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Schweiz verstärkt diplomatische Bemühungen in Nahost

Viele Strassen Beiruts sind praktisch nicht mehr passierbar. Keystone

Die Schweiz will sich für ein Ende der Gewalt im Nahen Osten einsetzen. Das versprach Aussenministerin Micheline Calmy-Rey dem libanesischen Ministerpräsidenten Fuad Siniora.

Derweil gestaltet sich die Evakuierung der verbliebenen rund 400 Schweizerinnen und Schweizer in Libanon weiterhin schwierig.

Siniora habe Bundesrätin Calmy-Rey darauf aufmerksam gemacht, dass sein Land von einer humanitären Katastrophe bedroht sei, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Abend mit.

Er bat die Schweiz, sich für einen sofortigen Waffenstillstand einzusetzen, damit die humanitäre Nothilfe vor Ort einsetzen könne. Zudem sei ein humanitärer Gürtel auf hoher See zwischen Zypern und Libanon nötig.

Unterstützung zugesichert

Calmy-Rey habe Libanon die Unterstützung der Schweiz in dieser “schwierigen Phase” zugesichert, heisst es im EDA-Communiqué. Die fünf Spezialisten, die am Mittwoch zur Verstärkung der Schweizer Botschaft in Beirut erwartet werden, sollen auch Kontakt mit der libanesischen Regierung aufnehmen.

Auf diese Weise sollten die dringlichsten Bedürfnisse der humanitären Hilfe genauer abgeklärt werden, schrieb das Aussenministerium.

Schwierige Evakuierung

Die Evakuierung der verbliebenen rund 400 Schweizerinnen und Schweizer aus Libanon gestaltet sich weiterhin schwierig. Am Dienstag schafften nur gerade 15 Schweizer die Ausreise – mit der Fähre oder auf dem Landweg.

Neun Ausreisewillige sind laut EDA in einem Konvoi nach Damaskus gebracht worden. Der Transport war von der Schweizer Botschaft zusammen mit Österreich organisiert worden.

Sechs Schweizer erreichten auf einer von Frankreich gecharterten griechischen Fähre die nahegelegene Insel Zypern. Sie sollten bald in der Schweiz eintreffen. Ursprünglich hätten am Montag Abend 42 Schweizer das Land per Schiff verlassen können. Doch die Fähre hatte den Hafen aus Sicherheitsgründen früher als geplant verlassen.

Mit eigenem Schiff

Die verbleibenden Schweizer wurden von diplomatischem Personal betreut und zum Teil in Hotels, zum Teil in der Schweizer Botschaft untergebracht, wie EDA-Sprecher Jean-Philippe Jeannerat erklärte.

Sie sollen nun voraussichtlich am Mittwoch Morgen per Schiff evakuiert werden können. Da weitere Transport-Kapazitäten schwer zu organisieren seien, habe sich das EDA entschieden, selber ein Schiff zu reservieren, das am Freitag im Krisengebiet eintreffen könnte.

Trotzdem müssen viele Schweizerinnen und Schweizer womöglich noch Tage in der kriegsversehrten Stadt auf ihre Ausreise warten. Zum Teil handle es sich dabei um Touristen, zum Teil um Leute, die ständig dort lebten, sagte Jeannerat.

Internationale Zusammenarbeit

Die Schweiz arbeitet bei der Evakuierung mit anderen betroffenen Staaten zusammen. Die Pläne sind stark abhängig von der Intensität der israelischen Luftangriffe. Das EDA hat für Mittwoch weitere Evakuierungen auch auf dem Landweg geplant.

Sorge bereite weiterhin das Los der rund 50 Schweizerinnen und Schweizer im Süden Libanons. Bis am Mittwoch Abend will die Schweiz zusammen mit der UNO auch für diese Bürger eine Lösung finden.

Vor Kriegsausbruch lebten 838 Schweizer in Libanon, 713 von ihnen sind Doppelbürger. Mehr als 130 Schweizer wurden bereits am vergangenen Wochenende auf dem Landweg via Syrien in Sicherheit gebracht.

Konflikt verschärft

Trotz internationaler Bemühungen um ein Ende der Gewalt hat Israel seine Angriffe auf Libanon auch am Dienstag noch einmal verstärkt. Die Luftwaffe griff neben Stellungen der schiitischen Hisbollah-Miliz auch mehrere Kasernen der libanesischen Armee an.

Laut Angaben des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF sind in Libanon derzeit gegen 500’000 Menschen auf der Flucht. Im Land leben rund 4 Millionen Menschen.

swissinfo und Agenturen

838 Schweizer Staatsangehörige lebten in Libanon.
713 sind schweizerisch-libanesische Doppelbürger.
Im Moment befinden sich einige hundert Schweizer Touristen in Libanon.
Besorgte Angehörige in der Schweiz können sich an den konsularischen Schutz in Bern wenden:
Telefon +41 31 324 98 08.

Israel hat die radikalislamische Hisbollah-Miliz im Libanon ursprünglich wegen der Entführung von zwei israelischen Soldaten angegriffen.

Am siebten Tag der israelischen Angriffe mit inzwischen mehr als 230 Todesopfern setzte sich der Exodus aus dem Libanon fort.

Weil der Flughafen und die Autobahn nach Syrien zerstört sind, hoffen nun viele Menschen auf die Evakuierung mit einem Schiff.

In Israel haben die Raketenangriffe der Hisbollah bisher über 25 Menschenleben gefordert.

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