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Sarasin wird im ersten Semester durch Absicherungsverluste zurückgebunden (Zus)

Zürich (awp) – Die Bank Sarasin hat ihren Wachstumskurs auch im ersten Semester 2010 fortgesetzt. Trotz Gewinnwachstum bleibt das Basler Institut jedoch deutlich hinter den Erwartungen des Marktes zurück. Bemängelt wird von den Marktbeobachtern insbesondere die tiefe Bruttomarge. Lob erntet hingegen der anhaltend gute Neugeldzufluss, der über den Prognosen lag. Angesichts der rückläufigen Profitabilität notieren die Aktien aber mit Abschlägen.
Das Management selber zeigte sich am Donnerstag anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen in Zürich zufrieden mit dem Erreichten. “Wir haben ein gutes Resultat erzielt und sind in einem schwierigen Umfeld weiter gewachsen und konnten Neugelder anziehen”, führte Sarasin-CEO Joachim Strähle aus.
ABSICHERUNGSVERLUSTE DRÜCKEN AUF DIE PROFITABILITÄT
Als einzigen Wermutstropfen bezeichnete die Führung die Verluste im Zusammenhang mit Zinsabsicherungsinstrumenten. Die Bank habe hier die Marktentwicklung falsch eingeschätzt, erklärten die Verantwortlichen. Dies habe auch die Profitabilität belastet und sei der Hauptgrund für den deutlichen Rückgang der Bruttomarge auf 69 Basispunkte (BP) nach 86 BP in der Vorjahresperiode.
Die Absicherung sei allerdings noch offen. Damit bestehe die Chance, dass die Verluste im zweiten Halbjahr wieder wettgemacht werden könnten. Im Kerngeschäft Private Banking sei die Marge mit 80 Basispunkten aber praktisch stabil geblieben, hiess es weiter.
Die Argumentation, dass lediglich die Absicherungsverluste zum Rückgang der Profitabilität führten, stösst aber in Analystenkreisen auf Skepsis: So habe sich die Marge auch auf normalisierter Basis, d.h. ohne Berücksichtigung der Einmaleffekte, über die letzten Semester rückläufig entwickelt, lautet der Tenor.
Vor diesem Hintergrund erscheint vielen Marktbeobachtern das mittelfristige Ziel einer Bruttomarge von 90 BP recht anspruchsvoll. Auch die Bank selber sieht bei der Profitabilität Handlungsbedarf. “Es ist klar, dass wir hier den Hebel ansetzen müssen”, meinte Bankchef Strähle. Dazu will die Bank unter anderem die Anzahl der Vermögensverwaltungsmandate erhöhen und auch vermehrt auf das Pricing fokussieren. Denn er sei überzeugt, dass erstklassiger Service auch etwas kosten dürfe.
VORSICHTIG OPTIMISTISCHER AUSBLICK
Für das laufende Jahr zeigt sich die Bank vorsichtig optimistisch und hält an ihren Zielen bezüglich Neugeld und Vermögen fest. Neu formuliert hat Sarasin hingegen sein Gewinnziel. So soll 2010 ein Konzerngewinn vor Minderheiten von mindestens 120 Mio CHF resultieren.
Bisher rechnete das Institut mit einer Gewinnsteigerung von 15 bis 20% auf Basis des bereinigten Ergebnisses von 2009, das Anfang März mit knapp 122 Mio CHF ausgewiesen wurde.
Im Abgeschlossenen Semester resultierte unter dem Strich vor Minderheiten ein Ergebnis von rund 60 Mio CHF oder 11,5% mehr als in der Vorjahresperiode.
Mit Blick auf die Kosten rechnet Sarasin im zweiten Halbjahr mit einer Entwicklung analog zur ersten Jahreshälfte, in der sich der Geschäftsaufwand auf insgesamt 242,6 Mio CHF (+5,4%) summierte. Da sich auf der Ertragsseite auch die Einkünfte um 5,5% auf 332,6 Mio CHF erhöhten, präsentiert sich die Cost/Income-Ratio mit 77,3% praktisch stabil.
Stark zeigte sich hingegen einmal mehr das Neugeld. So flossen der Bank über 6,4 Mrd CHF zu, was einer annualisierten Wachstumsrate von 14% entspricht. Die verwalteten Kundengelder stiegen in der gleichen Zeitspanne bis Mitte Jahr auf 96,2 Mrd CHF nach 93,7 Mrd CHF Ende 2009.
MARKT KAUFT WACHSTUMSTORY NICHT MEHR; AKTIEN NOTIEREN MIT ABSCHLÄGEN
Die Aktien von Sarasin verlieren am Donnerstag bis gegen 16.20 Uhr rund 7,1% auf 39,50 CHF. Der Gesamtmarkt (SPI) präsentiert sich derweil gehalten.
Zwar bezeichnen die meisten Marktbeobachter den anhaltenden Neugeldzufluss als erfreulich, aber die Experten fragen sich gleichzeitig, wann Sarasin diesen in eine entsprechende Profitabilität ummünzen kann. Entsprechend sieht es danach aus, als ob die Marktteilnehmer langsam die Geduld verlieren. Zumindest vorerst scheint der Markt die Wachstumsstory nicht mehr kaufen zu wollen.
pf

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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