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Schweiz ist bestürzt über Geiseldrama

Überlebende Kinder trösten sich nach der Befreiung durch die Spezialtruppen. Keystone

Das Geiseldrama in Nordossetien mit insgesamt 340 Toten und rund 700 Verletzten hat in der Schweiz Bestürzung ausgelöst.

Das Aussenministerium sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und zeigte sich besorgt über die Sicherheit der befreiten Geiseln.

Neben 323 Geiseln seien 26 Extremisten getötet worden. Unter den 323 Toten befinden sich 155 Kinder. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey hat am Samstag der vom Geiseldrama betroffenen Regierung in Nordossetien ein Angebot zur Lieferung von Hilfsgütern und Medikamenten unterbreitet.

Calmy-Rey bekräftigte in der Mitteilung zugleich ihre Bestürzung über das Geiseldrama und sprach den Opfern ihr Beileid aus. Sie bedauere, dass das Drama gewaltsam beendet worden und keine Verhandlungslösung möglich gewesen sei.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verurteilte das an Kindern, Frauen und Männern verübte Verbrechen.

Besonders besorgt sei man über die Sicherheit und Verfassung der befreiten Frauen und Kinder, erklärte EDA-Sprecher Ivo Sieber. Das (EDA) sei bestürzt, dass es während der Geiselnahme in Beslan wie auch bei deren Beendigung zu Opfern gekommen sei.

Die Geiseln in einer Schule in Beslan waren am Freitagnachmittag nach der Erstürmung der Schule durch russische Sicherheitskräfte befreit worden.

Der Inlandsgeheimdienst FSB betonte, dass eine Erstürmung der Schule nicht geplant gewesen sei. Man habe eingegriffen, nachdem die Geiselnehmer auf flüchtende Geiseln geschossen hätten.

DEZA bietet Nordossetien Hilfe an

Die humanitäre Hilfe des Bundes bot bereits am Freitag abend der nordossetischen Regierung ihre Hilfe an, wie Jean-Philippe Jutzi von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) sagte.

Die Bedürfnisse würden zurzeit abgeklärt.

Die Sicherheit der DEZA-Mitarbeitenden bei einem Einsatz wäre gewährleistet, versicherte Jutzi. Nach den jüngsten Ereignissen in der Region werde die humanitäre Hilfe ihre Aktivitäten vor Ort aber überprüfen.

IKRK mittendrin

Das IKRK hat derweil medizinisches Material in das Spital von Beslan und die pädiatrische Einrichtung von Wladikawkas gebracht. Damit könnten bis zu 100 Verletzte des Geiseldramas behandelt werden, teilte die humanitäre Organisation mit.

Die Lieferungen wurden in Zusammenarbeit mit dem russischen Roten Kreuz vorgenommen. Als die Kämpfe in der Schule begannen, befanden sich Delegierte der Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im Spital von Beslan und sahen, wie eine grosse Zahl verwundeter Menschen in die Klinik gebracht wurden.

Die IKRK-Mitarbeiter seien bereit, weitere medizinische Hilfe und anderes benötigtes Material zu bringen, um den Menschen zu helfen, die von der Geiselnahme betroffen sind, hiess es weiter.

Seit Beginn der Krise am 1. September war das IKRK in regelmässigem Kontakt mit den russischen Behörden und stand bereit, um jede notwendige humanitäre Hilfe zu leisten.

swissinfo und Agenturen

Noch nie endete eine Geiselnahme mit so vielen Opfern wie in der Schule von Beslan.

Noch nie mussten so viele Kinder bei der Beendigung eines Geiseldramas sterben.

Im Oktober 2002 stürmten Terroristen und Terroristinnen mit Sprengstoffgürteln ein Musical-Theater in Moskau. Dabei mussten 129 Geiseln sterben.

Im Januar 1996 brachten 300 Rebellen das Krankenhaus der dagestanischen Stadt Kisljar mit etwa 2000 Menschen in ihre Gewalt. Es starben fast 80 Menschen.

Im Juni 1995 übefiel der Rebellenführer Schamil Bassajew mit 100 Gefolgsleuten das Krankenhaus der südrussischen Stadt Budjonnowsk. Mehr als 1000 Personen gerieten in ihre Gewalt. Mindestens 15 Zivilisten starben.

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