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Stadt-Füchse werden zum Problem

Ein Zürcher Stadtfuchs auf der Pirsch. Keystone

Füchse sind Generalisten, das heisst sie leben erfolgreich unter den verschiedensten Bedingungen. Neu auch vermehrt in Schweizer Städten.

Allein in Zürich, der grössten Schweizer, sind laut Schätzungen rund tausend Füchse heimisch geworden. Das Problem: Das Wildtier wird zahm.

In Zürich mussten im letzten Jahr 118 gesunde Stadtfüchse geschossen werden, weil sie zu zahm wurden. Das waren doppelt so viele wie noch 2004.

In der Stadt Luzern wurden jüngst mehrere Hühner von Füchsen gerissen – teilweise sogar tagsüber. In einem Fall verliess die Hühnerbesitzerin nach dem Füttern das Gehege, und schon stürmte ein Fuchs aus seinem Versteck hervor und riss eines der Hühner.

Zürich und Luzern sind jedoch keine Einzelfälle, in fast allen grösseren Schweizer Städten ist der Fuchs im Vormarsch. Zürich schätzt, dass rund 1000 Füchse durch Stadt und Agglomeration streunen. Jetzt schlagen Wildhüter Alarm.

“Das Problem wird weiter zunehmen”, ist Wildhüter Christian Stauffer, Leiter “Wildnis und Tiere” der Stadt Zürich überzeugt.

Noch in den 1970er-Jahren wurde in der Schweiz der Fuchs zur Eindämmung der Tollwut gejagt. Die Bestände verkleinerten sich stark, auch wegen des Virus selber. Dann wurde die Tollwut ausgerottet, und die Zahl der Füchse nahm rasant zu.

Immer mehr zahme Füchse

Beim Zusammenleben zwischen Füchsen und Bevölkerung gibt es laut Wildhüter Stauffer vermehrt Probleme. Die Tiere werden gefüttert und dadurch zahm. So taucht der sonst scheue Fuchs auf der Suche nach Nahrung schon mal in einer Wohnung auf oder schnappt nach einer Hand. Auch in Zürcher Bankgebäude drangen schon Füchse ein.

Dieses Verhalten wird dann an die Jungen weiter gegeben. Stauffer ist überzeugt, dass die Zahl von zahmen Füchsen in Zukunft noch zunehmen wird. Ein Problem, das die öffentlichen Behörden nur beschränkt beeinflussen können.

Kluges Tier

“Der Fuchs ist nämlich ein Schlitzohr und sehr anpassungsfähig”, erklärt Stefan Dräyer, einer von drei Wildhütern in der Stadt Zürich, den Grund für die Füchse in der Stadt.

In Siedlungsgebieten komme der Fuchs rasch zu Nahrung, so etwa beim Kompost oder bei Abfallsäcken. Laut Dräyer ernährt der Abfall von zehn Familien einen Fuchs.

In Zürich führten zudem Grünflächen von den Wäldern rundherum direkt ins Zentrum. Die immer wieder gepriesene hohe Lebensqualität von Zürich ist auch eine Attraktion für den Fuchs. Platz für ihren Bau finden die Füchse an verschiedenen Orten: in Gärten, unter Schöpfen oder bei Sportplätzen.

Nicht füttern

Es gehe um ein grundsätzliches Verständnis des Wildtiers, sagt Stauffer. Die eigenen Bedürfnisse müssten zurückgestellt werden. Füttern sei nicht angesagt.

Zur Sensibilisierung der Bevölkerung planen zwei Wildpärke rund um Zürich Fuchsgehege. Laut Stauffer ist dies eine Gratwanderung: Durch das geweckte
Interesse könnten die Leute anfangen, an ihrem Wohnort Füchse zu füttern.

Doch der Bevölkerung bleibt nicht viel anderes übrig, als sich mit Meister Reineke abzufinden. Die Fuchsbestände zu regulieren, sei ausserordentlich schwierig, sagt Stefan Dräyer. Wird ein Fuchs getötet, rückt sofort der nächste nach.

Doch der Stadt-Fuchs habe auch seine guten Seiten: “Er wirkt als Seuchenpolizist,” sagt Dräyer. “Er frisst Abfälle und tote Vögel, die Träger verschiedener Krankheitserreger sein könnten.”

swissinfo und Agenturen

Der Rotfuchs ist das Raubtier mit der weltweit grössten Verbreitung. Dank seiner ausgesprochenen Anpassungsfähigkeit kann er sogar Städte besiedeln.

Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) bildet mit sieben anderen auf der Welt vorkommenden Arten die Gattung der echten Füchse (Vulpes). Sie gehören zur Familie der Hundeartigen (Canidae).

Weibliche Füchse werden 4-5 kg schwer und haben eine Körperlänge von knapp 70 cm. Männchen sind im Schnitt 1-2 kg schwerer und etwas grösser.

Der Fuchs orientiert sich vor allem mit dem Geruchssinn. Auch das Gehör ist sehr gut ausgebildet. Er vermag damit sogar an der Erdoberfläche kriechende Regenwürmer zu lokalisieren.

Seine Sehschärfe ist zwar nicht sonderlich gut, dafür erkennt er Bewegungen sehr genau und sieht auch noch bei weitgehender Dunkelheit.

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