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Seco auf Werbetour in Italien

Die seco-Kampagne erreicht nicht nur Mailand sondern ganz Norditalien. wings.buffalo.edu

Das Staatssekretariat für Wirtschaft wirbt in diesen Tagen in Norditalien für den Wirtschaftsstandort Schweiz. Das Interesse der Unternehmer ist beachtlich.

Grosser Andrang herrschte am Dienstagabend im Meili-Saal des Centro Svizzero von Mailand. Rund 100 Personen waren zum Informationstreffen “Die Schweiz als Erfolgschance für internationale Unternehmungen” des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) gekommen. Die Teilnehmenden erhielten umfassende Auskünfte über die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen für Unternehmungen in der Schweiz.

Weitere Informationstreffen sind in Brescia und Padua geplant – auch dort gibt es etliche Anmeldungen. Neben dem seco sind 13 Kantone beziehungsweise Regionen mit Vertretern ihrer jeweiligen Wirtschaftsförderung präsent: Bern, Graubünden, Neuenburg, Waadt, Innerschweiz, Ostschweiz, Tessin, Wallis, Basel, Zug und Zürich.

Tiefe Steuern, politische Stabilität, optimale Finanz-Dienstleistungen, wenig Sozialabgaben, eine funktionierende Bürokratie, motiviertes Personal, Mehrsprachigkeit, kein Streik, hohe Wettbewerbsfähigkeit, staatliche und unkomplizierte Hilfe für Neuinvestitionen: Dies sind nach Angaben der Schweizer Wirtschaftsförderer die entscheidenden Trümpfe, die für den Standort Schweiz sprechen.

Bilaterale Verträge als Plus

Die wirtschaftliche Integration der Schweiz in Europa sei durch das Inkrafttreten der bilateralen Verträge am 1. Juni entscheidend voran gekommen, erklärte der seco-Delegierte Michele Rossi. Durch den Abbau von technischen Handelshemnissen und die gegenseitige Anerkennung von Zertifizierungen könnten Schweizer Produkte wesentlich unkomplizierter in den EU-Raum exportiert werden.

Die stufenweise Einführung des freien Personenverkehrs erleichtere künftig die Rekrutierung von Fachpersonal. Als Brücke zwischen Nord- und Südeuropa befände sich die Schweiz zudem geografisch in einer optimalen Position.

Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Italien sind bereits intensiv. Nach Frankreich und Deutschland ist Italien wichtigster Aussenhandelspartner der Schweiz. Unter den ausländischen Investoren in Italien liegen die Schweiz auf dem ersten Platz.

Schwache Gewerkschaften

Dass die Schweizer Stimmbürger im März dieses Jahres mit 75 Prozent Nein gegen die Einführung einer 36-Stunden-Woche gestimmt haben, konnte mancher italienischer Unternehmer im Publikum kaum glauben. Die “Schwäche der Gewerkschaften” und den vereinbarten Arbeitsfrieden lobte denn auch Jocelyne Pepin von der Wirtschaftsförderung des Kantons Wallis. Hitzige arbeitsrechtliche Diskussionen – wie in Italien um den Artikel 18 – gibt es in der Schweiz nicht.

Hervorgehoben wurde auch der stabile Wechselkurs Euro-Franken. Das Problem des hohen Frankens wurde allerdings vornehm verschwiegen, obwohl sich die Klagen exportorientierter Firmen in jüngster Zeit häufen.

Nicht unbedingt gut ankommen ist der Hinweis auf die steuerliche Begünstigung von Ausländern, die in der Schweiz keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Dargelegt wurde das Beispiel von Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher, der mit den Behörden in der Westschweiz seine Steuerabgaben auf niedrigem Niveau aushandeln konnte, obwohl er de facto etliche Millionen im Jahr verdient.

Made in Switzerland

Der italienische Unternehmer Alberto Siccardi, Eigentümer der vor vier Jahren gegründeten Firma für Orthopädie-Geräte “Medacta International” in Castel San Pietro (TI), widersprach Behauptungen, die Arbeitskraft in der Schweiz sei zu teuer. Er lobte das “Klima extremer Freiheit” in der Arbeitswelt. “Ich liebe die Schweiz mit dem Kopf, Italien mit dem Herzen”, sagte er.

Gegenüber swissinfo hob Siccardi den unschätzbaren Wert der Markenbezeichnung “Made in Switzerland” hervor. Diese verschaffe ihm auf dem internationalen Markt einen grossen Vorteil und mache den hohen Frankenkurs bei weitem wett. Einziger Wehmutstrophen beim italienischen Emigranten: “Lugano ist am Abend ausgestorben, aber man kann nach Mailand fahren.”

Der Unternehmer Michele Moretti berichtete, wie er in Bern in kürzester Zeit eine Filiale seiner italienischen Software-Beratungsfirma installieren konnte. Die Hilfe des Berner Wirtschaftsförderungs-Amtes (Beda) sei extrem schnell, kompetent und zuverlässig gewesen.

Das Beda verfügt wie viele andere kantonale Wirtschaftsförderungen über eigene Konsulenten in Mailand. Als allgemeine Anlaufstelle fungiert die Schweizerische Handelskammer in Italien (Camera di Commercio Svizzera in Italia), die im Centro Svizzero an der Piazza Cavour ihren Sitz hat.

Gerhard Lob, Mailand

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