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Farbtupfer gegen unerwünschte Werbung

Stopp-Reklame-Aufkleber schützen nicht vor jeder Werbung. Keystone

Haftet an Ihrem Briefkasten auch ein Stopp-Reklame-Kleber? In der Schweiz verschmäht heute fast jeder zweite Haushalt ausdrücklich jene Werbung, die gratis nach Hause geliefert wird. Die Wirkung dieser Aufkleber ist bescheiden. Bei mir zuhause auch!

Obwohl uns die Werbung nicht nur über die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen auf dem Laufenden hält, sondern uns immer wieder auch gratis an Wettbewerben und Gewinnspielen teilhaben lässt, investieren viele Eidgenossen – und inzwischen auch immer mehr Immigranten – Zeit und Geld, um diese von ihren Briefkästen fern zu halten.

 

In unserer Siedlung erlaubt die Liegenschaftsverwaltung keinen Wildwuchs an den Briefkästen. Erlaubt sind nur jene Stopp-Reklame-Kleber, die im Fachhandel lediglich in der Dreierpackung für 2 Franken 70 erhältlich sind.

 

Weil ich nicht zu den Zweit- oder Drittwohnungsbesitzern gehöre, die mehr als einen Briefkasten haben, stellte sich die Frage, was sich mit den beiden vorrätigen Aufklebern anstellen liesse. Legitim schien mir die Variante, diese als Werbung gegen Werbung einzusetzen und sie durch jene nachbarschaftlichen Briefkasten-Schlitze zu schieben, deren Inhaber sich (noch) nicht ausdrücklich gegen Reklame zur Wehr setzten.

 

Mein eigener Stopp-Reklame-Kleber zeigte übrigens wenig Wirkung, schon gar nicht gegen Gratisanzeiger. Ich habe deshalb auch noch den Aufkleber mit der Aufschrift „Keine Gratisanzeiger“ gekauft, für ebenfalls 2 Franken 70.

 

Ohne die Verwaltung um Erlaubnis zu fragen, habe ich noch gleichentags den Keine-Gratisanzeiger–Kleber neben den Stopp-Reklame-Kleber gedrückt. Genützt hat es kaum etwas. Der Bernerbär zum Beispiel lag schon am nächsten Tag wieder im Kasten.

 

Verärgert über so viel Ignoranz griff ich zum Telefon, um mich bei den Verantwortlichen zu erkundigen, ob der Zusteller der lokalen Gratispostille sehbehindert oder Analphabet sei.

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Schwarzer Humor?

„Die beiden Kleber genügen halt nicht“, belehrte mich eine freundliche Frau Oberbühler am anderen Ende der Leitung. Wirksamen Schutz gegen den Bernerbär biete nur ein „Schwarzer Punkt“.

 

„Sie haben wenigstens Humor“, antwortete ich mit der vermeintlichen Gewissheit, dass man mir den Bären nicht nur aufhalsen, sondern ihn mir aufbinden wollte. „Nein, das ist kein Spass“, insistierte die Dame. Sie werde mir einen „Schwarzen Punkt“ zuschicken lassen.

 

Mit dem Risiko, mich als Opfer einer Inszenierung mit versteckter Kamera vor der ganzen Nation lächerlich zu machen, drückte ich den „Schwarzen Punkt“, der mir noch in der gleichen Woche in einem Couvert der Firma Direct Mail Company zugestellt worden war, neben die beiden anderen Kleber auf meinen Briefkasten. Seitdem lässt sich der Bernerbär tatsächlich nur noch selten bei mir blicken.  

 

Unbeeindruckt vom Schwarzen Punkt ist weiterhin das „Pfarrblatt der römisch-katholischen Pfarreien“. Ob es an der Farbe liegt?

 

Aber auch von den gemeinnützigen Appellen der örtlichen Sozialdemokratischen Partei SP werde ich weiterhin heimgesucht. Ich werde versuchen, mit einem roten Punkt als Sinnbild für einen Platzverweis Abhilfe zu schaffen. Von einem grünen Punkt verspreche ich mir eine abwehrende Wirkung gegen die wachsende Artenvielfalt der Biowerbung.

 

Unschlüssig bin noch bei der Farbenwahl gegen die Extrablätter der Schweizerischen Volkspartei SVP. Vielleicht Orange, weil sie in Mode gekommen sind, oder Schwarz-Weiss, wie das Weltbild? – Vermutlich entscheide ich mich für eine Mischung davon.

Rote und schwarze Punkte

 

Von swissinfo.ch zu einer Stellungnahme eingeladen, schreibt die Espace Media AG, die Verlegerin des Bernerbär, mit einem Augenzwinkern: “Der Bernerbär kennt neben dem ‘schwarzen Punkt’ als Verzichtserklärung auch den ‘roten Punkt’ als Zustelleinladung.

Daumen hoch für den Bernerbär!”

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