Schweizer Nachfrage nach Ökoautos steigt
Der Verkauf von Autos mit Erdgas- oder Hybrid-Antrieb hat sich im letzten Jahr verdoppelt. Die Wartezeiten für gewisse Modelle betragen zum Teil mehrere Monate.
Zur steigenden Nachfrage trägt nicht zuletzt eine zunehmende Besorgnis über Luftverschmutzung, zukünftige Energiequellen und steigende Brennstoffpreise bei.
Am 76. Autosalon von Genf, der am Donnerstag seine Tore geöffnet hat, werden jedenfalls hybride, elektrische, mit Brennstoffzellen, Erdgas und Ethanol betriebene Autos erneut im Vordergrund stehen.
Grüne Autos werden an rund 20 Ständen präsentiert. EcoCar, der Stand der Schweizerischen Vereinigungen gasmobil und e’mobil widmet sich sogar ausschliesslich den alternativen Energien.
“Die Leute machen sich vermehrt Gedanken über den Energiebedarf der Zukunft. Um das Thema kommt heutzutage auch der Autosalon nicht mehr herum – es ist einfach zu zentral” erklärt Henri Scheidegger, Leiter des Autosalon-Sekretariats gegenüber swissinfo.
Am Stand von EcoCar werden vier Erdgasfahrzeuge, zwei Hybride (Benzin/Strom) und zwei Elektroautos vorgestellt. Alle Modelle sind in der Schweiz erhältlich und inzwischen so populär, dass die Produktion mit der Nachfrage nicht Schritt halten kann.
Lange Wartefristen
Laut e’mobil, dem Schweizerischen Verband für elektrische und effiziente Strassenfahrzeuge, beträgt die Wartezeit für eines der Hybrid-Modelle – den Toyota Prius II – gegenwärtig rund 5 Monate.
Nach Angaben der Vereinigung sind in der Schweiz heute rund 2500 hybride Fahrzeuge registriert, gegenüber etwa 1000 Ende 2004.
“Letztes Jahr wurden über 1400 Hybridautos in Betrieb gesetzt. Die Hersteller hätten weit mehr verkaufen können, stattdessen haben sie lange Wartelisten,” erklärte Susanne Wegmann, Direktorin von e’mobil, gegenüber swissinfo.
Laut e’mobil gehört die Schweiz bei der Übernahme neuer Technologien im Autosektor meist zu den führenden Ländern Europas, leidet aber darunter, dass sie ein so kleiner Markt ist.
Von insgesamt 1500 in Europa verkauften Toyota Prius I wurde gut ein Drittel in der Schweiz abgesetzt.
Der grösste japanische Autohersteller wird dieses Jahr in Genf zwei weitere Hybridfahrzeuge vorstellen: den Lexus RX400h (seit Juni 2005 wurden davon in der Schweiz 275 verkauft) und den Lexus GS4450h, der diesen Mai auf den Markt kommen soll.)
Als eines der ersten Länder Europas wird die Schweiz auch den neuen Saab mit Ethanol-Antrieb zum Verkauf anbieten können. Vorerst erlebt dieser aber im Rahmen des Genfer Autosalons seine internationale Premiere.
Treibstoff Erdgas
Ein ähnliches Wachstum wie bei den Hybrid-Fahrzeugen lässt sich bei den mit Erdgas betriebenen Autos beobachten. Von 1250 Einheiten im Jahr 2004 ist die Zahl der auf Schweizer Strassen im Verkehr stehenden Erdgas-Fahrzeuge mittlerweile auf rund 2000 angestiegen. .
Verglichen mit den 400’000 mit Erdgas betriebenen Autos in Italien ist dies freilich nicht viel, doch die Vereinigung ist zuversichtlich, dass die Schweizer Automobilisten dem Erdgas bald vermehrt zusprechen werden, nicht zuletzt weil dieses 40% billiger ist als Benzin.
“Italien bearbeitet diesen Markt schon viel länger als die Schweiz und der Preis von Erdgas ist dort rund 50-60% tiefer als bei uns” gibt Serge Savary, Marketing-Diorektor von gasmobil, gegenüber swissinfo zu bedenken.
“Auch die italienische Mentalität ist anders. Italienische Automobilisten wollen einfach so billig wie möglich von Punkt A nach Punkt B kommen, das Modell ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Schweizer Konsumenten hingegen wollen immer alles: einen billigen Preis, einen starken Motor, viel Platz – wir müssen da wohl unsere Einstellung ändern.”
Tankstellen
Savary ist der Ansicht, hohe Benzinpreise und zunehmende Luftverschmutzung würden immer mehr Automobilisten dazu bringen, den Umstieg auf einen billigeren und saubereren Treibstoff ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
Er glaubt, mit Gas betriebene Autos würden insbesondere ab Mitte 2007 vermehrt attraktiv, weil ab diesem Zeitpunkt die Steuern auf diesem Treibstoff gesenkt werden sollen.
Kritiker bemängeln die Dichte des Gas-Tankstellennetzes, doch gasmobil meint, es gebe mehr als genug solcher Tankstellen. Das Land lasse sich problemlos durchqueren, ohne dass man Angst haben müsse, plötzlich auf dem Trockenen zu sitzen.
In der Schweiz bieten laut Angaben der Vereinigung gasmobil gegenwärtig rund 60 Tankstellen Erdgas an. Bis zum nächsten Jahr sollen es mindestens 100 sein.
Zudem hätten Crash-Tests der Automobilverbände in Deutschland und der Schweiz ergeben, dass Erdgas-Tanks sicherer seien als Benzin- oder Dieseltanks.
swissinfo, Adam Beaumont in Genf
Der 76. Internationale Autosalon von Genf findet vom 2.-12. März statt.
Erwartet werden rund 260 Aussteller aus 30 Ländern.
Die Organisatoren stellen über 140 Weltpremieren in Aussicht.
Neben rund 20 Konzept-Autos werden auch neue Modelle von Porsche und Ferrari erwartet.
Wagen mit Alternativantrieb, Sportwagen und Prototypen gehören zu den Hauptattraktionen des diesjährigen Genfer Autosalons.
Laut Rolf Studer, Generaldirektor des Autosalons, erhalten die Fahrzeuge mit Alternativantrieb dieses Jahr mehr Platz in den Ausstellungshallen.
Der diesjährige Bundespräsident Moritz Leuenberger und Minister für Umwelt, Transport, Energie und Kommunikation, wird den Anlass eröffnen.
Eine Sonderschau im Rahmen des Autosalons ist der Schweizerischen Automobilrevue gewidmet, die dieses Jahr ihr hundertjähriges Bestehen feiert.
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