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Stada bekräftigt Ausblick – Keine Übernahmeofferte von Pfizer

(Neu: Aussagen des Vorstandes aus Pressekonferenz, Analystenkommentar, Kurs)
BAD VILBEL (awp international) – Der Arzneimittelhersteller Stada hat das erste Halbjahr mit einem Gewinnanstieg abgeschlossen und seine Ziele für 2010 und 2014 bekräftigt. 2010 erwartet der Hersteller der Sonnencreme Ladival und des Grippemittels Grippostad eine Umsatzsteigerung in nicht genannter Höhe, was dann auch das Ergebnis positiv beeinflussen soll. In den ersten sechs Monaten stieg der Konzerngewinn um vier Prozent auf 50 Millionen Euro. Experten hatten allerdings mehr erwartet. Stada-Chef Hartmut Retzlaff nahm den immer wieder aufkeimenden Gerüchten über eine mögliche Offerte des isländischen Wettbewerbers Actavis und des weltgrössten Pharmakonzerns Pfizer am Donnerstag den Wind aus den Segeln. Eine Kaufofferte oder auch direkte Anfragen habe es nicht gegeben.
Pfizer und Actavis waren im März im Bieterwettbewerb um den Stada-Konkurrenten Ratiopharm leer ausgegangen. Stada selbst strebt weiterhin eine vorsichtige Akquisitionspolitik an: “Wir können uns vorstellen, im Jahr 2011 bei Übernahmen wieder aktiver zu sein”, erklärte Retzlaff. Stada ist den der Vergangenheit verstärkt in Russland und Serbien durch Zukäufe gewachsen. Gerade in Osteuropa sieht Stada unverändert Potenzial für Zukäufe.
Auf dem Heimatmarkt Deutschland verbuchte Stada einen Erlösrückgang, während auf dem zweitgrössten Markt Russland ein prozentual zweistelliger Umsatzanstieg ausgewiesen wurde. Der Anteil des deutschen Geschäfts am Umsatz reduzierte sich auf ein Drittel. 2006 hatte Deutschland noch rund 44 Prozent beigesteuert. Beim Umsatz profitierte Stada vom internationalen Geschäft und steigerte den Erlös um drei Prozent auf 778,1 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um 15 Prozent auf 142,9 Millionen Euro. Stada rechnet 2010 damit, dass Deutschland beim Umsatz rückläufig sein könnte, allerdings bei einer verbesserten Profitabilität. “Wir können uns vorstellen, dass 2011 das Geschäft in Deutschland wieder stabiler läuft”, so Retzlaff.
An der Börse gab die Aktie um fast vier Prozent auf 24,01 Euro nach. Der Umsatz habe seine Prognose verfehlt, schrieb Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff. Eine positive Überraschung sei dagegen die bereinigte operative Marge gewesen, die mit 13,9 Prozent klar über der Konsensschätzung von 12,4 Prozent liege.
Stada will mit einem kräftigen Stellenabbau die Profitabilität bis 2014 erhöhen. Der Konzerngewinn soll sich bis 2014 von 100,4 Millionen Euro 2009 auf 215 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll auf 430 Millionen Euro klettern (Vorjahr: 280,1 Mio Euro). Der Umsatz soll von 1,57 Milliarden auf 2,15 Milliarden Euro steigen. Rund 800 Arbeitsplätze sollen in den kommenden fünf Jahren gestrichen werden, hatte Stada jüngst mitgeteilt. Vier Werke stünden derzeit zum Verkauf oder vor der Schliessung. Mit seinem Programm “Stada – build the future” komme Stada schneller als erwartet voran.
Das Wachstum soll auch aus Patentabläufen kommen. 2010 bis 2014 würde von Branchendiensten für den Welt-Pharma-Markt ein Wachstum zwischen 5 bis 8 Prozent erwartet. Für den weltweiten Generikamarkt rechnen Experten im gleichen Zeitraum mit einem Zuwachs von bis zu 9 Prozent. “Diese Prognose halte ich eher für konservativ”, erklärte der Stada-Chef. In den kommenden Jahren laufen weltweit Patente für Originalmedikamente mit einem Umsatz von mehr als 100 Milliarden Dollar ab. Auf Deutschland alleine betrachtet liege das Gesamtvolumen 2010 bis 2013 bei mehr als vier Milliarden Euro.
In seinem Kerngeschäft Generika konnte Stada den Umsatz wegen der teilweise schwierigen Rahmenbedingungen in einzelnen nationalen Märkten um ein Prozent auf 544,6 Millionen Euro steigern. Das Geschäft mit Nachahmermedikamenten ist auch wegen der Rabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen von hohem Margendruck, Preissenkungen und weiterhin hohem Konkurrenzdruck geprägt. Zur Höhe der Dividende äusserte sich Retzlaff nicht. 2009 hatte der Konzern erstmals 32 Prozent des Gewinns und damit deutlich weniger als die bisherigen 40 Prozent an die Aktionäre ausgeschüttet./ep/gr/she

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