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Schweizer Autor und Pharmakritiker gestorben

Der Schweizer Schriftsteller Hans Ruesch wurde im eigenen Land verkannt. hansruesch.net

Der Schweizer Ex-Rennfahrer, Schriftsteller und Tierversuchsgegner Hans Ruesch ist am Montag in Lugano nach langer Krankheit im Alter von 94 Jahren gestorben.

Ruesch war vor allem in Italien, nicht aber in der Schweiz bekannt. Er schrieb auf Deutsch, Englisch und Italienisch.

Als Sohn eines Schweizer Industriellen und einer Italienerin geboren, wuchs Hans Ruesch in Italien auf. Für sein Medizinstudium zog er nach Zürich.

In der Schweiz wurde er zuerst als Autorennfahrer bekannt. 1932 fuhr er als 19-Jähriger das Klausenrennen auf einem MG.

In den folgenden Jahren vertrat er die Schweiz mit beträchtlichem Erfolg auf internationalen Rennstrecken, mass sich mit bekannten Fahrern wie Rudolf Caracciola, Bernd Rosemeyer oder Manfred von Brauchitsch und gewann mehrere Grand Prix.

Zu Rueschs bevorzugten Autos gehörten Alfa Romeo und Maserati. Noch Anfang der fünfziger Jahre wurde er in einem Ferrari gesichtet.

Rennbücher

Nach einem Unfall im Jahr 1938 begann er zu schreiben. Sein erster Roman über den Rennsport erschien unter dem Titel “Gladiatoren”. In “The Racer” beschrieb er 1955 erneut die Welt der Autorennfahrer.

Die Schilderungen wurden 1957 mit Kirk Douglas in der Hauptrolle verfilmt. Ebenfalls ins Kino kam sein Roman “Im Land der langen Schatten”. In dem Film von Nicholas Ray spielten Berühmtheiten wie Anthony Quinn und Peter O’Toole mit.

In den vierziger Jahren war Ruesch in die USA gezogen, wo er auch als Journalist für verschiedene bekannte Magazine schrieb. Zum amerikanischen “Bestseller des Jahres” wurde sein Eskimo-Roman “Paradies im Eis”, der eine Auflage von drei Millionen verkauften Exemplaren erreichte.

Während der Schweizer mit seinen Büchern in vielen Ländern Erfolg hatte, wurde er in seinem eigenen Land ignoriert und verkannt. Der Grund dafür ist im Druck der Pharmaindustrie zu suchen, welche der Autor in seinen Werken hart kritisierte.

Ab den siebziger Jahren engagierte er sich stark für den Tier- sowie Naturschutz und gegen die Pharmaindustrie. In der Folge verschwanden seine Bücher aus den Schweizer Buchhandlungen.

Eine Buchhändlerin bei Stauffacher in Bern bestätigte gegenüber swissinfo, dass in ihrem Geschäft keine Werke Rueschs angeboten werden und dass der Autor, weil praktisch unbekannt, von Kunden heute auch nicht mehr nachgefragt wird.

Justizkritiker

Sein eigentliches Lebenswerk, “Nackte Herrscherin”, musste Ruesch jahrelang vor Gericht verteidigen, bevor es erscheinen konnte. In der Folge vertrat er die Überzeugung, die Justiz werde von der Pharmaindustrie manipuliert.

Dieser These widmete er den Band “Die Fälscher der Wissenschaft”. Mit “Die Pharma-Story – der grosse Schwindel” doppelte er 1985 nach.

Ende der achtziger Jahre wurde es ruhig um den in seiner Heimat boykottierten und inzwischen kranken Schriftsteller: Zuletzt lebte der älteste noch lebende Gewinner eines Grand Prix im Tessin, wo er am Montag 94-jährig verstarb.

swissinfo und Agenturen

– Gladiatoren, 1939
– Rennfahrer, 1955
– Die Sonne in den Augen, 1955
– Im Land der langen Schatten, 1958
– Der schwarze Durst, Ullstein, Berlin 1959
– Die kleinen Diebe, Diana, Zürich 1964
– Die Rivalen, Diana, Zürich 1965
– Iglus in der Nacht, Rowohlt, Reinbek 1974

– Nackte Herrscherin. Entkleidung der medizinischen Wissenschaft, 1978
– Die Fälscher der Wissenschaft, 1979
– Die Pharma-Story – Der grosse Schwindel, 1985
– Tausend Ärzte gegen Tierversuche, 1986

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