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Schlechte Chancen für die Schweizer

Ramon Vega (rechts) ist trotz aller Prognosen optimistisch. Keystone

Mit wenig Kredit steigt die Schweizer Nationalmannschaft am Samstag (24.03.) im Partizan-Stadion in Belgrad in ihr viertes WM-Ausscheidungsspiel. Gegner Jugoslawien mit seinen virtuosen Ballkünstlern scheint übermächtig, eine weitere Niederlage des Teams von Enzo Trossero programmiert.

Der Trainer und seine 21 mit nach Belgrad gereisten Spieler glauben dennoch an eine Chance. Grund dazu besteht allerdings kaum, auch wenn Fussballspiele oft jeder Logik entbehren. Vor drei Wochen blamierten sich die Schweizer auf Zypern gegen Polen (0:4) bis auf die Knochen. Einsatz, Kampfbereitschaft, Willen oder Nationalstolz waren Fremdwörter.

In Belgrad, wo es stürmt und regnet, fehlen mit den verletzten Wicky, Sesa, Comisetti und Sforza, der ohnehin gesperrt ist, und dem auf ein Aufgebot verzichtenden Türkyilmaz einige der wenigen Leistungsträger. Das Handicap wiegt schwer. Ein erneuter Absturz ist wahrscheinlicher als ein unverhoffter Aufschwung. Ein zweifacher Schweizer Abwehrriegel und ein vorsichtiges 4-5-1-System mit nur einer einzigen Sturmspitze dürfte kaum genügen. Es sei denn, den Schweizern gelingt es mit aggressivem Stören und viel Laufarbeit, die Jugoslawen an der Spielentwicklung zu hindern.

Grosse Hoffnungen in Belgrad

Der EM-Viertelfinalist (1:6 gegen Holland), der nach den politischen Unruhen und den abgesagten Heimspielen gegen Russland und Färöer erstmals seit einem Jahr wieder im eigenen Land spielt, darf sich keinen Ausrutscher gegen den krassen Aussenseiter Schweiz leisten. Die fussballbegeisterte Öffentlichkeit im Balkan-Staat erwartet vom Team des ehemaligen U21-Coachs Milovan Djoric (55) einen deutlichen Sieg. Alles andere würde den Ausland-Stars wie Mihajlovic und Dejan Stankovic (beide Lazio Rom), Jugovic (Inter), Jokanovic (Chelsea), Kezman (Eindhoven) und EM-Torschützenkönig Milosevic (Parma) nicht verziehen.

Der neunfache WM-Teilnehmer Jugoslawien hat in der Ausscheidung für 2002 in Japan und Südkorea erst eine Partie ausgetragen und sich in Luxemburg dank zwei Treffern von Savo Milosevic mit 2:0 durchgesetzt.

Trossero: Wie ein Cupfinal

«Dieses Spiel ist für uns wie ein Cupfinal. Jetzt muss ein positives Resultat her», fordert der ehrgeizige Argentinier Trossero, der auf seinen ausdrücklichen Wunsch mit Daniel Romeo einen Landsmann als Assistenten erhalten hat. Trossero: «In den bisherigen Ausscheidungsspielen gegen Russland, Slowenien und Färöer haben wir nicht enttäuscht. Aber unser Punktestand genügt nicht. Der Erfolg einer Nationalmannschaft und deren Trainer wird nur an Resultaten gemessen.»

Wie wahr, Senor Trossero — Von der Handschrift des Trainers oder einem echten Mannschaftsgefüge war bisher wenig zu sehen. Trossero ist auch neun Monate nach seinem Amtsantritt noch immer auf der Suche nach dem Team, das die Schweiz an die WM-Endrunde führen soll.

Der Argentinier lässt diese Vorwürfe nicht unerwidert: «Ich habe in sechs Spielen wohl 33 Akteure eingesetzt. Stets war ich aber wegen Verletzungen und sonstigen Absenzen gezwungen, die Mannschaft umzustellen. Und ich bin ein Trainer, der vielen eine Chance gibt, wenn sie in Form sind. Sie müssen diese aber nutzen, sonst fallen sie aus meinen Überlegungen.»

Die Schweiz und Jugoslawien standen sich bislang elfmal gegenüber. Nur zweimal gewann die Schweiz, zuletzt im Oktober 1983 in Basel nach Toren von Beat Sutter und Brigger mit 2:0. Noch nie konnte sich unsere Landesauswahl im Balkan-Staat durchsetzen. Im September 1998 resultierte immerhin ein 1:1 (Torschütze Sesa) unter Gilbert Gress in Nis. Es handelte sich aber damals wie auch beim 1:1 im gleichen Jahr in Basel (Torschütze Patrick Müller) um ein Freundschaftsspiel. Bei Ernstkämpfen kennen die Jugoslawen meist kein Pardon.

swissinfo und Agenturen

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