Schweizer Fussball-Nati am Nullpunkt
Vier Tage nach dem 3:1 gegen die kriselnden Österreicher verloren die Schweizer gegen ein schwaches Team der USA mit 0:1.
Beängstigend: Aus dem Spiel heraus erspielte sich die Kuhn-Equipe keine einzige gefährliche Torchance. Der US-Siegestreffer fiel kurz vor Schluss.
Nach dem letzten Fehlpass in der 92. Minute reagierten die Anhänger so, wie es nach einer miserablen Darbietung der Schweizer nicht anders zu erwarten war: Sie pfiffen den Gastgeber der EM 2008 ohne Verständnis für dessen uninspirierten Auftritt gnadenlos aus.
Statt wie vom Nationalcoach gefordert das 3:1 gegen Österreich zu bestätigen, versagte das Schweizer Team auf der ganzen Linie.
Keiner der Ideenlosen und Unpräzisen fand ein Mittel, den passiven und an sich harmlosen Kontrahenten, der in den letzten Monaten vier Niederlagen aneinander reihte, wenigstens ansatzweise ernsthaft zu bedrängen.
Entscheidung durch Zuberbühler
Stattdessen manövrierten sich die Schweizer in der 85. Minute mit einem "unforced error" selber ins Abseits. Nach einem Pass in den Strafraum der SFV-Auswahl reagierte Torhüter Pascal Zuberbühler zu spät. Michael Bradley, der Sohn des US-Trainers, nahm das Geschenk an und bescherte den Schweizern das grösstmögliche Frusterlebnis.
Seit über drei Jahren und dem torlosen Remis gegen die Nordiren schossen die Schweizer in einem Testspiel erstmals keinen Treffer. Seit geraumer Zeit bewegen sie sich nun auf einem regelrechten Zickzack-Kurs der EM-Endrunde entgegen. Den positiven Ergebnissen folgten zuletzt ohne Verzögerung Fehltritte.
"Zwei Spiele hintereinander auf gleichem Niveau", hatte sich Kuhn im Vorfeld deshalb gewünscht. Seine EM-Kandidaten erwischten den 64-Jährigen indes auf dem falschen Fuss. "Es gibt an dieser Niederlage nichts schönzureden", suchte Kuhn hinterher keine Ausreden.
Wirkungslose Wechsel
Köbi Kuhn nahm in der Pause personelle Korrekturen vor. Die ungenügenden Margairaz und Celestini ersetzte der Selektionär.
Von Hakan Yakin versprach er sich mehr Ideen und Raffinesse, vom jungen und ungestümen Gelson Fernandes die dringend benötigte Dynamik. Beide konnten den Coach nicht zufriedenstellen.
Barnetta alleine
Am ehesten hätte Tranquillo Barnetta die weitgehend humorlose Geschichte dieser Partie aufwerten und in positivere Bahnen lenken können. In günstiger Position glitt die entscheidende Figur des letzten Siegs aus und verpasste das 1:0.
Und als er wenig später einen klugen Steilpass spielte, wusste der für den wirkungslosen Streller eingetretene Blaise Nkufo mit der Offerte enttäuschend wenig anzufangen.
In der Defensive erfüllten die Schweizer mit einer fatalen Ausnahme ihre Pflicht. Johan Djourou schied wie Johan Vonlanthen am vergangenen Samstag früh mit muskulären Problemen aus.
Sein Statthalter, der "Berliner" Steve von Bergen, erledigte den Job so solid wie sein Partner Stéphane Grichting. Das Pech von Grichting war, dass er einmal zögerte und sein Keeper völlig falsch reagierte.
0:2 näher als Ausgleich
18 Gegentore hatten sich die Schweizer vor dem Duell mit dem "Soccer-Team" eingehandelt. Wenigstens diese Bilanz schien Kuhns Equipe an diesem tristen Abend zu schönen, bis Zuberbühler durch den Strafraum irrte und das 0:1 verschuldete.
Wenig fehlte und Adu hätte den schlechten Fakten einen weiteren hinzugefügt. Die Schweizer gerieten gegen eine US-Mannschaft, die trotz dem positiven Ende nur auf dem FIFA-Papier die Nummer 18 der Weltrangliste darstellte, in eine unkorrigierbare Schieflage.
Enttäuschende Zuschauerzahl
234 Tage vor dem EM-Kick-off blieb das Bekenntnis zur Nationalmannschaft in Basel aus. Nur 16'500 Fans erschienen zum vorletzten Test in diesem Jahr im St.-Jakob-Park, der nach dem Ausbau 40'000 Zuschauer fasst.
Angesichts der zuletzt ansprechenden Vorstellungen des Nationalteams und in Anbetracht dessen, dass das grosse Highlight in Sichtweite rückte, ist das bescheidene Interesse als Enttäuschung zu werten.
swissinfo und Sven Schoch, SI
Fakten
Schweiz-USA 0:1 (0:0)
Basel, St. Jakobspark, 16'500 Zuschauer
Tor: 86. Michael Bradley
Seit der WM 2006 hat die Schweiz 15 Spiele absolviert: 8 Siege, 6 Niederlagen, ein Remis.
Euro 08
Die Fussball-Europameisterschaft 2008 findet vom 7. bis 29. Juni in der Schweiz und in Österreich statt.
Von den 31 Spielen werden 15 in der Schweiz und 16 in Österreich durchgeführt (mit Final in Wien).
Insgesamt werden 1'050'000 Tickets ausgestellt.
In der Schweiz werden bis zu 5,4 Mio. Zuschauer erwartet, darunter bis 1,4 Mio. aus dem Ausland.
2500 Journalisten werden die Spiele kommentieren, die in 170 Ländern übertragen werden.
Die Gesamtkosten werden auf 182,1 Mio. Franken geschätzt. Der Beitrag des Bundes beläuft sich auf 82,8 Mio.

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