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Slobodan Milosevic: ein Porträt

Slobodan Milosevic hat 13 volle Jahre - zwischen September 1987 und Anfang Oktober 2000 - die Geschicke Serbiens und Jugoslawiens maßgeblich bestimmt. Der Jurist Slobodan Milosevic (59) war Bankier, kommunistischer Funktionär und schließlich Staatspräsident. Er saß mit den Mächtigen der Welt am Friedenstisch von Dayton, als es 1995 um das Ende des Bosnienkriegs ging. Seit dem 24. Mai 1999 ist er als Kriegsverbrecher angeklagt. Nun ficht der Ex-Präsident, der vor neun Monaten Wahlen fälschte und zum Rücktritt gezwungen wurde, vor dem Haager UN-Tribunal seinen letzten Kampf.

Der am 20. August 1941 im ostserbischen Pozarevac geborene Sohn eines orthodoxen Priesters begann eine steile Parteikarriere in der Hauptstadt Belgrad, wo er 1984 Chef der Kommunisten wurde. Dieser Posten diente ihm drei Jahre später als Sprungbrett für das Einflussreiche Amt des Ersten Parteisekretärs in Serbien.

Nationalistische Parolen verhalfen dem uncharismatischen Führer zu einer riesigen Popularität bei den Serben. Bei einem Referendum Ende 1989 wurde er mit 86 Prozent der Stimmen zum Präsidenten der serbischen kollektiven Präsidenschaft gewählt. Im selben Jahr versprach er die “Lösung” der Krise in der südserbischen Provinz Kosovo, hob die weitgehende Autonomie auf und ließ führende gemäßigte Albanervertreter verhaften.

Bald stand Milosevic auf Konfrontationskurs mit den restlichen jugoslawischen Teilrepubliken. Die Folge waren Kriege 1991 in Kroatien und 1992 in Bosnien.

Im Dezember 1992 gewann Milosevic die ersten demokratischen Präsidentschafts-Wahlen in Serbien mit 56 Prozent der Stimmen – und die Opposition warf ihm prompt Wahlbetrug vor.

Im Juli 1997 wurde er vom Parlament zum Präsidenten des aus Serbien und Montenegro bestehenden Jugoslawiens gewählt. Es folgte ein weiterer blutiger Balkankrieg im Kosovo, der im Frühjahr 1999 zur NATO-Intervention gegen die jugoslawische Armee und serbische Polizei führte.

Der von Milosevic und der engsten Staatsspitze angeordnete Einsatz serbischer Sicherheitskräfte im Kosovo, vor allem die planmäßig begangenen Verbrechen an Zivilisten, führten schließlich zur Anklage gegen Milosevic wegen Kriegsverbrechen in Den Haag.

swissinfo und Agenturen

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