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Schweizer Weihnachten in New York (5)

Kitsch und Qualität Hand in Hand: Weihnachtsbeleuchtung in New York. swissinfo.ch

Auch wenn in diesem Jahr der Schnee fehlt, präsentiert sich New York im Dezember wie immer hektisch, aber in festlichem Glanz. Lichtergirlanden zieren Häuser, Fenster und Strassen.

Für Beat Waser, der zusammen mit seiner Partnerin das Restaurant Swizz im Theaterdistrikt führt, ist es keine Zeit der Besinnlichkeit. Nur gerade am 25. Dezember bleibt das Swizz geschlossen.

“Das gehört nun mal zu meiner Tätigkeit”, erklärt Waser im Gespräch mit swissinfo. “An Weihnachten rufen wir unsere Familie in der Schweiz an, zu mehr reicht die Zeit kaum.”

Wie für so viele andere Geschäfte in New York ist der Dezember der umsatzstärkste Monat. “Die Zeit vergeht wie im Winde, man kommt gar nicht dazu, sich zurückzulehnen, in besinnliche Weihnachts-Stimmung zu kommen.”

Ein spezielles Weihnachtsmenu hat Waser nicht im Angebot. “Unsere Fondues und Raclettes sind Verkaufsschlager.” Oft bestellt werden auch Zürcher Geschnetzeltes sowie Rösti und Bratwurst. “Wir setzen bewusst auf traditionelle, eher rustikale Schweizer Küche.”

Das Swizz soll ein Platz sein, an dem man sich wohlfühle, mit Essen und Getränken, die dazu passten. “Dies ist die Idee hinter dem Swizz.” Unter den Gästen finden sich einerseits Heimwehschweizer, aber auch viele Amerikaner und Touristen aus aller Welt.

Weihnachtsgeschäft und Familie

Ein bisschen Weihnachten wurde aber trotz aller Hektik auch im Swizz gefeiert: Am Heiligabend, nachdem das Restaurant geschlossen hatte, mit den Angestellten und einigen allein stehenden Gästen.

Auch für Vreni Keller, die 1983 nach New York umsiedelte, hat die Adventszeit eine grosse wirtschaftliche Bedeutung- Keller importiert unter anderem Schweizer Schokolade, vertreibt selbst gebackene Guetzli. Unter ihrer Stammkundschaft finden sich viele Firmen.

Seit einiger Zeit ist sie auch zuständig für den Vertrieb von Emmi-Käse. “Wir hatten in den letzten Wochen sehr viel Nachfrage nach Fondue- und Raclette-Käse.”

“Ich habe eine sehr hektische Zeit hinter mir, habe eben die letzten Pakete verschickt”, erklärte Keller wenige Tage vor Weihnachten. Zu ihrer Stammkundschaft gehören neben Schweizern auch viele Amerikaner.

Familienfest

Trotz aller Hektik bleibt Weihnachten für Vreni Keller und ihre Familie eine wichtige Zeit. “Startschuss ist jeweils das Wochenende nach Thanksgiving. Ich dekoriere dann die Wohnung, dazu gehört ein Adventskranz mit richtigen Kerzen.”

Der Christbaum hingegen darf in dem Hochhaus in Jersey City gegenüber Manhattan nur elektrisch beleuchtet werden. “Leider”, bedauert Keller unter Hinweis auf Versicherungsvorgaben.

“Weihnachten feiern wir im Kreis der Familie, wie früher in der Schweiz am Heiligabend”, sagt Vreni Keller. Ein traditionelles Weihnachts-Essen gibt es nicht, hingegen gehören die Weihnachts-Guetzli zur Tradition.

Früher, als die nun erwachsene Tochter noch ein Kind war, hätten sie an Weihnachten auch noch Lieder gesungen. Wie bei vielen Menschen, die ihre Heimat verlassen und sich anderswo niedergelassen haben, haben sich mit der Zeit auch bei Vreni Keller Traditionen aus der neuen und der alten Heimat vermischt.

An Weihnachten selber weiten Kellers den Kreis über die Familie hinaus und kommen mit Schweizer- und amerikanischen Freunden zusammen.

Wienerschnitzel und Bündner Nusstorte

Wie Vreni Keller feiert Caroline Mollet am Heiligabend mit der Familie, dann werden auch die Geschenke geöffnet. Caroline, ihr Mann und die Tochter Jenny leben seit sieben Jahren im Grossraum New York. Über die Festtage ist Jennys erwachsener Bruder aus der Schweiz zu Besuch.

“Zum Essen gibt es Spätzli und Wienerschnitzel mit Salat und zum Dessert eine Bündner Nusstorte. Wir feiern wie wir es in der Schweiz gemacht haben.” Ihre Dekorationen zur Weihnachtszeit bezeichnet Caroline Mollet als Kombination zwischen Amerika und der Schweiz.

Abgerundet wurden die Weihnachts-Festtage am 25. Dezember mit einer Einladung an Freunde und Bekannte.

swissinfo, Rita Emch, New York

2006 lebten insgesamt 71’984 registrierte Schweizer und Schweizerinnen in den USA, davon gut 19’000 im Grossraum New York.

13’910 der 19’133 Schweizer und Schweizerinnen sind Doppelbürger.

Wie feiern Schweizerinnen und Schweizer im Ausland Weihnachten? Was kommt bei ihnen auf den Festtagstisch?

swissinfo berichtet dazu in einer losen Serie aus verschiedenen Regionen der Welt.

Das wichtigste Familienfest in den USA ist nicht Weihnachten, sondern Thanksgiving, jeweils am letzten Donnerstag im November.

Am Tag danach beginnt der Festtags-Einkaufsrummel dann so richtig.

Besonders bekannt sind aus New York neben den Weihnachtsmärkten und den Eisbahnen in der Stadt der grosse Tannenbaum vor dem Rockefeller Center an der Fifth Avenue und jener vor dem Lincoln Center.

Wenn die Lichter dieser Tannen zum ersten Mal angehen, wohnen jeweils Tausende von Menschen dem Anlass bei.

Doch nicht nur Manhattan strahlt im Festtags-Licht, auch in den anderen Quartieren New Yorks gibt es Etliches, das die dunklen Winternächte erhellt. Häuser, Fenster, Vorgärten und anderes mehr wird mit Lichterketten und Figuren dekoriert.

Christliche Traditionen aus aller Welt vermischen sich zum Beispiel in Queens, wo Menschen aus den verschiedensten Kulturen leben.

Dabei gehen Kitsch und Qualität Hand in Hand. So kann es gut sein, dass neben klassischen Krippen-Figuren eine Mickey Mouse oder eine andere Comic-Figur steht. In den vergangenen Jahren stehen auch immer mehr überdimensionierte aufblasbare Figuren in Vorgärten.

Zu den klassischen Dekorationselementen in den USA gehören noch heute die Farben Rot und Grün, Tannen, Stechpalmen und Mistelzweige. Und Figuren wie Santa Claus, der amerikanische “Verwandte” des St. Nikolaus mit seinen Rentieren und dem Schlitten, der den Kindern die Geschenke bringt.

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