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Schocktherapie für Schweizer Raucher?

Schrecken Bilder wie dieses vom Rauchen ab? Die Meinungen sind geteilt.

Wie bereits in verschiedenen EU-Ländern sollen ab nächstem Jahr nun auch in der Schweiz Schockbilder auf Zigarettenpackungen vom Rauchen abhalten.

Während Gesundheits-Organisationen die Bilder möglichst schnell einführen wollen, fordert die Tabakindustrie mehr Zeit.

Eine schwarze Lunge, verfaulte Zähne, ein Totenkopf: Mit solchen schockierenden Bildern will der Bundesrat nicht nur die Raucherprävention stärken, sondern auch mit der Europäischen Union (EU) gleichziehen.

Seit 2003 steht es EU-Mitgliedsstaaten frei, Bilder auf Zigarettenpackungen vorzuschreiben. Die Bilder in der Schweiz sollen die gleichen sein. Die Rechte dafür hat sich Bern bereits in Brüssel gesichert.

In der Vernehmlassung äusserte die Tabakbranche Kritik an den Bildern: Die Verwendung von insgesamt 46 Motiven sei übertrieben.

Auch bemängelten die Zigarettenhersteller, dass die Motive immer wieder ausgetauscht werden müssten.

Unterschiedliche Übergangsfristen gefordert

Der Verband Swiss Cigarette, dem auch die Zigarettenhersteller Philip Morris und British American Tabacco angehören, fordert überdies längere Übergangsfristen. Vorgesehen ist, dass die Produzenten ab 2008 ein Jahr Zeit haben, die Massnahme umzusetzen.

Kürzere Fristen verlangen hingegen die Krebsliga Schweiz, die Arbeitsgemeinschaft Tabak, die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) und die Eidgenössische Kommission für Tabakprävention. Ein halbes Jahr müsste zur Umsetzung genügen, finden die Gesundheitsorganisationen.

Gegenteilige Wirkung

Auf einen interessanten Aspekt machen neben dem Tabakwarenhandel auch die kantonalen Gesundheitsdirektoren aufmerksam: Für Jugendliche könnten die schockierenden Bilder attraktiv wirken.

Die Bilder hätten so eine kontraproduktive Wirkung, das Rauchen würde mehr in Mode kommen.

Neben den Warnungen mit Bild wird es weiterhin Textwarnungen auf den Packungen geben. Die kombinierten Warnungen sind Teil des Nationalen Programms zur Tabakprävention (NPTP).

In diesem legte der Bundesrat zwölf Punkte fest, mit dem der Tabakkonsum im Lande nachhaltig gesenkt werden soll.

swissinfo und Agenturen

Kanada druckt abschreckende Fotos bereits seit 2001 auf Zigarettenpackungen. Länder wie Brasilien (2002), Singapur (2004), Thailand und Venezuela (2005), Australien, Chile, Jordanien und Uruguay (2006) folgten dem Beispiel.

Belgien hat seit Januar 2007 als erstes europäisches Land Zigarettenpackungen mit Schockbildern im Umlauf. Grossbritannien plant die Einführung im Herbst 2008. In Deutschland ist eine politische Debatte zu diesem Thema im Gang.

Als erste Parlamentskammer hat der Nationalrat am Donnerstag ein Gesetz zum Schutz vor Passivrauchen gutgeheissen.

Es sieht ein Rauchverbot in geschlossenen, der Öffentlichkeit zugänglichen Räumen vor (Verwaltungsgebäude, Spitäler, Museen, Theater, Kinos, öffentlicher Verkehr).

Auch in Gaststätten soll das Rauchen untersagt werden. Das Gesetz sieht Ausnahmen vor. So soll das Rauchen in abgeschlosssenen, gekennzeichneten und ausreichend belüfteten Räumen weiterhin erlaubt sein.

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