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Schweizer sind ein kommunikationsfreudiges Volk

Wie die Schweizer am liebsten kommunizieren: Draussen mit dem Handy. Drinnen am Computer. swissinfo.ch

Die Zahl der Schweizer, die Handy und Internet zur Kommunikation nutzen, wächst und wächst. Das war auch im letzten Jahr so, wie aus dem Jahresbericht der Kommunikations-Kommission (ComCom) hervorgeht.

Wachstums-Motor ist vor allem der Breitband-Bereich, wo sich die Zahl der Anschlüsse verdoppelt hat.

Gemäss den am Mittwoch publizierten Ergebnissen von letztem Jahr ist der Schweizer Telekom-Markt in Europa der Siebtgrösste, unmittelbar hinter jenen der sechs bevölkerungsreichsten Länder der EU.

Trotz allgemein negativer Konsumstimmung hätten die Verbraucher im vergangenen Jahr grosses Interesse an den neuen Kommunikations- und Informations-Technologien gezeigt, so das Fazit der ComCom.

Für die Telekom-Branche geht die EU-Kommission für 2003 von einem überdurchschnittlichen Wachstum von rund 4% aus. Definitive Zahlen liegen aber noch nicht vor, auch nicht für die Schweiz.

Immerhin ist das Umsatz-Volumen bekannt. “Die Schweizer Telekommunikations-Unternehmen rechnen mit knapp 15 Mrd. Franken”, so ComCom-Präsident Fulvio Caccia gegenüber swissinfo.

Peak bei Handys überschritten

Der ungebrochene Erfolg der elektronischen Kommunikation steht in der Schweiz auf den beiden Beinen Mobiltelefonie und Breitband-Bereich.

Ende 2003 besassen neu 84% aller Personen ein Handy. Im Jahr davor waren es noch 79% gewesen. Die Schweiz liegt damit im europäischen Vergleich im Mittelfeld, wie die ComCom schrieb.

Mit dieser Marktdurchdringung stösst die Entwicklung in der Schweiz jedoch langsam an die Decke. Die jährliche Wachstumsrate ist seit dem Rekordjahr 2000 stetig kleiner geworden.

Damit liegt die Schweiz weiterhin deutlich hinter dem weltweiten Spitzenreiter Schweden: Die Skandinavier vermeldeten letzte Woche eine Marktdurchdringung von 100,1%.

Spitzenreiter unter den Mobilfunkanbietern bleibt, wie in den anderen europäischen Ländern auch, die ehemals staatliche Telefongesellschaft. Die Swisscom hat 1,5% Marktanteil verloren und liegt Ende 2003 neu bei 61,8%. Die Konkurrenten Sunrise und Orange halten 20,5 bzw. 17,7%.

Boom im Breitband

Noch wichtiger als die mobile Telefonie war 2003 der Ausbau des Zugangs zum Breitband-Internet. Dabei verzeichneten die ADSL-Angebote einen regelrechten Boom.

Nach einem verhaltenen Start im Jahr 2000 und einer langsamen Entwicklung bis Ende 2002 hat ADSL im letzten Jahr nun erstmals den Breitband-Zugang über das Kabelnetz der Cablecom (via TV-Anschlüsse) überholt. ADSL erreichte einen Marktanteil von 58,8% und das Kabelmodem 41,2%.

Die Gesamtzahl der Breitbandanschlüsse verdoppelte sich damit innert Jahresfrist auf rund 850’000. Das ist im internationalen Vergleich hinter Schweden die höchste Wachstumsrate und entspricht einer Marktdurchdringung von 11,5%. Die Schweiz liegt damit weltweit auf Rang acht. Spitzenreiter ist Südkorea mit 25%.

