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Schatten der Vergangenheit

Der Mohrenkopf - Rassismus hat sich auch in unserer Sprache niedergeschlagen. swissinfo.ch

Eine Tagung der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus befasst sich mit dem Rassismus gegen Schwarze - mit Gedanken über Fremd- und Selbstwahrnehmung.

“Alle Definitionen sind willkürlich. Es ist immer ein Aussenblick, wer als was gilt”, betonte Doris Angst Yilmaz von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR). Tamilen beispielsweise würden in der Schweiz anders wahrgenommen als Menschen aus Afrika oder mit afrikanischer Herkunft.

Die Last der Bilder

Laut Doris Angst sind solche Wahrnehmungen, solche Bilder historisch bedingt. Mit Sri Lanka habe die Schweiz keine gemeinsame Geschichte. Dass wir von den Schwarzen ein anderes Bild haben, lasse sich aus der Zeit des Kolonialismus und der Sklaverei erklären, so Doris Angst gegenüber swissinfo.

“Auch wenn wir nicht sehr aktiv mitwirkten, sind wir doch eingebunden in diesen europäischen Kontext. Europa hat eine lange Geschichte mit Afrika.” Die positiven Eigenschaften von Menschen afrikanischer Herkunft würden häufig übersehen. Stattdessen würden sie noch immer vorwiegend als arm, bedürftig und naiv wahrgenommen.

Rassismus im Alltag

Die EKR hat immer wieder mit Konfliktfällen zu tun, bei denen Menschen eine Stelle nicht erhalten wegen ihrer Hautfarbe. So hiesse es zum Beispiel, man könne Insassen eines Altersheims nicht zumuten, mit Menschen schwarzer Hautfarbe konfrontiert zu werden, erklärte Doris Angst.

Schwarze Menschen fallen eher auf und werden in unserer Gesellschaft oft mit einer gewissen Herablassung und mit Misstrauen wahrgenommen. Ihnen wird oft mit Vorurteilen begegnet.

Körperliche Aggression ist eher selten, wie Kanyana Mutombo von der Aktionsgruppe gegen den Rassismus gegenüber Schwarzen betonte. “Der Rassismus äussert sich meist in Blicken und Anspielungen, in abschätzigen Bemerkungen und anzüglichen Witzen”. All dies passiere in Discos und Restaurants, in der Schule oder am Arbeitsplatz.

Die rassistische Wahrnehmung, die sich speziell gegen dunkelhäutige Menschen richte, müsse zuerst erkannt werden, sagt Doris Angst von der EKR. Als Zweites müsse die Gesellschaft mittels Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierungs-Kampagnen auf diese Sichtweise aufmerksam gemacht werden.

Nach Durban

Im Rahmen der Umsetzung der Ergebnisse der UNO-Weltkonferenz gegen Rassismus, die im September 2001 im südafrikanischen Durban stattfand, werden an der Tagung die historischen Hintergründe des Rassismus gegen Schwarze und dessen alltägliches Erscheinungsbild in der Schweiz reflektiert.

Offizielle Zahlen über die schwarze Bevölkerung in der Schweiz liegen nicht vor. Schätzungsweise leben rund 30’000 bis 50’000 Schwarze in der Schweiz, hauptsächlich in Genf, Lausanne, Zürich und Basel.

Rassistische Übergriffe gegen Schwarze werden nicht separat erfasst, aber genau beobachtet. Einerseits von der EKR, aber auch vom Verein “augenauf” sowie der Reflexions- und Aktionsgruppe gegen den Rassismus gegenüber Schwarzen.

Gaby Ochsenbein

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