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Slalom-Chef Huber tritt zurück

Wenige Stunden nach dem sensationellen Triumph von Bruno Kernen in der Lauberhorn-Abfahrt erschüttert ein neuer Eklat den Skiverband: Slalom-Chef Christian Huber erklärte aus Frust seinen sofortigen Rücktritt.

Huber überwarf sich sich mit Karl Frehsner.

Noch am Vorabend des Slaloms reiste Christian Huber, der seit anderthalb Jahren die Slalomfahrer betreute, aus Wengen ab. Damit ist die gesamte Crew von Disziplinenchefs, die Frehsners Vorgänger Dieter Bartsch seinerzeit eingestellt hat, nicht mehr bei Swiss-Ski tätig.

Osi Inglin, der Trainer der Kombi-Gruppe, verabschiedete sich konsequenterweise schon zu Beginn der Saison, nachdem er sich mit den Führungsprinzipien von Frehsner nicht hatte anfreunden könnte.

Abfahrtstrainer Fritz Züger wurde im November in Lake Louise (Ka) nach einem ungeschickten Interview freigestellt. Nun wirft Christian Huber das Handtuch. Er kam damit wohl seiner eigenen Entlassung zuvor.

Schlechte Chemie

Zwischen Frehsner und Huber stimmte von Anfang an die Chemie nicht. Der Slalom-Chef fühlte sich von Frehsner persönlich nicht ernst genommen und wirft ihm diktatorische Arbeitsweise und despotisches Vorgehen vor.

Huber verlangte deshalb die einstigen Kompetenzen, die er unter Bartsch besass, zurück. Auf Montag war eine Sitzung mit Swiss-Ski anberaumt, an der das Thema hätte diskutiert werden sollen.

Eskalation

Nachdem am Samstag bei der Teamsitzung Frehsner und Huber erneut aneinander geraten war und sich Huber sogar tätlich angegriffen fühlte – “er hat mich an den Schultern aus dem Sitzungszimmer stossen wollen” – erklärte Huber seinen unverzüglichen Rücktritt.

Er habe Huber gebeten, aus der Teamsitzung zu gehen, sagt Frehsner dazu, und als dieser nicht gegangen sei, habe er ihn tatsächlich berührt, aber von einem tätlichen Angriff könne keine Rede sein.

Offenbar hat aber Huber bereits am Nachmittag bei Swiss-Ski-Präsident Duri Bezzola ultimativ eine Aussprache verlangt und ihm bis 16.00 und später bis 17.00 Uhr Zeit gegeben. Da Swiss-Ski auf ein solches Ultimatum nicht eintreten konnte, war die Trennung faktisch besiegelt.

Unmögliche Zusammenarbeit

Er habe sich 24 Stunden am Tag für das Slalom-Team eingesetzt, sagt Huber, und er sei stolz gewesen, für Swiss-Ski zu arbeiten: “Aber mit Frehsner ist eine Zusammenarbeit unmöglich, wenn man einen Funken Eigenständigkeit besitzt.”

Dazu bemerkt Frehsner, es gehe nicht an, dass ein Disziplinentrainer selber entscheide, wo und wann er seine Leute einsetze und trainieren lasse: “Wir brauchen eine Gesamtmannschaft und nicht einzelne Grüppchen.” Sie seien, so Frehsner, im Slalom nicht weitergekommen, “Darum mussten wir handeln.”

Gegen Huber sprechen in der Tat die schwachen Leistungen des Slalomteams. Ausser Silvan Zurbriggen,der mit hohen Nummern zweimal 13. wurde, erzielte nur noch Urs Imboden als 14. ein zählbares Ergebnis.

swissinfo und Agenturen

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