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SBB: Lohnkrach hat begonnen

Unter welchen Bedingungen die Verhandlungen weiter gehen werden, ist noch unklar. Keystone

Die Eisenbahn-Gewerkschaften haben die Lohnverhandlungen mit der SBB AG am Mittwoch unterbrochen. Neben der geforderten Reallohn-Erhöhung gibt es Differenzen beim Teuerungs-Ausgleich.

Ohne substanzielle Nachbesserungen wollen die Eisenbahner nicht an den Verhandlungstisch zurück, wie die aus ihren vier Gewerkschaften gebildete Verhandlungsgemeinschaft am Donnerstagmorgen mitteilte. Die SBB bieten einen generellen Teuerungsausgleich von 0,5 Prozent und keine Reallohn-Erhöhungen an.

Die Gewerkschaften Schweizerischer Eisenbahner- und Verkehrspersonalverband (SEV), transfair, Lokomotivführerverband (VSLF) und der Kaderverband quittierten das mit Entrüstung.

Kaderlöhne als Argument

Die SBB holten bereitstehende Bundesmittel nicht ab, verlangten immer mehr vom Personal, restrukturierten dauernd und unternähmen wenig gegen den Personalmangel. Für die Expo.02 würden Ferien- und Freizeitansprüche eingeschränkt. Gleichzeitig gewährten die Bahnen den Topkadern “exorbitante Lohnerhöhungen”, hiess es weiter. Das Personal sei zu Mehrleistungen bereit – aber so nicht.

Nach zehn Jahren ohne Reallohn-Erhöhung sei eine Aufbesserung um gut drei Prozent vonnöten, umriss SEV-Sprecher Peter Lauener die Forderungen. Zudem müssten die SBB die seit 1996 aufgelaufene Teuerung ausgleichen.

Je nach Teuerungsentwicklung im laufenden Jahr rechnet Lauener hier mit etwa 2 Prozent.

SBB: Mehr liegt nicht drin

Reallohn-Erhöhungen lägen wirtschaftlich nicht drin, verteidigte Bahnsprecher Christian Kräuchi die Haltung der SBB. Seit Beginn des Jahres sei der Gesamtarbeitsvertrag in Kraft. Die seit 1996 angelaufene Teuerung sei mit der Reduktion auf die 39-Stunden-Woche ausgeglichen.

Im weiteren böten die SBB dieses Jahr den vollen Teuerungsaugleich an, allerdings abgestuft. Alle derzeit 28’559 Bähnlerinnen und Bähnler erhielten 0,5 Prozent.

Zusätzliche 0,3 Prozent würden individuell ausgerichtet, sagte Kräuchi. Nach seiner Darstellung werden damit individuelle Lohneinbussen zum einen wegen der Neueinstufungen und zum anderen wegen des neuen Lohnsystems mit Leistungskomponente abgefedert.

Den Vorwurf des Personalmangels konterte Kräuchi mit dem Hinweis auf die Neurekrutierten, die nach ihrer Ausbildung bald zum Einsatz gelangen. Durchschnittlich weise das Personal derzeit noch eine Überzeit von etwas unter 10 Tagen auf. Seit dem Bestandes-Tiefpunkt im Februar seien 500 Personen neu rekrutiert worden.

swissinfo und Agenturen

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