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Schweizer Milliarden für Südafrika-Apartheid

Ein Blick in das Apartheid-Museum in Johannesburg zeigt, dass die Erinnerungen an diese Zeit schlimm sind. Keystone Archive

Schweizer Banken haben dem Apartheidregime in Südafrika Milliarden-Kredite gewährt. Das sagt eine private Studie.

Der Schweizer Anteil an südafrikanischen Ausland-Anleihen zwischen 1950 und 1980 habe elf Prozent oder 4,073 Mrd. Franken betragen. Am Südafrikanischen Energieriesen Eskom sollen sich die Schweizer Banken mit 2,567 Mrd. Franken beteiligt haben.

Das sagte am Mittwoch der Verfasser der Studie, Gottfried Wellmer, an der Medienorientierung der vom Solifonds getragenen Recherchiergruppe Schweiz-Südafrika in Zürich.

Spitze des Eisberges?

Die nun publizierten Zahlen würden – angesichts der begrenzten Stichprobe und der beschränkten öffentlichen Zugänglichkeit der Daten – nur einen Teil der tatsächlich gesprochenen Kredite zeigen.

Die Auswertung der zugänglichen Dokumente habe ergeben, dass die Auslandanleihen der untersuchten Organisationen aus dem öffentlichen Sektor zwischen 1950 und 1980 insgesamt 38,014 Mrd. Franken betrugen. Mit Krediten von 4,073 Mrd. Franken hielt die Schweiz davon einen Anteil von knapp elf Prozent.

Vertieft untersucht wurden von Wellmer die Kreditvergabe an den staatlichen Konzern Eskom, der als Energielieferant für den Bergbau und die Schwerindustrie eine Schlüsselrolle für die südafrikanische Wirtschaft hatte.

Mit 19,395 Mrd. Franken erhielt Eskom am meisten ausländische Kredite im öffentlichen Sektor Südafrikas. Davon stammten 12,3 Prozent von Schweizer Banken.

Entwicklung zur Diskussion stellen

Mit der Untersuchung über die Eskom wollte Wellmer die Frage nach der politischen Mitverantwortung der Schweiz an der von der Apartheid verursachten Entwicklung von Unterdrückung und Krieg in Südafrika und der Region zur Diskussion stellen.

Die nach der Ablehnung einer Experten-Kommission zur Untersuchung der Verwicklungen zwischen der Schweiz und dem Apartheidregime durch das Parlament vor drei Jahren gegründete Recherchiergruppe Schweiz-Südafrika hat bisher drei Bände zu den Schweizer “Apartheid Connections” veröffentlicht.

Zusammen mit rund 40 entwicklungspolitischen Organisationen setzt sich die Gruppe für die Entschuldung Südafrikas und die Entschädigung der Apartheidopfer ein.

swissinfo und Agenturen

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