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Schöpfer des Eternit-Liegestuhls gestorben

Möbel- und Produkte-Designer Willy Guhl 2003 in seinem Garten. Keystone

Willy Guhl, dessen 1954 geschaffener Eternit-Stuhl zu den Ikonen des Schweizer Designs gehört, ist in seinem 90. Lebensjahr gestorben.

Neben dem Eternit-Stuhl gelten auch die Blumenkistchen der Eternit AG und der Scobalit-Schalenstuhl von Guhl zu den Klassikern des neofunktionalistischen Gestalters.

Der Möbel- und Produktedesigner Willy Guhl ist nach Angaben seiner Familie am 4. Oktober in seinem Heim in Hemishofen im Kanton Schaffhausen gestorben. Der am 6. Juli 1915 geborene Guhl war der Schöpfer des Eternit-Liegestuhls, der auch heute noch in vielen Freibädern und Anlagen zu finden ist.

Guhl sah die Aufgabe des Gestalters darin, an der guten, ja perfekten Form eines Gegenstandes zu arbeiten, wie aus einem Artikel des NZZ Folio aus dem Jahre 2001 hervorgeht: Den Eternitstuhl hatte Guhl 1954 entworfen, nachdem er in Niederurnen bei der Eternit AG gesehen hatte, wie die Eternitplatten aus der Maschine kamen.

Der Stuhl besteht aus einem Eternitband, das zu einer Schlaufe geschlossen ist. Die Abwicklung des Stuhls entspricht dem Folio-Artikel zufolge also genau den Massen der maschinell hergestellten Eternitplatten.

Mit anderen Worten, der Produktions-Aufwand halte sich gering, 1956 habe der Originalstuhl 50 Franken gekostet.

Im Museum of Modern Art, New York

Der Stuhl wurde später als Designklassiker vom Museum of Modern Art in New York angefordert. Dort blieb er aber nur zwei Wochen, weil das Eternit Asbestfasern enthielt, was das Krebsrisiko erhöhen kann.

Inzwischen wird der Stuhl asbestfrei produziert. Die neue, asbestfreie Version koste 490 Franken, schrieb das NZZ-Folio. Guhl habe als Gestalter keine Berührungsängste mit der industriellen Fertigung der Möbel- und Designstücke gehabt.

Mit dieser Einstellung ärgerte er Mitte des vergangenen Jahrhunderts zahlreiche Handwerker.

Er fand, dank der Zusammenarbeit mit Handwerk und Industrie könnten sich auch einfache Leute etwas Gutes leisten: So scheute er sich laut Folio-Artikel auch nicht, seine Möbel in den Schaufenstern von Möbel Pfister in Suhr auszustellen.

Schalenstuhl und Hocker: Alltags-Gegenstände

Zu Guhls Designklassikern gehört auch der Scobalit-Schalenstuhl – der erste, der in Europa gebaut wurde. Von Guhl stammen aber auch der nach ihm benannte Guhl-Hocker, sowie eine Vielzahl von Alltagsgegenständen, wie beispielsweise Eternit-Blumenkistchen. Guhl selbst galt als Vertreter des schweizerischen Neofunktionalismus im Design.

Von 1941 bis 1980 unterrichtete Willy Guhl an der Kunstgewerbeschule Zürich Innenausbau sowie Produktgestaltung. Dabei prägte er das Schweizer Designschaffen massgebend. Nach ihm benannt ist auch der Schweizer Willy-Guhl-Designpreis.

Guhl war Sohn eines Möbelschreiners. Er wurde in Stein am Rhein geboren. Seit 1981 lebte er mit seiner Frau im benachbarten Hemishofen, wo er am Montag gestorben ist.

swissinfo und Agenturen

Der bekannte Schweizer Designer und Gestalter Willy Guhl ist Anfang Woche in seinem 90. Lebensjahr gestorben.
Guhl zeichnete vor allem Alltagsgegenstände.
Er war fast während 40 Jahren Lehrer an der Kunstgewerbeschule Zürich.
Der Schweizer Designpreis Willy Guhl ist nach ihm benannt.

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