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spedition: überall und jederzeit

Die Logistik-Spezialisten heute sind wahre "Transport-Architekten" - und zwar in allen Bereichen. Panalpina

Das Schweizerische an der Spedition ist das Fachwissen und die langjährige Erfahrungen aus den Zeiten, als die Verkehrswege auch hierzulande nicht so erschlossen waren.

Ob jedoch der Hauptsitz einer Speditions-Firma in der Schweiz liege oder anderswo, sei nicht ausschlaggebend, meint Martin Spohn von Panalpina in Basel.

Die Spedition sei in keiner Weise an nationale Grenzen gebunden, sagt Panalpina-Sprecher Martin Spohn. Dieses Speditions- und Logistik-Unternehmen mit Ende 2005 über 8 Mrd. Franken Bruttoumsatz hat seinen Sitz in Basel, und ist auf allen fünf Kontinenten präsent.

“Unsere Branche und auch was sie tut, ist nicht sehr bekannt in der Öffentlichkeit”, bedauert Spohn. “Doch funktioniert sie in der heutigen globalen Umgebung als ein wichtiger Treiber der Wirtschaft.”

Transport-Architekt

Als “Architekt des Transports” zimmert der Spediteur immer integrierter die Bausteine der Produktion seiner Kundschaft zusammen. Diese neue Funktion sei

teilweise auch dank des Internets möglich geworden.

Wie seine Kundschaft gliedert auch der Spediteur heute vieles aus (Outsourcing): Er organisiert Transporte oder betätigt sich als Broker (Transport-Makler), führt sie aber nicht selber durch. Ob Lastwagen, Waggons oder Lagerhallen: Sie werden höchstens dazugemietet, damit möglichst wenig Kapital gebunden wird.

Stark fragmentiert

Weltweit zeichnet sich der Speditions- und Logistik-Markt durch eine starke Zersplitterung aus. Mit anderen Worten, auch die Grossen der Branche kommen nicht über einen Gesamtmarktanteil von 8 bis 9% hinaus. Gute Voraussetzung

für einen hohen Grad an “Swissness” in der Branche: Zwar haben die wenigen Grossen ihren Hauptsitz in der Schweiz, doch existieren allein in Basel, dem Speditions-Mekka der Schweiz, 70 bis 80 kleinere Anbieter.

Das Schweizerische zeigt sich jedoch nicht nur in der hohen Zahl kleinerer Anbieter. Laut Spohn hat sich mit der gezwungenermassen sehr frühen Internationalität der Speditionsbranche und dem Umstand, dass hier die Ausbildung auf der Berufslehre aufbaut, eine spezifisch schweizerischer Charakter in der Branche ergeben.

“In der Schweiz lernte man das wegen dem hohen Grad an grenzüberschreitendem Handel

ohnehin komplizierte Geschäft immer von Grund auf.” Deshalb sässen heute auch so viele Schweizer in zahlreichen Speditionsfirmen auf Kaderpositionen, unabhängig davon, ob die Firmen schweizerisch seien oder nicht.

Neben der Schweiz kenne traditionell nur noch Deutschland die Berufslehre als Speditions-Kaufmann oder –frau. Im Gegensatz dazu bilde man in angelsächsischen Ländern den Nachwuchs oft auf der Basis von “Learning by doing” aus – mit allen Nachteilen, die das nach sich ziehe, sagt Spohn.

Leisung immer vor Ort

Vor Ort, und nicht nur aus der Schweiz heraus, müsse der

Schweizer die bessere Speditions-Leistung anbieten, so der Panalpina-Sprecher.

Je schwieriger die Destination in verkehrstechnischer Hinsicht sei, desto mehr müsse der Spezialist mit Kreativität die vorhandene schlechte Transport-Infrastruktur auffangen: Und da erweise sich gelerntes (Schul-) Wissen über Logistik und Vernetzung als viel effektiver, als einfach die Erfahrung einiger Jahre “Learning by doing”.

Schweizer seien auch weniger grosse “Schollen-Patrioten”: Sie wüssten, dass sie ohne Ausland-Erfahrung nirgends hin kämen.

Junge Leute aus EU-Staaten dürfen seit vielen Jahren problemlos

in einem anderen Land der Europäischen Union arbeiten. Schweizer hingegen brauchten bis zum Inkrafttreten der bilateralen Verträgen mit der EU den Bezug zu einem Unternehmen, um zu einer entsprechenden Arbeits-Bewilligung im Ausland zu kommen.

Geopolitische Konstanz

Die Standort-Politik von Panalpina zeichne sich durch eine geopolitische Konstanz aus, so Spohn.

“Wegen einer kurzfristigen Konjunktur-Delle werden wir nicht einfach die Repräsentanz in Ländern schliessen, nur weil die Situation dort vorübergehend abflaut. Wir warten lieber vor Ort, bis es wieder aufwärts geht.” Vertrauen und

persönlicher Kontakt seien in der Spedition manchmal überlebenswichtig. Dies gehe nur mit einer langfristigen Sichtweise. Nur so könne etwas aufgebaut werden. Der China-Bonus, auf den Schweizer Spediteure heute aufbauen, sei beispielsweise eine Folge dieser Politik.

Die Schweizer seien immer schon in China präsent gewesen, und zwar mit eigenen Leuten vor Ort und Partnern, so wie es früher den staatlichen Vorschriften entsprochen habe. Jetzt zahle sich das aus, da die Infrastruktur nicht erst mühsam aufgebaut werden müsse.

swissinfo, Alexander Künzle

Mit der Schweizer Berufslehre als Speditions-Kaufmann/frau baut die Branche auf professionelle Kompetenz, die sich vom “Learing by doing”-Ansatz in andern Ländern abhebt.

Dazu kommt, dass ein weltweit präsentes Unternehmen sicher stellen muss, dass im Bereich des Personal-Qualifikation weltweit dieselben Voraussetzungen gelten.

Panalpina beschäftigt weltweit 13’000 Mitarbeitende, und unterhält 500 Niederlassungen in 80 Ländern.

Die Hälfte des Netto-Umsatzes von 6,9 Mrd. Franken entfällt auf Lufttransporte, 2,4 Mrd. auf Seefracht und über eine Milliarde auf “Supply Chain Management”.

Ein Spediteur organisiert oder vermittelt nicht nur einfach den Transport von Waren zur See, in der Luft, mit der Bahn und Lastwagen.
Er muss sich mit Versicherungen und Sicherheits-Vorschriften auskennen: Die Ware kann während dem Transport Schaden erleiden.
Er muss alle Arten des Zahlungsverkehrs mit den Banken kennen.
Er muss Bescheid wissen im internationalen Welthandel und den Güterströmen, und die ganze Welt geografisch bestens kennen.
Ausserdem braucht er mit der Zeit gute Kenntnis der Waren, die er transportiert (Produktewissen). Daraus kann eine Marktnische oder Spezialisierung resultieren.
Er kommt um mehrere Sprachen nicht herum.

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