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Schweiz verstärkt Präsenz in Russland

Vlnr: Botschafter Erwin Hofer, Staatsekretär Michael Ambühl, Generalkonsul Urs Strausak vor dem neuen Generalkonsulat. swissinfo.ch

Mit der Eröffnung eines Generalkonsulats in St. Petersburg stärkt die Schweiz die Zusammenarbeit mit der dynamisch wachsenden russischen Region.

Russland, in der Schweizer Aussenpolitik als strategischer Partner definiert, soll für die Schweiz noch wichtiger werden.

Mit dem feierlichen Durchschneiden eines roten Bandes wurde am Mittwoch das neue Generalkonsulat der Schweiz in der russischen Stadt St. Petersburg eröffnet.

Bislang ist die Schweiz in Russland nur mit einer Botschaft in Moskau vertreten. “Mit diesem Schritt soll die Schweizer Präsenz in der wirtschaftlich dynamisch wachsenden Region verstärkt werden”, sagte Staatssekretär Michael Ambühl am Mittwoch in St. Petersburg.

Ambühl weilt seit Dienstag in Russland. Bei einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen hatte er Möglichkeiten zur Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern erörtert.

“Das eindrucksvolle Wachstum des Tourismus in beide Richtungen und das verstärkte Interesse schweizerischer Geschäftskreise an der Region bedingen auch eine Verstärkung der offiziellen Schweizer Präsenz”, erklärte Ambühl weiter.

Vertretung war fällig

Bislang war die Schweiz in St. Petersburg seit den 1990er-Jahren durch eine ehrenamtlich tätige Honorarkonsulin vertreten. “Die Professionalisierung hat sich durch die zunehmenden Kontakte zwischen St. Petersburg und der Schweiz aufgedrängt”, sagte der Schweizer Botschafter in Russland, Erwin Hofer.

Schwerpunkt der Konsulatsarbeit soll neben der Visa-Ausgabe an russische Touristen vor allem die Intensivierung der Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich sein.

Das neue Generalkonsulat wird von Urs Strausak geleitet. Er war vorher als erster Mitarbeiter beim Schweizerischen Generalkonsulat in Los Angeles und zuletzt in Addis Abbeba tätig.

Alte Verbindung zur “nördlichen Hauptstadt”

Mit der Eröffnung knüpft die Schweiz an alte Beziehungen zur “nördlichen Hauptstadt” an, wie St. Petersburg von den Russen auch genannt wird. Schweizer haben die Stadt als Architekten, Wissenschaftler, Erzieher und Unternehmer entscheidend mitgestaltet.

Der Tessiner Architekt Domenico Trezzini plante die Peter und Paul-Festung, das Wahrzeichen der Stadt, der Basler Mathematiker Leonard Euler baute die russische Akademie der Wissenschaften mit auf, der Genfer François Lefort gründete die russische Flotte.

Waren es erst einzelne Persönlichkeiten, die in der Gründungszeit von St. Petersburg vor 300 Jahren Verbindungen zwischen den Ländern förderten, folgten schon bald diplomatische Beziehungen: Vor 190 Jahren auf konsularischer Ebene, vor 100 Jahren mit der Entsendung eines Gesandten nach St. Petersburg. 1918 wurde die Vertretung geschlossen, 1946 wurde die Botschaft in Moskau eröffnet.

Austausch im Jubiläumsjahr

Unter dem Titel “Russland & Schweiz – Jahr der Jubiläen” finden 2006 verschiedene Aktivitäten statt, welche die Vielseitigkeit der Beziehungen spiegeln sollen. Die Veranstaltungen haben zum Ziel, nachhaltige Projekte zu fördern und so den Austausch zwischen den Ländern über das Jubiläumsjahr hinaus zu intensivieren und zu vertiefen.

Ambühl hatte bereits am Dienstag bei seinem Amtskollegen Wladimir Titow, dem stellvertretender Aussenminister der Russischen Föderation, für eine intensivere Zusammenarbeit geworben.

“Das Verhältnis ist gut, wir wollen nun die Beziehungen weiter vertiefen und besser strukturieren”, sagte Ambühl.

swissinfo, Alexandra Stark

Schwerpunkt der Arbeit des neu eröffneten Generalkonsulats ist die Ausgabe von Visa sowie die Pflege wirtschaftlicher Beziehungen.
6 Angestellte arbeiten im Generalkonsulat.
Im letzten Jahr wurden 7000 Visa ausgestellt, in Moskau rund 63’000.
Ingesamt wurden 10% mehr ausgestellt als ein Jahr zuvor.

Im 18. Jahrhundert waren Schweizer Architekten und Gelehrte in Russland sehr gefragt.

Im 19. Jahrhundert war Russland für Schweizer ein beliebtes Auswanderungsziel.

Nach der Revolution 1917/1918 wurden die diplomatischen Kontakte abgebrochen, ebenso der Handel. Die Kontakte entwickelten sich erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg.

Während des Kalten Krieges nahm die Schweiz eine strikt antikommunistische Haltung ein.

Ende 2005 lebten in Russland 576 Schweizer Staatsangehörige.

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