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Sky Deutschland wird für Murdoch zunehmend zum Fass ohne Boden (AF)

MÜNCHEN (awp international) – Der seit Jahren verlustträchtige Bezahlsender Sky Deutschland (früher Premiere) wird für den Medienunternehmer Rupert Murdoch zunehmend zu einem Fass ohne Boden. Bei der im August angekündigten Kapitalerhöhung wurde das Unternehmen deutlich weniger Aktien los als geplant. Statt den bis zu erhofften 270 Millionen konnten nur 169 Millionen Anteile zu je 1,05 Euro platziert werden, wie das im MDax notierte Unternehmen am Dienstagabend mitteilte. Davon musste der Grossaktionär News Corp , der von Murdoch kontrollierte Medienkonzern, auch den Grossteil übernehmen. Damit steigt der Anteil von News Corp an Sky Deutschland auf knapp 50 Prozent. Dies war bereits das vierte Mal, dass Murdoch seit seinem Einstieg bei dem Münchener Unternehmen Ende 2008 Geld zuschiessen musste.
Und es wird für Murdoch bald noch teurer: Nachdem die Kapitalerhöhung nur 177 Millionen Euro eingespielt hat, muss er weitere 163 Millionen Euro bereit stellen, um die bei den im August angekündigten Kapitalmassnahmen erwarteten 340 Millionen Euro zu erlösen. Medienunternehmer Murdoch will das Geld entweder durch den Kauf einer Wandelanleihe auf Sky-Aktien und/oder durch ein Darlehen zur Verfügung stellen. Beides soll bis spätestens Ende Januar 2011 über die Bühne gehen. Murdoch will den chronisch defizitären Sender profitabel machen, scheiterte jedoch bisher.
WACHSTUMSZIELE VERFEHLT – GEWINNPROGNOSE VERWORFEN
Murdoch hofft jedoch immer noch auf die Wende und setzt dabei auf seine Pay-TV-Erfahrungen in anderen Ländern wie Grossbritannien. Dort betreibt er den hoch profitablen Bezahlsender BSkyB . Als ein wichtiger Faktor gelten dabei die Fussball-Übertragungsrechte. In England laufen anders als in Deutschland die Zusammenfassungen der Partien der dortigen ersten Liga nicht kurz nach Spielende im frei empfangbaren Fernsehen. Dies ist ein wichtiger Grund, warum Sky in Deutschland hinter den gesetzten Wachstumszielen Murdochs zurückbleibt – zuletzt konnten kaum neue Kunden gewonnen werden. Jetzt will der Medienunternehmer mehr aus den bereits bestehenden Verträgen rausholen.
Anfang August musste sich der erst seit April amtierende Unternehmenschef Brian Sullivan vom ehrgeizigen Ziel, im kommenden Jahr profitabel zu werden, verabschieden. Die Zahlen bleiben 2010 und auch 2011 rot. Nach der Bekanntgabe von wieder einmal enttäuschenden Quartalszahlen im August hatte er gesagt: “Wir sind auf dem richtigen Weg, ich bin jedoch mit der Geschwindigkeit unserer Entwicklung nicht zufrieden. Die Zahlen sind nicht dort, wo wir sie erwartet haben.” Er glaube dennoch fest daran, dass profitables Bezahlfernsehen in Deutschland möglich sei.
INVESTOREN HABEN KEIN VERTRAUEN MEHR
Vor allem bei den Kunden, die das hochwertiger und teuere HD-Angebot nutzen, zeige der Trend nach oben. Auch der Umsatz pro Kunde habe sich im zweiten Quartal deutlich gesteigert, hatte Sullivan im August gesagt. Das Geld aus der immerhin siebten Kapitalerhöhung in der Geschichte des Unternehmens soll unter anderem in den Ausbau des HD-Angebots für hochauflösendes Fernsehen, die raschere Verbreitung des Sky+ Festplattenreceivers und eine bessere Kundenbetreuung fliessen.
Am Aktienmarkt ist das Vertrauen in den Erfolg der Pläne Murdochs zuletzt deutlich gesunken. Die Aktie fiel im August nach Bekanntgabe der jüngsten Kapitalerhöhung erstmals unter die Marke von einem Euro. Beim Börsengang im März 2005 hatte die Aktie noch 28 Euro pro Stück gekostet. Die Emission hatte damals knapp 1,2 Milliarden Euro eingespielt. Der Börsenwert des Unternehmens lag damit bei rund 2,3 Milliarden Euro – heute ist Sky Deutschland am Aktienmarkt trotz des Einstieg Murdochs und zahlreicher Stützungsmassnahmen von seiner Seite nur noch einen Bruchteil wert./zb/she/tw

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