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Siemens startet kraftvoll ins Jahr – Ausblick steht – Aktie im Plus (AF)

MÜNCHEN (awp international) – Der Elektrokonzern Siemens ist besser in sein neues Geschäftsjahr gestartet als gedacht. Getragen von einer regen Nachfrage für Kraftwerke, Antriebstechnik und Züge kletterten Bestellungen, Erlöse und Gewinn kräftig. “Auftragseingang und Umsatz wachsen in allen Regionen, besonders in den Schwellenländern. Wir sind voll auf Kurs, unsere für 2011 gesteckten Ziele zu erreichen”, sagte Vorstandschef Peter Löscher am Dienstag in München. Mit 92 Milliarden Euro ist das Auftragspolster des Konzerns dick wie nie, deshalb könnten sich Lieferzeiten in einzelnen Bereichen verlängern, wie Löscher andeutete. Der Ausblick für das Geschäftsjahr steht und operativ lief es fast überall rund. Händler und Analysten waren grösstenteils positiv überrascht von den Zahlen. Die Aktie gewann am Vormittag mehr als zwei Prozent.
Besonders viele neue Aufträge kamen im Energiegeschäft herein. Hier kletterten die Bestellungen um mehr als ein Viertel. Das margenstarke Geschäft mit den klassischen, fossilen Generatoren und Kraftwerken setzte seine Erholung fort und war zudem für eine Reihe von Grossaufträgen gut. In der Krise war gerade das Geschäft mit Grossprojekten wie Kraftwerken schleppend verlaufen. Auch das Mobilitätsgeschäft, im dem Siemens etwa seine Bahngeschäft führt, macht dem Konzern derzeit Freude. Das Ergebnis im Industrie-Geschäft überschritt die Marke von einer Milliarde Euro. Ein wichtiger Wachstumstreiber war wieder die Lichtsparte Osram, die vom Boom der LEDs profitiert.
GEWINN BEI ERNEUERBAREN ENERGIEN SINKT
Weniger glänzend, aber immer noch gut lief es im Geschäft mit den erneuerbaren Energien, zu dem die Windkraftanlagen gehören. Höhere Kosten für Forschung und Marketing drückten auf die Gewinnmarge. Zudem kamen weniger Aufträge als noch vor einem Jahr herein. Damals hatte der Konzern besonders viele Grossaufträge verbucht. Dank steigender Umsätze kletterte aber auch hier der Gewinn. In der Gesundheitssparte drückten höhere Kosten und ein im Diagnostikgeschäft ungünstiger Umsatzmix auf den Gewinn.
Das Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks (NSN) lieferte einen Lichtblick: Hatte das Sorgenkind sonst regelmässig für Abschreibungen gesorgt, brachte es nun immerhin einen Gewinn von 18 Millionen Euro. Für erwartete Abschreibungen von 136 Millionen Euro sorgte die jüngst verkaufte IT-Sparte SIS.
AUSBLICK BEKRÄFTIGT
Wenig überraschend bekräftige der Konzern seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2010/2011 (30.9.). Demnach soll der Auftragseingang um fünf bis zehn Prozent steigen. Auch der Umsatz soll ohne Zukäufe wieder moderat wachsen. Das Ergebnis der fortgeführten Aktivitäten soll sich um mindestens 25 bis 35 Prozent verbessern.
Die Bestellungen stiegen auf vergleichbarer Basis im Zeitraum von Oktober bis Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 22,588 Milliarden Euro. Der Umsatz legte halb so stark auf 19,489 Milliarden Euro zu. Das Sektorenergebnis, in dem sich das Ergebnis der drei Kerngeschäftsfelder Industrie, Energie und Gesundheit widerspiegelt, stieg um ebenfalls 6 Prozent auf 2,229 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 1,753 Milliarden Euro. Mit den Zahlen übertraf Siemens im Grossen und Ganzen die Schätzungen der von dpa-AFX befragten Analysten. Lediglich im Ergebnis der Gesundheitssparte hatten sich die Experten mehr erhofft, allerdings berichtet Siemens hier das Diagnostik-Geschäft nun separat.
KONKURRENTEN
Wichtige internationale Siemens-Konkurrenten haben bereits ihr Zahlenwerk für das vergangene Quartal vorgelegt. US-Rivale General Electric (GE) konnte nach andauernden Umsatzrückgängen wieder zulegen und auch seinen Gewinn kräftig steigern. Treiber waren das Transport- und Gesundheitsgeschäft. Die Bestellungen legten durch die Bank zu. Bei Philips sorgte vor allem das alte Sorgenkind, das immer noch schleppende Fernsehgeschäft, für einem Umsatzrückgang. Trotzdem stieg der Gewinn dank der hohen Profitabilität im Gesundheits- und Lichtgeschäft. Der Ausblick bleibt im Vergleich zu Siemens gemischt, auch weil die Deutschen kaum noch direktes Endkundengeschäft haben und die Niederländer damit stärker von der Kauffreudigkeit der Verbraucher abhängen./stb/enl/nmu

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