Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Schweizer Nati von Deutschland deklassiert

Die deutsche Überlegenheit im Spiel gegen die Schweizer Nati war augenfällig. Keystone

Wenige Wochen vor der Euro hat die Schweizer Nationalmannschaft erneut ein wichtiges Testspiel verloren. In der 50. Begegnung gegen Deutschland mussten die Schweizer dem überlegenen Gegner einen 0:4 Sieg zugestehen.

Die Schweizer zeigten im ausverkauften Basler St.-Jakob-Park während des ganzen Spiels viel guten Willen, konnten die Deutsche Elf aber in keiner Phase des Spiels in Gefahr bringen.

Von den vielen Tausend Schweizer Fähnchen, die das gut gelaunte Publikum zu Beginn des Spiels schwenkte, war bis zum bitteren Ende kaum mehr eins zu sehen.

Ende der Euphorie

Die anfängliche Euphorie erlitt bereits nach gut 20 Minuten einen Dämpfer, als die Deutsche Elf mit wenig Aufwand zum ersten Erfolg kam. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Führung der Deutschen auf Grund des Spielverlaufs allerdings noch nicht zwingend.

Der Treffer zum 0:1 gelang dem deutschen Torjäger Klose, der nach einer Flanke von Gomez den Ball 4 Meter vor dem Tor nur noch über die Linie spielen musste.
Danach gerieten die Schweizer ein paar Minuten lang aus dem Konzept und mussten dem bis dahin nicht überzeugenden Gegner einige Freistösse und Eckbälle zugestehen.

Die beste Chance der Schweizer hatte Alex Frei nach einer halben Stunde, als er im Torraum zum Kopfstoss kam, den Ball aber nicht am Torwart vorbei zielen konnte. Gleich darauf wurde Lichtsteiner auf der rechten Seite in aussichtsreicher Lage angespielt. Sein Pass von der Strafraumgrenze aus landete allerdings in den Füssen eines Deutschen Abwehrspielers.

Hoffnung vor der Pause

Die zweitbeste Chance in der ersten Hälfte hatten dann trotzdem wieder die Deutschen, als Ballack im Strafraum wiederum auf Pass von Gomez völlig frei zum Schuss kam.

Hoffnung auf den Ausgleich kam für die Schweizer kurz vor der Pause nochmals auf, weil Barnetta knapp 20 Meter vor dem gegnerischen Tor gefoult wurde. Der Schuss von Alex Frei, der nach einer längeren Verletzungspause erstmals wieder in der Nati zum Einsatz kam, wurde allerdings von einem Deutschen Abwehrspieler neben das Tor gelenkt.

Kein Sieg in 50 Jahren

Nach der Pause kam Barnetta nach einer schönen Ballstafette zum Abschluss. Aber sein Schuss verfehlte das gegnerische Tor genauso deutlich wie gleich darauf Inlers Distanzschuss. Einzig Gygax konnte den Deutschen Torwart mit einem Schuss zu einer Parade zwingen.

Sehr gute Chancen vergaben auch die Deutschen zu Beginn der zweiten Hälfte. Nach einem Ballverlust in der eigenen Platzhälfte, liess sich der schnelle Gomez aber die Chance zum 0:2 nicht nehmen. Danach war die Deutsche Elf dem 0:3 näher als die Schweizer dem Anschlusstreffer.

Nach zwei Dritteln des Spiels mussten die Schweizer ihre Hoffnung auf den ersten Sieg gegen Deutschland nach mehr als 50 Jahren erneut begraben. Aus abseitsverdächtiger Position konnte erneut Gomez allein aufs Schweizer Tor ziehen. Der deutsche Torjäger liess dem herauseilenden Benaglio keine Chance. Kurz vor Spielschluss erzielte Podolski sogar noch das 0:4.

“Nichts ist klar”

“Die Schweizer haben vor allem in der Abwehr grosse Schwächen gehabt und zu viele Duelle verloren”, sagte Umberto Barberis nach dem Spiel gegenüber swissinfo. Barberis kam in den 70er- und 80er-Jahren insgesamt 54 Mal in der Nati zum Einsatz. “Wenn man auf diesem Niveau dem Gegner Geschenke macht, geht alles sehr schnell”. Zu viele Spieler hätten unter ihrer Bestform gespielt, und das habe der starke Gegner nicht verziehen.

Die Schweiz sei derzeit auch taktisch nicht auf der Höhe. Die unglücklichen Versuche des Schweizer Coaches Köbi Kuhn zeigten, dass in seinem Kopf noch nichts klar sei, meinte der Ex-Internationale.

Trotzdem sollte man im Schweizer Team jetzt nicht Hoffnungslosigkeit aufkommen lassen, denn es verbleibe noch genügend Zeit, um die Lücken zu stopfen. “Eine solche Niederlage kann sogar helfen, die Kirche wieder ins Dorf zu stellen”, sagte Barberis.

Dem Schweizer Coach bleiben allerdings vor dem ersten EM-Spiel gegen Tschechien am 7. Juni nur noch zwei Möglichkeiten dazu. Am 24. Mai kann sich die Schweizer Nati im vorletzten Testspiel mit der Slovakei messen, und am 30. Mai trifft sie schliesslich noch auf Liechtenstein.

swissinfo, Peter Siegenthaler

Die Euro 2008 findet vom 7. bis 29. Juni in der Schweiz und in Österreich statt. Es ist die 13. Ausgabe der Fussball-Europmeisterschaft.

Die Schweiz konnte bisher an acht Fussball-Welmeisterschaften teilnehmen, aber die Euro 08 ist erst die dritte Europameisterschaft, an der die Schweizer Nati vertreten ist.

Diesmal ist die Schweiz als Gastgeberland der EM automatisch qualifiziert, ebenso Österreich.

In den letzten Testspielen vor der Euro gewann die Schweiz gegen Holland (2:1) und Kolumbien (3:1). Sie verlor gegen England (1:2), Japan (3:4), USA (0:1) und Nigeria (1:2).

In 50 Spielen hat die Schweiz gegen Deutschland 36 Mal verloren, 8 Siege und 6 Unentschieden erzielt.

1956 hat die Schweiz gegen Deutschland zum letzten Mal gesiegt.

Die letzten Partien gegen Deutschland verlor die Schweizer Nati – bereits unter der Leitung von Köbi Kuhn – im Jahr 2004 in Basel (0:2) und letztes Jahr in Düsseldorf (1:3).

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft