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Schweizer Know-how für russische Banken

Die Schweiz hilft den russischen Bankensektor stärken. Kooperationsbüro DEZA/Seco Russland

Fehlende Transparenz und mangelnde Kontrollmechanismen schwächen das russische Bankensystem und die Wirtschaft.

Dieser Inhalt wurde am 22. Dezember 2004 - 09:55 publiziert

Ein von der Schweiz finanziertes Projekt will den Banken den Zugang zu den Kapitalmärkten vereinfachen und damit den Bankensektor stärken.

"Ich bringe mein Geld nicht auf die Bank, sondern lege es in die Banka", witzeln die Menschen in Russland. Noch immer vertrauen sie der Banka, dem Einmachglas, mehr als ihren Banken.

Aus Angst vor einem weiteren Banken-Crash horten sie je nach Schätzung zwischen 50 und 120 Mrd. Franken unter den Matratzen; auf Konten liegen umgerechnet rund 100 Mrd. Franken.

Im Vergleich mit der Schweiz ein Zwerg

Den Banken fehlt es daher an Mitteln für die Vergabe von Krediten an Unternehmen. Dadurch wird das Wachstum in Russland gebremst.

Rund 1300 Banken gibt es in Russland. Verglichen mit dem Schweizer Bankensystem ist das russische allerdings ein Zwerg: Das Gesamtvermögen aller russischer Banken ist so gross wie dasjenige der UBS.

Bankensystem stärken...

"Eine Wirtschaft kann nur so robust sein wie ihr Finanzsektor stark ist", sagt Patrick Luternauer, Manager des Projektes "Corporate Governance im russischen Banken-Sektor".

Seit vier Monaten arbeitet der 39-jährige Schweizer in Moskau für das Projekt, das vom Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) finanziert und von der Weltbank-Tochter International Finance Corporation (IFC) umgesetzt wird.

Ziel des Projektes sei es, das Bankensystem zu stärken, in dem die Transparenz erhöht und die interne Kontrolle verbessert wird.

...und Vertrauen fördern

"Das Projekt", so Luternauer, "unterstützt russische Banken in ihrem Bestreben, Strukturen und internen Prozesse zu verbessern. Es fördert damit das Vertrauen in das System und so die Stabilität des ganzen Bankensektors."

"Dadurch können wir den Zugang der Banken zu Kapital vereinfachen und hoffen, die Kreditvergabe an KMU zu stimulieren, die bislang kaum Kredite bekommen. Damit stärken wir die russische Wirtschaft als Ganzes", sagt Luternauer.

Günstiger Zeitpunkt



Das Projekt beginne zu einem günstigen Zeitpunkt. Das Interesse sei sehr gross, die russischen Banker hätten eingesehen, dass sie eine aktive Rolle übernehmen müssen, um bestehen zu können.

Der Druck von der Zentralbank habe massiv zugenommen, wer seine Lizenz behalten wolle, müsse immer strengere Auflagen erfüllen. Auch werde der Wettbewerb immer härter.

"Zur Zeit erleben das Retail-Banking, die Konsumkredite und Hypothekar-Kredite einen riesigen Aufschwung", beobachtet Luternauer. Dennoch könnten die Banken die Nachfrage nach Krediten bei weitem nicht befriedigen, weil es ihnen an Mitteln fehle.

Internationale Standards

"Die Banken haben gemerkt, dass sie sich international refinanzieren müssen, damit sie weiter wachsen können", sagt Luternauer. "Um ihre Kosten, also die Zinsen, tief halten zu können, müssen sie erstens ihr Risiko minimieren und zweitens internationalen Standards entsprechen", erklärt er.

Beide Ziele könne man durch Einführung von Corporate Governance-Prinzipien näher kommen, die klare Regeln, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten definieren, systematische Kontrolle vorschreiben und die Transparenz erhöhen.

Luternauer und seine neun Mitarbeiter planen zum einen öffentliche Seminare, die einem breiten Kreis zugänglich sein sollen. Dabei sollen die Teilnehmer auch direkt von der Schweizer Erfahrung profitieren können: "Wir sind daran, mit der CS, der UBS, Vertretern von anderen Banken und der Bankiervereinigung über ihre Teilnahme an den Veranstaltungen zu diskutieren."

Schweizer Erfahrungen weitergeben



Gerade im Bereich der Sorgfaltspflicht und der Geldwäscherei könnten die russischen Bankiers von den Erfahrungen der Schweiz profitieren." Auf der anderen Seite beraten wir einzelne Banken und organisieren für sie geschlossene Workshops."

Interne Abläufe und Kontrollmechanismen sollen so gestaltet werden, dass sie den Anforderungen von moderner Corporate Governance genügen, unterstreicht der Schweizer.

seco-Unterstützung

Finanziert wird das auf zwei Jahre angelegte Projekt vom seco mit 2,31 Mio. Franken. "Das seco engagiert sich seit längerem in der Förderung des privaten Sektors in Russland und andern Ländern der ehemaligen Sowjetunion", sagt Jörg Lauberbach, der Programm-Beauftragte des seco beim Schweizer Kooperationsbüro in Moskau.

"Ein funktionierender Bankensektor ist eine der wichtigsten Grundlagen für ein gesundes Unternehmertum", sagt er. Er erhofft sich einen Multiplikator-Effekt.

"Banken, die selber auf eine gute Corporate Goverrnance achten, werden auch bei ihren Kunden Wert auf die Einhaltung solcher Standards legen." Das Projekt schliesst an ein erstes, vom seco mitfinanziertes Corporate-Governance-Projekt im Nicht-Banken-Bereich an, das im März 2005 ausläuft.

swissinfo, Alexandra Stark, Moskau

Fakten

In Russland gibt es knapp 1300 Banken.
Das Bankensystem ist insgesamt sehr klein, das Gesamtvermögen aller Banken ist so gross wie dasjenige der UBS.
Dennoch bewahren die Russen Erspartes in der Höhe von schätzungsweise 50 bis 120 Mrd. Franken zu Hause auf.

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In Kürze

Ein von der Schweiz finanziertes Projekt soll russischen Banken zu mehr Transparenz und besserem Management verhelfen.

Dadurch sollen die Banken einfacher zu finanziellen Mitteln kommen, die sie als Kredite an russische Unternehmen vergeben können.

Damit könnte ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung des Bankensystems und der russischen Wirtschaft geleistet werden.

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