Positionierung der Figuren bezieht sich oft auf aktuelle politische oder gesellschaftliche Verhältnisse. Die Figuren der Hirten, der Engel und der drei Könige werden über die Adventszeit hinweg immer wieder umgestellt und nähern sich langsam dem Geburtsort des Christkinds.

Die Krippe ist bis “Maria Lichtmess” am 2. Februar 2019 im Museum Kloster Muri zu sehen. Die AusstellungExterner Link wird von einem Rahmenprogramm mit Führungen, Lesungen, und kulinarischen Angeboten begleitet.


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