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St. Moritz investiert in China mit seinem Namen

Die "Gärten von St. Moritz" - die chinesische Luxusversion des Engadiner Kurorts. St. Moritz Gardens

Der exklusive Gebirgserholungsort St. Moritz hat eine Lizenzvereinbarung für die Erschliessung eines Luxusresorts in der chinesischen Stadt Shenzhen vorgestellt.

Die “Gärten von St. Moritz” gehören zu den teuersten Gebieten der 10-Millionen-Stadt und sind eine einzigartige Gratiswerbung für den Schweizer Ferienort.

Der neue Wohnbereich im so genannten Honig-See-Distrikt von Shenzhen bietet nach seiner Fertigstellung in zwei Jahren Platz für rund 5000 Menschen.

Umgeben von bewaldeten Hügeln entstehen ein Clubhaus, zwei Pools, ein Gesundheits- und Wellness-Zentrum, Kino, Ballett- und Musikschule. Und die 300 Quadratmeter grosse “Schweizer Halle” soll den Appetit der Bewohner auf das Schweizer Original wecken.

Die Zusammenarbeit begann 2004. Damals suchten die chinesischen Besitzer einen Namen für den neuen Wohnbereich. Sie kamen in Kontakt mit dem Büro von Schweiz Tourismus in Hongkong, welches ihnen St. Moritz empfahl.

Gegenseitige Hilfe

“Die meisten Menschen in China haben noch nie von St. Moritz gehört. Und jene, die in die Schweiz kommen, besuchen Zürich, Genf, Interlaken oder Montreux”, sagte Casey Liu, die Vertreterin von Schweiz Tourismus in Hongkong und Südchina, gegenüber swissinfo.

Die chinesischen Investoren suchten nach einem exklusiveren Namen als zum Beispiel Interlaken. Nach gegenseitigen Besuchen einer chinesischen Delegation in St. Moritz und einer Engadiner Abordnung in Shenzhen, wurde ein Abkommen unterzeichnet, das die Verwendung des Markennamens “St. Moritz” für das chinesische Projekt gestattet.

Die Schweizer Tourismusindustrie hat stark in Werbekampagnen in China investiert. Auch die Zukunft von St. Moritz – das auf seine Besucher aus Übersee zählt – hängt davon ab, wie erfolgreich der Schweizer Tourismus in den neuen Märkten Fuss fassen kann.

Der Anteil der Touristen aus der Schweiz beträgt in St. Moritz nur 30%, während er für die ganze Schweiz 50% beträgt.

Jet Set

St. Moritz hat bislang von seinem Ruf als Wintersport-Ort des internationalen Jet Sets gelebt. In der Schweiz aber musste es eine schlechte Presse hinnehmen, hauptsächlich wegen des unkontrollierten Baubooms für Ferienwohnungen und Chalets, welche Kritiker als Landschaftsverschandelung bezeichnen.

Und so könnte ironischerweise die Nachfrage nach Luxuswohnsitzen in China die Zukunft von St. Moritz sichern.

Markenschutz

Tourismusdirektor Hans Peter Danuser liess den Namen St. Moritz vor 20 Jahren als Marke eintragen. Er ist davon überzeugt, dass die “Gärten von St. Moritz” in China mithelfen, in einigen Jahren bis zu 20’000 Hotelaufenthalte chinesischer Gäste zu generieren.

“Das ist die teuerste und extravaganteste Entwicklung in der Region Shenzhen”, sagte Danuser gegenüber swissinfo. “das Gebiet hat ein subtropisches Klima, es kann dort also ziemlich heiss werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Bewohner von Schweizer Gletschern träumen und einer Fahrt im Glacier Express (welcher in St. Moritz hält)”.

Gemäss Danuser lohnt sich ein Markenschutz finanziell nur dann, wenn er gefördert werden kann. Wegen mangelnder finanzieller Mittel hat St. Moritz Lizenzen an eine ganze Reihe von Firmen verkauft. Diese dürfen St. Moritz und sein Sonnenlogo auf verschiedenste Produkte – von der Uhr bis zum Champagner – setzen.

Die “Gärten von St. Moritz” haben die Rechte kostenlos erhalten. Der Vertrag, so Danuser, verlange jedoch, dass die Erbauer gewisse Qualitätsstandards einhalten müssen.

Ausschilderung

Verkehrsschilder, die den Weg nach “St. Moritz” weisen, werden den Namen einer breiteren Öffentlichkeit in der Provinz Guangdong bekannt machen. Und wenn die ersten chinesischen Besucher ins echte St. Moritz kommen, werden sie in ihrer eigenen Sprache begrüsst werden.

“Unsere wichtigsten Broschüren sind bereits auch in Mandarin gedruckt”, erklärt Danuser. “Und die Wegweiser für einige unserer Touren sind beschriftet in Englisch und Japanisch – und Mandarin.”

swissinfo, Dale Bechtel
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

Die chinesische Regierung hat der Schweiz am 1. September 2004 den “Approved-Destination-Status” (ADS) zugesprochen. Damit werden die meisten bürokratischen Hürden für Chinesinnen und Chinesen weggeräumt, die in ein ADS-Land reisen wollen.

Die Zahl der chinesischen Touristen in der Schweiz hat seither rasch zugenommen. Sie hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Anstieg von 17,6% verzeichnet, während der durchschnittliche Zuwachs von Touristen aus Übersee in der gleichen Zeit lediglich 6,2% betrug.

Schweiz Tourismus schätzt, dass die Zahl der chinesischen Übernachtungen in Schweizer Hotels von ungefähr 180’000 in diesem Jahr 2007 auf 300’000 ansteigt. Damit wären die Chinesen hinter den Japanern an zweiter Stelle der Touristen aus Asien.

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