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Schwierige Terror-Gelder-Suche

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Auf der Suche nach Al-Kaida-Geldern stossen die Ermittler auf Strukturen, gegen die sie beinahe machtlos sind; auch in der Schweiz.

Kontosperrungen in Genf und die Durchsuchung der Finanz-Gesellschaft Nada/Al Taqwa im Tessin haben die Schweiz ins Netz der Terror-Finanzen gerückt. Im Fall der Nada/Al Taqwa ermitteln die Schweizer Behörden wegen Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung, wie Bundesanwalt Valentin Roschacher sagte.

Doch unterdessen will das US-Finanzdepartement ein Finanz-Banken-System entdeckt haben, gegen welches die Ermittler machtlos sein könnten: das Jahrtausende alte System der Hawala. Dieses Transfer-System beruht auf gegenseitigem Vertrauen und ermöglicht es, Beträge um die Welt zu schicken.

Geldüberweisung beim Gemüsehändler

Anlaufstelle sind Lebensmittelläden, Telefonkarten-Verkäufer, Import-Export-Geschäfte oder andere Gewerbetreibende in allen grösseren westlichen Städten. Meist vertrauen die Auftraggeber Geschäftsleuten derselben ethnischen Gruppe. Diese nehmen das Geld entgegen. Ein ausgemachter Code wird per Telefon, Fax oder Mail sowohl an den Geschäftspartner wie auch an die Berechtigten im Empfängerland weitergeleitet.

Gegen Präsentation des Codes wird dann vor Ort gegen das Geld ausbezahlt. Eine Kommission bleibt bei den Geschäftspartnern, Geld wird keines verschoben. Das System basiert darauf, dass ein Geldfluss in umgekehrter Richtung die Schulden der Geschäfts-Leute tilgen werden; grössere Diskrepanzen werden gelegentlich per Bar-Anweisung getilgt.

“Western Union für arme Leute”

Dieses Hawala-System erlaubt es, Geld in den ganzen Mittleren Osten und Asien zu überweisen und ist völlig legal. Der Geldwäscherei-Experte Mark Pieth nennt es “eine Western Union für arme Leute”.

Laut den Vermutungen der amerikanischen Ermittlungs-Behörden sollen aber nicht nur Auswanderer die Hawalas benützen, sondern auch das Terror-Netzwerk Bin Ladens. Damit geraten diese “Parallel-Banken” ins Fadenkreuz der Ermittler. Auch in der Schweiz. Wie die zukünftige Leiterin der Kontrollstelle für Geldwäscherei gegenüber dem Tagesanzeiger sagte, habe Hawala bisher keine Priorität gehabt, das werde sich jetzt ändern.

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