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Stéphane Lambiel ist Eiskunstlauf-Weltmeister

Stéphane Lambiel nach seinem WM-Sieg in Moskau. Keystone

Nach Roger Federer im Tennis hat die Schweiz auch im Eiskunstlauf die Nummer eins weltweit: Stéphane Lambiel wurde in Moskau Weltmeister.

Der 19-jährige Walliser gewann am Donnerstag den WM-Titel in überzeugender Art und Weise und holte mit Gold seine erste Medaille an einem Grossanlass.

Lambiel bestand in seiner Kür die Höchstschwierigkeiten, zwei Vierfachsprünge, bestechend sicher. Bezüglich Ausdruckskraft war ihm eh kein Gegner ebenbürtig.

Lambiel war mit einem Vorsprung von 5,62 Punkten auf Brian Joubert gestartet. Doch der Franzose, der im Vorfeld als härtester Konkurrent von Lambiel galt, patzte unmittelbar vor dem Schweizer gewaltig und fiel noch auf Rang 6 zurück.

Silber holte sich der Kanadier Jeffrey Buttle, Bronze der Amerikaner Evan Lysacek. Der überragende Mann der Szene, der Russe Jewgeni Pluschenko, musste wegen entzündeter Adduktoren forfait geben. Er hatte nach dem Kurzprogramm noch an dritter Stelle gelegen.

Die Schweiz erst zum dritten Mal zuoberst auf dem Podest

Erst zweimal standen im Eiskunstlauf Vertreter der Schweiz zuoberst auf dem Podest: 1947 gewann der seit langer Zeit in den USA wohnhafte Hans Gerschwiler Gold; noch besser in Erinnerung ist der Coup von Denise Biellmann aus dem Jahr 1981.

Lambiel stand nach der Vorstellung wie unter Schock. “Es war einfach unglaublich, nach dem Kurzprogramm an den Sieg denken zu können”, sagte der fünffache Schweizer Meister. Es sei sehr schwierig gewesen zu laufen, aber er habe es geschafft.

Gutes Umfeld

Ein wesentlicher Grund für die grossartigen Leistungen des hochsensiblen Westschweizers ist sein Umfeld. Dieses würde ihm die nötige Kraft geben, betonte Lambiel noch am Dienstagabend nach dem fantastischen Kurzprogramm ausdrücklich.

Als Trainer fungiert – abgesehen von einem kurzen Unterbruch – seit über zehn Jahren der frühere Läufer Peter Grütter. Der in Genf lebende Berner ist seit 1965 im Metier. Bei Lambiel sah er sofort dessen riesiges Talent. “Er war mit Herz und Seele dabei, hat alles mit einer hohen Intensität gemacht”, sagte Grütter.

Lambiel erzielte denn auch rasch grosse Fortschritte und bereits im Alter von zehneinhalb Jahren bekam er von einer finnischen Preisrichterin zu hören: “Dich sehe ich einmal an der WM ganz vorne.”

Lambiels Vorstellungskraft

Für die Choreografie ist seit dem 11. Lebensjahr Lambiels Salome Brunner zuständig. “Peter Grütter ist ein guter Freund von mir und hat mich daher als Choreografin für seine Schule geholt”, erklärte die Zürcherin, die eine dreijährige Tanzausbildung absolviert hatte.

Sie arbeitet ein- bis zweimal pro Woche mit Lambiel. “Stéphane besitzt eine grosse Vorstellungskraft, auch für Kostüme. Bei ihm musste ich mir schon immer etwas Spezielles ausdenken, sonst wäre er nicht zufrieden gewesen”, erzählte Brunner.

Struktur…

Als zweiter Trainer neben Grütter amtet Cédric Monod. Der frühere Paarläufer, seit Anfang Herbst an der Seite des Wallisers, kümmert sich in erster Linie um organisatorische Fragen. Er macht beispielsweise den Trainingsplan.

Wenn Lambiel in Lausanne übt, ist Monod mit ihm auf dem Eis. “Cédric hat mir eine Struktur gegeben”, so der Weltmeister.

…und Kondition

Monod war es auch, der Konditionstrainerin Majda Scharl holte. Die Westschweizerin trimmte Lambiel nach den Europameisterschaften in Hochform.

“Bei ihm muss alles Spass machen, sonst hat es keinen Sinn”, sagte Scharl, die bei Swiss Olympic als Betreuerin von Spitzenathleten engagiert ist.

In Moskau nahm sie einerseits bei der Erholung – unter anderem mit Massagen – eine ganz entscheidende Rolle ein. Andererseits schaute sie, dass Lambiel die nötige Spannung behält.

swissinfo und Agenturen

1998/99: 2. an der Jugend-Olympiade in der Slowakei

2001-2005: Schweizer Meister

2001/2002: 4. an der EM in Lausanne und 15. an den Olympischen Spielen in Salt Lake City

2002/2003: 5. an der EM in Schweden

2003/2004: 4. an der WM in Deutschland und 6. an der EM in Ungarn

2004/2005: 4. an der EM in Italien und Weltmeister in Moskau

Stéphane Lambiel wurde am 2. April 1985 in Martigny, Kanton Wallis, geboren. Er wohnt in Lausanne.

Er hat im Juni 2004 das Gymnasium mit der Matura in Biologie und Chemie abgeschlossen. Momentan konzentriert er sich voll und ganz auf das Eiskunstlaufen.

Neben seiner Muttersprache spricht Lambiel noch Deutsch, Englisch, Portugiesisch und ein wenig Italienisch.

Sein Hobby ist das Sammeln, Hegen und Pflegen von Marienkäfern.

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