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Spanischer Baukonzern ACS will Hochtief übernehmen (Zus)

(Neu: Mitteilung Hochtief, aktueller ACS-Kurs sowie Bewertung der Offerte, Hochtief-Kurs, Analysteneinschätzung)
MADRID/ESSEN (awp international) – Der spanische Baukonzern ACS will den deutschen Konkurrenten Hochtief übernehmen. Den Aktionären sollen für fünf Anteile an dem Essener Unternehmen acht ACS-Anteile geboten werden, wie die beiden Unternehmen am Donnerstag mitteilten. Gemessen am aktuellen ACS-Kurs wird eine Hochtief-Aktie bei der Offerte mit 56,77 Euro bewertet. Bei diesem Kurs liegt die Marktkapitalisierung von Hochtief bei fast vier Milliarden Euro. ACS kam zuletzt auf einen Börsenwert von rund elf Milliarden Euro.
Da ACS bereits knapp 30 Prozent der 70 Millionen Hochtief-Aktien hält, könnten den Spaniern weitere 49 Millionen Anteile des deutschen Unternehmens angeboten werden. Gemäss dem Umtauschverhältnis müsste ACS dafür rund 78 Millionen eigene Aktien einbringen.
Am Aktienmarkt sorgte die Vorlage des Gebots für Ernüchterung. Die im MDax notierten Aktien reduzierten ihre Gewinne deutlich. Zuletzt legten sie um 2,73 Prozent auf 57,85 Euro zu. Zuvor waren sie zeitweise wegen der Spekulation auf ein Gebot über die Marke von 60 Euro geklettert. Die ACS-Aktie war bis 11.45 Uhr vom Handel ausgesetzt und legte nach der Wiederaufnahme des Handels um 1,95 Prozent auf 35,48 Euro zu.
Die Spekulationen auf eine Übernahmeofferte für Hochtief durch ACS gibt es bereits seit einiger Zeit. Während der Finanzkrise versiegten diese allerdings etwas, da der spanische Konzern selbst in Geldnot war. Zuletzt hatte sich ACS von einer Beteiligung am Autobahnbetreiber Abertis getrennt und ist daher wieder flüssiger. ACS wird vom Präsidenten des spanischen Fussballclubs Real Madrid, Florentino Pérez, geleitet. Er ist zudem ACS-Grossaktionär.
Einem Analysten zufolge strebt ACS mit dem Angebot vermutlich eine “schleichende Kontrollübernahme” und eine spätere Konsolidierung an. Die Spanier böten den Durchschnittspreis der vergangenen drei Monate und damit das Mindestgebot nach deutschem Recht, so der Experte in einer ersten Einschätzung. Dies erlaube ACS, zu einem späteren Zeitpunkt den Anteil am Markt aufzustocken, ohne dass ein Pflichtangebot mit einem erhöhten Gebot erfolgen müsse./zb/he

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