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SNB-Präsident Hildebrand verteidigt Deviseninterventionen

Zürich (awp) – SNB-Präsident Philipp Hildebrand verteidigt die von der Notenbank von März 2009 bis Juni 2010 getätigten Interventionen am Devisenmarkt. Geldpolitische Untätigkeit sei nach Überzeugung des SNB-Direktoriums in den dramatischen Phasen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 und 2010 “keine Option” gewesen, sagte Hildebrand gemäss Redetext am Donnerstag in einem Referat vor dem Club of Rome Forum in Zürich.
Ein solches Vorgehen wäre angesichts der enormen Risiken für die Schweizer Volkswirtschaft fahrlässig und nicht im Einklang mit dem Auftrag der SNB gewesen, so Hildebrand weiter. Die Devisenkäufe brockten der Nationalbank im Jahr 2010 einen Rekordverlust von 21 Mrd CHF ein.
Mit Blick auf die hohen Verluste sei die Versuchung gross, zu argumentieren, die Nationalbank hätte keine Devisen kaufen sollen. Im Gegensatz zum Verlust für die SNB hätten sich die Auswirkungen der ganzen Turbulenzen auf die Haushalte von Bund und Kantonen in Grenzen gehalten, konstatierte der Nationalbankpräsident.
Sinn und Zweck der Nationalbank sei nicht die Gewinnerzielung, betonte der SNB-Chef. Der Entscheid, ob geldpolitische Massnahmen in Form von Devisen-Käufen erforderlich seien, basiere vielmehr auf der Beurteilung der Deflationsgefahr und des notwendigen geldpolitischen Expansionsgrades, um dieser entgegenzuwirken.
Die europäische Staatsschuldenkrise ist nicht überwunden; die Eurozone wird aber nach Auffassung Hildebrands zur Stabilität zurückfinden. Die betroffenen Volkswirtschaften hätten teilweise sehr schmerzhafte Korrekturmassnahmen eingeleitet – weitere grosse Herausforderungen stünden an. Im Zentrum steht laut Hildebrand letztlich eine deutliche Verstärkung der fiskalischen Disziplin. “Ich bin zuversichtlich, dass die EU diese Herausforderungen meistern wird”, sagte er wörtlich.
Die Staatsschuld könne langfristig nicht schneller wachsen als die Wirtschaft. Schulden zu machen sei kein Recht, sondern ein Privileg. Dies gelte auch für Staaten. “Ich gehe davon aus, dass die heutige Staatsschuldenkrise in 20 bis 30 Jahren rückblickend als Scheideweg wahrgenommen wird.”
Hindebrand nimmt in seiner Rede keinen Bezug auf aktuelle geldpolitische Themen.
ra/cc

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