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Schweizer Chocolatiers und das ivorische Chaos

Ein ivorischer Arbeiter schaufelt in der Sonne getrocknete Kakao-Bohnen zusammen. Keystone

Die chaotische Lage in der Elfenbeinküste trifft auch Nestlé und Barry Callebaut. Bis heute sehen sie aber noch keine Auswirkungen auf ihr Geschäftsergebnis.

Trotzdem haben die grossen Schweizer Schokolade-Fabrikanten, die zu den Haupt-Kakao-Importeuren zählen, Massnahmen ergriffen.

Nestlé hat seine zwei in der letzten Woche geschlossenen Fabriken in der Elfenbeinküste noch nicht wiedereröffnet, sagte am Montag der Sprecher des Nahrungsmittel-Multis aus Vevey, Xavier Perroud.

Er konnte keine Angaben zur Wiedereröffnung machen. Die 43 evakuierten ausländischen Angestellten befinden sich mit ihren Familien immer noch in Paris.

Für Perroud ist es noch zu früh, die Folgen der Unterbrechung der Kakaoversorgung auf die Produktion zu beziffern.

“Es ist klar, dass die schwierige Lage in der Elfenbeinküste für Nestlé Auswirkungen haben wird. Diese werden jedoch kaum in unseren konsolidierten Zahlen messbar sein”, schätzt er. Zahlen über das Geschäft mit der Elfenbeinküste wollte er jedoch nicht nennen.

Hauptimporteur

Rund 40% des Kakaos, der vom Nahrungsmittelriesen gekauft wird, stammt aus der Elfenbeinküste. Mit 1,4 Mio. Tonnen ist das westafrikanische Land der weltgrösste Kakao-Produzent (40% der Weltjahresproduktion). Die Schweiz zählt weltweit zu den grössten Kakao-Importeuren.

Perroud sagte weiter, den ivorischen Produzenten sei es bei ähnlichen Krisensituationen gelungen, den Kakao über Häfen ausserhalb des Landes zu exportieren und zu verkaufen.

Zuerst die Wirtschaft, dann die Politik

“Die Wirtschaft organisiert sich vor der Politik”, bestätigt Karl Schlumpf, Vizepräsident der Handelskammer Schweiz-Westafrika. Weil der Hafen von San Pedro, der zweitgrösste des Landes, geschlossen ist, werden die Hauptexport-Produkte des Landes, Kakao, Kaffee oder Baumwolle eben via Togo oder Ghana exportiert, sagte er weiter.

Bei Barry Callebaut, dem weltgrössten Schokoladeproduzenten, der seine Fabriken am 7. November geschlossen hatte, wird seit dem 10. November wieder gearbeitet.

Wie Firmensprecherin Gaby Tschofen präzisierte, hat die Unterbrechung überhaupt keine Auswirkungen auf die Resultate der Gruppe.

Ausweichmassnahmen

Barry Callebaut hat bereits mit der Verteilung der Risiken begonnen, um die Kakao-Abhängigkeit von der Elfenbeinküste zu verkleinern. Seit 1998 kauft die Firma mehr Kakaobohnen von Ghana und Indonesien. Ebenso wurde die Verarbeitung des Kakaos in Europa, den USA und Ghana gefördert.

Die Lage in der Elfenbeinküste hat sich seit dem 6. November erheblich verschlechtert. Französische Truppen zerstörten die ivorische Luftwaffe, nachdem neun französische Soldaten getötet worden waren.

Rund 5000 Ausländer haben wegen der antifranzösischen Ausschreitungen das Land verlassen. Deshalb mussten die Exporteure ihre Aktivitäten einschränken. Resultat ist ein 20%-iger Anstieg der Weltmarkt-Kakaopreise.

swissinfo und Agenturen

40% der weltweiten Kakao-Produktion kommt von der Elfenbeinküste.
Seit dem Beginn der Unruhen ist der Kakao-Preis um 20% angestiegen.
Die Schweiz gehört zu den Hauptabnehmern des ivorischen Kakaos.
Nestlé kauft 40% seines benötigten Kakaos in der Elfenbeinküste.
Die beiden ivorischen Nestlé-Fabriken wurden letzte Woche geschlossen.
Barry Callebaut hat seine drei Fabriken nach einer kurzen Schliessung wieder geöffnet.

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