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Schweiz bekennt sich zu Schutz der Artenvielfalt

Ein Poster an der Konferenz für Biodiversität in Kuala Lumpur zeigt Schönheiten der Natur. Keystone

An der UNO-Artenschutzkonferenz in Malaysia haben rund 100 Länder, darunter die Schweiz, einen Aktionsplan verabschiedet. Ziel ist der Schutz der weltweiten Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten.

Kritiker auch aus der Schweiz loben zwar den Plan, weisen aber darauf hin, dass es an Verbindlichkeit und Geld mangle.

Jedes Jahr verschwinden nach Angaben der Welt-Naturschutz-Union (IUCN) mindestens 27’000 Tier- und Pflanzenarten für immer von der Erde. Dies als Folge von Industrialisierung, Landbebauung und Übernutzung der Meere, um die wichtigsten Gründe zu nennen.

Die UNO-Artenschutzkonferenz in Malaysia, an der rund 2000 Fachleute teilnahmen, hat deshalb einen konkreten Plan verabschiedet. Dieser sieht ein weltweites Netz von Naturschutzgebieten vor. Befürworterin des Plans war auch die Schweiz, die mit Botschafter Beat Nobs in Malaysia vertreten war.

Schutzsysteme in jedem Land

Ziel des Plans ist es, das weitere Aussterben von Tier- und Pflanzenarten weltweit zu stoppen. Damit soll die Grundlage für die Erhaltung einer möglichst breiten Artenvielfalt (Biodiversität) geschaffen werden. Der Schutz von indigenen Bevölkerungsgruppen ist ebenfalls Teil des Vorhabens.

Jedes Land soll gemäss Vereinbarung bis zum Jahr 2010 für sein jeweiliges Gebiet ein Schutzsystem installiert haben. Bis 2012 soll dies auch für das Meer geschehen.

Die Ausweisung eines Naturschutzgebietes heisse nicht, dass keiner mehr hineingehen dürfe, sagte ein Delegierter der Konferenz. Vielmehr solle der Schutz der Arten Vorrang haben, die Nutzung aber möglich sein.

Zu unverbindlich

Umweltschützer lobten den Aktionsplan, forderten aber eine rasche Umsetzung. “Der Aktionsplan ist sehr, sehr gut”, sagte Martin Kaiser von Greenpeace. Es fehle aber die rechtliche Verbindlichkeit, diesen jetzt umsetzen zu müssen. So sei die Umsetzung vom Willen der Länder abhängig.

Zudem kritisierte Kaiser die mangelnde Finanzierung durch die Industriestaaten. “Was hier beschlossen wurde, ist eine gut gefüllte Werkzeugkiste zum Schutz der Arten. Wenn die Länder aber kein Geld auf den Tisch legen, bleibt die Kiste zu, dann sind die Beschlüsse wertlos.”

Bewusstsein fördern

“Ziel der Konferenz war nicht, Geld zu sammeln, sondern das Bewusstsein für den nötigen Schutz der Artenvielfalt zu fördern”, erwiderte Botschafter Beat Nobs, Chef der Abteilung Internationales beim Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), gegenüber swissinfo auf die Kritik.

Ohne den Schutz der Biodiversität, also von Natur und Ökosystemen, werde sich die Erde nur schwerlich Richtung Nachhaltigkeit entwickeln, so Nobs weiter. Die Länder würden jetzt beginnen, dies zu realisieren.

Nobs wies darauf hin, dass der UNO-Fonds für den globalen Umweltschutz (Global Environment Facility GEF) im vergangenen Jahr erhöht worden sei. Von den rund 3 Mrd. Franken seien zwischen 30 und 35% für die Erhaltung der Artenvielfalt reserviert. Nobs bezeichnete die Kritik der Umweltverbände deswegen als ein wenig “kurzsichtig”.

Zielort Entwicklungsländer

Dennoch räumte Nobs ein, dass weitere finanzielle Ressourcen nötig sein werden. “Nur mit genügend Mitteln wird es möglich sein, die Umwelt in den Entwicklungsländern langfristig zu schützen.” Denn dort sei der Druck durch die Bevölkerungszahl und wirtschaftliche Entwicklung sehr gross.

Ebenso dringend seien aber Gelder für die Forschung, so Nobs weiter. “Weniger entwickelte Länder müssen Zugang erhalten zu modernen Technologien.”

Nobs musste eingestehen, dass die erhofften Ziele bis 2010 nicht erreicht werden könnten. “Die Erhaltung der Artenvielfalt ist ein übergeordnetes Ziel, und bisher hat noch kein Land konkrete Schritte unternommen”, so Nobs. Dies im Gegensatz zum Protokoll von Kyoto, bei dem der Klimaschutz fixe Ziele vorgegeben werden.

Die Konferenz beschloss weiter eine Arbeitsgruppe einsetzen, um die Arbeit der Staaten zu überprüfen. Die Konferenz gab ferner den Startschuss zu Verhandlungen für ein internationales Rechtssystem, um Profite aus dem Wissen der Bevölkerung und aus den Genen in artenreichen Regionen der Erde gerecht zu verteilen.

swissinfo und Agenturen

Pro Jahr verschwinden rund 27’000 Pflanzen- und Tierarten vom Planeten Erde.
Der Grundstein zur Erhaltung der Artenvielfalt wurde 1992 am Umweltgipfel von Rio de Janeiro gelegt. Dort einigten sich die Länder auf die Biodiversitäts-Konvention.
10 Jahre später, am Gipfel von Johannesburg, erklärten sich Staats- und Regierungschefs damit einverstanden, die Abnahme der Artenvielfalt bis 2010 zu stoppen. Sie versäumten es aber, konkrete Massnahmen zu beschliessen.
Diese Lücke soll mit dem nun verabschiedeten Plan geschlossen werden, wonach die Länder bis 2010 Schutzgebiete und -systeme errichten müssen.
Eine Arbeitsgruppe soll den Vollzug der Massnahmen kontrollieren.

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