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Schweizer Grüntee aus Brissago

Die Brissago-Inseln im Sonnenaufgang. www.isolebrissago.ch

Am Lago Maggiore entsteht eine Plantage mit Schweizer Grüntee. Auf den Brissago-Inseln sind die ersten Pflanzungen eingeweiht worden.

Das Projekt geht auf den Luzerner Pflanzenkenner Peter Oppliger zurück. Dieser ist auf Heilkräuter spezialisiert.

Peter Oppliger ist ein leidenschaftlicher Tee-Liebhaber. Diesem Thema hat er schon einige Publikationen gewidmet. Seine Leidenschaft für Kräuter, die sich bis zu den Heilpflanzen erstreckt, entwickelt sich ständig weiter. Seit vierzig Jahren hat sie nie nachgelassen.

Die jüngste Herausforderung auf diesem Gebiet teilt er mit Guido Maspoli und Mattia Boggia. Maspoli ist Direktor des botanischen Gartens auf den Brissago-Inseln, Boggia ist als Gärtner verantwortlich für die Pflanzungen.

Ein Getränk, eine Zeremonie

Da Tee weltweit nach Wasser als das meistkonsumierte Getränk gilt, verdient das Experiment auf den Brissago-Inseln besondere Aufmerksamkeit, dessen Wert über das rein Botanische oder Medizinische hinaus gehen könnte.

Denn in vielen Ländern gehört der Genuss von Tee zur Landessitte, zur religiösen oder sozialen Zeremonie. Eine Art von Ritus, der in der Schweiz künftig einen innovativen Geschmack haben könnte – einen Tessiner Geschmack nämlich.

“Der Start dieses Experiments”, sagt gegenüber swissinfo die Inselverantwortliche Pamela Merlini, “bedeutet für uns eine grosse Ehre”. Denn es handle sich um die erste Tee-Plantage in der Schweiz.

Ausser dem wissenschaftlichen Wert könnte der Grüntee von Brissago künftig auch eine wichtige touristische Attraktion werden.

“Wir planen deshalb die Organisation von zweimal jährlich stattfindenden Tee-Seminaren”, sagt Merlini. Um die Pflanze selbst, die Ernte- und Verarbeitungs-Prozedur kennen zu lernen. “Dabei werden wir auch Gewicht auf die Heilwirkung und die kulturellen Aspekte legen.”

Von Darjeeling nach Brissago

Die Teepflanze wächst üblicherweise in einem warmen und feuchten Klima, typisch für die subtropische oder tropische Umgebung. “Den Tee gewinnt man aus der Teepflanze, lateinisch Camellia sinensis”, erklärt Peter Oppliger.

Diese Pflanze ist botanisch verwandt mit den verschiedenen Kamelienarten, die bereits in den Pärken und Gärten des Tessins blühen, aber nicht für die Teeproduktion geeignet sind.

Die Camellia sinensis (chinesische Kamelie), so Oppliger, sei eine immergrüne Pflanzenart aus Asien. Dort werde sie vor allem in den indischen Regionen von Darjeeling und Assam und in Südchina kultiviert.

Erste Teeblatt-Ernte schon nächstes Jahr

Weshalb dann nicht ein Experiment auf den Brissago-Inseln wagen, wird sich Oppliger gesagt haben – auf einem Flecken Erde eine botanische Weltreise von Blume zu Pflanze anzubieten. Im Grunde genommen existiert im botanischen Garten der Insel bereits eine rund 40-jährige Teepflanze.

Oppliger zieht daraus den Schluss, dass sich diese Pflanzenart, die aus den subtropischen Regenwäldern stammt, auf den Brissago-Inseln wohl fühlt. Das Pflanzungs-Experiment könnte deshalb zur Folge haben, dass die erste Ernte der Teeblätter schon im kommenden Jahr erfolgen wird.

Der Anbau von Tee

Wie erfolgt der Anbau dieses “grünen Goldes”? Um das Ernten der Blätter zu vereinfachen, werden die Pflanzen auf Strauchhöhe gestutzt. Deshalb werden die Plantagen auch auf terrassiertem Terrain angelegt.

“Da die Blattspitzen der Teepflanzen auf die wechselnde Intensität der Sonneneinstrahlung reagieren, liegt jeweils ein Teil der Pflanze im Schutz eines hohen Baumes, während der andere Teil der Sonne ausgesetzt ist”, sagt Oppliger.

Nun bleibt nichts anderes zu tun als zuzuwarten, wie die jungen Pflanzen wachsen. Die Tee-Degustations-Seminare dürften dann folgen.

swissinfo, Françoise Gehring, Lugano
(Aus dem Italienischen von Alexander Künzle)

Als Grüntee-Land par excellence gilt Japan. Dort wird seit 800 Jahren nur grüner Tee angebaut.

Deshalb kommen viele raffinierte und hochqualitative Grüntee-Sorten aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Auch in China, Indien und Indonesien wird ausgezeichneter Grüntee angebaut.

Die Plantage auf den Brissago-Inseln umfasst rund 100 Tee-Sträucher.
Sie wurde terrassiert angelegt, im subtropischen botanischen Garten.
Von den asiatischen Bezeichnungen “Ch’a”, “Tscha” und “Caj” leitet sich das englische Wort “tea”, das deutsche “Tee”, das französische “thé” oder das italienische “tè” ab.

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