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Schweiz soll zuvorderst gegen Klimawandel kämpfen

Rajendra Pachauri sieht die Schweiz als Speerspitze im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Reuters

Der Präsident des UNO-Klimarats IPCC, Rajendra Pachauri, hat die Schweiz am Dienstag anlässlich eines Besuches in Bern aufgerufen, an vorderster Front gegen den Klimawandel zu kämpfen.

Pachauri und der Klimarat haben letzte Woche zusammen mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore den Friedensnobelpreis erhalten.

Pachauri hat sich am Dienstag mit Vertretern der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit (DEZA) in Bern getroffen.

“Auch wenn die Schweiz ein kleines Land ist, so hat sie doch die nötigen finanziellen, technologischen und menschlichen Ressourcen, um viel gegen den Klimawandel zu unternehmen”, sagte Pachauri.

Sie sei ein “moralischer Leader” und könnte deshalb zuvorderst gegen den Klimawandel antreten, betonte der Inder.

Mit DEZA-Direktor Walter Fust und dem Direktor des Bundesamtes für Umwelt (BAFU), Bruno Oberle, diskutierte Pachauri Aufgaben, denen sich die Entwicklungszusammenarbeit in Zusammenhang mit der globalen Klimaerwärmung widmen muss.

Treffen mit Bundespräsidentin

Pachauri war bereits vor der Verleihung des Friedensnobelpreises an den ICCP in die Schweiz eingeladen worden. Aus aktuellem Anlass empfing ihn Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey zu einem Höflichkeitsbesuch.

Am Nachmittag trat Pachauri vor die Medien. Vor ihnen unterstrich er, dass die Klimaerwärmung eine Gefahr für den Weltfrieden bedeute. Deshalb müsse die Entwicklungszusammenarbeit Projekte fördern, die Auswirkungen des Klimawandels milderten.

So müssten die Industrienationen den ärmsten Ländern mit technologischem Know-how helfen, damit lebensnotwendige Ressourcen wie Wasser effizient genutzt werden könnten.

Auswirkungen auf Weltfrieden

Namentlich zum Erhalt der Landwirtschaft seien moderne Technologien äusserst wichtig.

“Wenn die landwirtschaftliche Produktion von der Klimaerwärmung betroffen ist, wird das Auswirkungen auf den Weltfrieden haben”, so Pachauri.

Für Pachauri ist auch die CO2-freie Atomenergie eine Option. Auch wenn es mit der Atomenergie noch einige Probleme gebe, sehe er für diese Idee Wachstumspotential, erklärte der Friedensnobelpreisträger in Bern.

Vordringlich sei auch, die Armen mit effizienter und sauberer Energie zum Kochen, mit Licht und Kühlketten zu versorgen, damit sie ihre Produkte bis zum Verkauf lagern könnten.

“Die Schweiz muss die Führung im Kampf gegen die globale Klimaerwärmung einnehmen”, appellierte er an die Politiker. Die Schweiz sei zwar ein kleines Land und trage wenig zur globalen Erwärmung bei – aber alle Ländern müssten etwas tun.

“Nichts tun ist teurer”

Er sei zuversichtlich, dass die Industrienationen dieser Aufgabe gewachsen sein würden. “Die gute Nachricht ist, dass die Kosten zur Verminderung von Schadstoffen nicht sehr hoch sind”, sagte Pachauri gegenüber swissinfo.

“2030 werden sie nur rund 3% des Bruttosozialprodukts betragen. Wir müssen lediglich die Trägheit im heutigen Denken aufbrechen.”

Nichts tun würde teurer zu stehen kommen als die zu ergreifenden Massnahmen. “Die Kosten nach Naturkatastrophen sind viel höher als jene für Präventionsmassnahmen”, betonte er.

Solidarisch

BAFU-Direktor Bruno Oberle sagte, dass sich beim Klimawandel unmittelbar die Frage der Solidarität stelle. Deshalb habe die Schweiz in der UNO auch den Vorschlag einer globalen CO2-Abgabe gemacht, von der die ärmsten Ländern profitieren könnten.

Ein wichtiger Partner der DEZA im Klimabereich ist das indische “The Energy and Resources Institute” (TERI), dem Pachauri als Direktor vorsteht. Die DEZA lud Pachauri unter anderem ein, um die Klimakonferenz in Bali vorzubereiten.

swissinfo und Agenturen

Ein zusammenfassender Bericht des IPCC soll im November an der Generalversammlung des UNO-Klimarats in Valencia vorgestellt werden.

Der IPCC, der seinen Sitz in Genf hat, wurde 1988 gegründet, um Informationen und Studien zum Klimawandel zu sammeln. Diese richten sich direkt an die Politiker.

Der erste Bericht der IPCC hat 1992 die UNO-Konvention über den Klima-Wandel bewirkt, die 1997 zum Kyoto-Protokoll zur Verringerung des Treibhauseffekts geführt hat.

Die DEZA unterstützt seit 1993 internationale Projekte im Zusammenhang mit dem Klimawandel, so etwa in Indien, Mali, Peru oder Madagaskar.

Auf multinationaler Ebene unterstützt die Schweiz den Globalen Umweltfonds mit rund 30 Mio. Franken pro Jahr sowie Klimaprojekten bei der Weltbank und den UNO-Organisationen.

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