Höhere Kaufkraft

“Schweizer kaufen seit einigen Jahren gern Produkte neuer Technologien. Sie haben dazu einerseits mehr Mittel zur Verfügung als Menschen in anderen Ländern. Andererseits ist die Schweiz als Exportland auf neue Technologien in der Telekommunikation angewiesen”, interpretiert Peter Fischer, Vizedirektor des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom), gegenüber swissinfo die Zahlen.

“Verantwortlich für die Zunahme der Breitband-Anschlüsse sind grösstenteils die privaten Haushalte”, so Fischer. Der Trend werde durch den momentan herrschenden Konkurrenzkampf zwischen den Anbietern von ADSL(via Stromnetz) und der Cablecom (via TV-Kabelanschluss) begünstigt.

Weiter rosige Aussichten

Das stetige Wachstum seit der Liberalisierung sei trotz der Krise in den Jahren 2001 und 2002 ungebrochen. Die ComCom bezeichnet die Liberalisierung deshalb als Erfolgsgeschichte.

Die Schweiz habe insgesamt von der Marktöffnung seit 1998 profitiert: Die Preise seien vor allem in den ersten Jahren stark gefallen. Das Angebot an Kommunikations-Möglichkeiten habe sich stark verbreitert, und die Grundversorgung, der “Service public”, sei in der ganzen Schweiz sichergestellt.

Letzte Meile soll fallen

Die ComCom listet in ihrem Jahresbericht aber auch diverse Schwachstellen im heutigen Fernmeldegesetz auf und schlägt Verbesserungen vor. Probleme wurden vor allem bei den Markteintritts-Barrieren und beim Konsumenten- und Datenschutz geortet.

Die ComCom fordert namentlich die Entbündelung, also die Freigabe der letzten Meile. Bei den Hausanschlüssen hat nach wie vor die Swisscom das Monopol. Die Konkurrenten müssen dem ehemaligen Staatsbetrieb für die Benutzung so genannte Interkonnektions-Gebühren bezahlen.

Nur mit Konkurrenz sowohl auf der Infrastruktur- als auch auf der Dienste-Ebene könne der vom Gesetz geforderte wirksame Wettbewerb erreicht werden. Folgen einer Freigabe wären laut ComCom mehr Chancengleichheit, erhöhter Preisdruck, neue Angeboten zu Gunsten der Konsumenten, verstärkte Investitionen sowie eine positive Wirkung auf die Randregionen.

Defizite beim Datenschutz

Zur Reduktion der bestehenden Markteintritts-Barrieren schlägt die Aufsichtebehörde die Aufhebung der Konzessionspflicht für Fernmeldedienst-Anbieter vor.

Die nötigten Verbesserungen beim Konsumenten- und Datenschutz könnten mit einer Schlichtungsstelle für Streitigkeiten zwischen Anbietern und Konsumenten angegangen werden.

Gegen die umstrittenen Mehrwert-Dienstnummern wie die 0900er Nummern schlägt die Behörde schliesslich eine Preisobergrenze vor, ebenso Massnahmen zur Verhinderung unerwünschter Massenwerbung.

Die Revision des Fernmeldegesetzes befindet sich zurzeit in Beratungen in der Nationalratskommission.

swissinfo und Agenturen

Geschätzter Umsatz Schweizer Telekom-Branche 2003: knapp 15 Mrd. Franken.
Ende 2003 besassen 84% aller Personen ein Handy (2002 waren es 79% ).
Marktführer ist Swisscom mit 61,8%. Sunrise und Orange folgen mit 20,5 bzw. 17,7%.
Die Zahl der Breitbandanschlüsse verdoppelte sich innert Jahresfrist auf rund 850’000.

Die Zahl der Mobiltelefone ist auch 2003 gestiegen, aber nicht mehr so stark wie zuvor.

Einen Boom verzeichnen dagegen die Internet-Breitbandanschlüsse.

Die ComCom fordert erneut die Freigabe der letzten Meile, um mehr Wettbewerb zu ermöglichen.

Auch beim Konsumenten- und Datenschutz sieht sie noch Potential für Verbesserungen.

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