Stephan Anliker nicht mehr GC-Präsident
(Keystone-SDA) In der Führungsetage der Grasshoppers kommt es zu zwei Wechseln. Stephan Anliker tritt per sofort als VR-Präsident zurück, CEO Manuel Huber wird die operative Führung des Klubs am Saisonende abgeben.
Es sind bemerkenswert ehrliche Worte, die Stephan Anliker am Montag spricht: «Ich bin nicht mehr der richtige Mann. Ich habe gewisse Schwächen gezeigt als Mensch und als Präsident.» Es sind die Worte, die Anlikers rund fünfjährige Amtszeit als Präsident der Grasshoppers beschliessen. Seit Romano Spadaro, dem GC-Chef in den erfolgreichen Neunzigerjahren mit Meistertiteln und Champions-League-Teilnahmen, hat sich kein Präsident beim Rekordmeister so lange im Amt gehalten wie Anliker.
Jetzt ist auch Anliker als Präsident am Ende. Er übergibt einen Klub, der zwar strukturell und finanziell solide aufgestellt sein soll, der aber sportlich ins Bodenlose stürzt. Der erste Abstieg seit 1949 ist nah. Das hat in den letzten Wochen einen Umsturz auf der Ebene der sportlichen und operativen Führung nach sich gezogen, der in der Super League beispiellos ist. Im Januar stieg Heinz Spross als Grossaktionär aus. Anfang März wurden Trainer Thorsten Fink und Sportchef Mathias Walther entlassen. Nun geht der Präsident Anliker, und Ende Saison ist auch CEO Manuel Huber weg.
Huber wird noch ein paar Wochen bleiben, um die Geschäfte ordentlich zu übergeben. «Wir müssen schauen, dass nicht zu viel Know-How verloren geht. Sein Wissen ist grösser und tiefer», sagte Anliker über Huber, der im Februar 2014 in die GC-Führung eingetreten ist als Anliker vom Vizepräsidenten zum Präsidenten aufstieg. Zwischenzeitlich hatte Huber auch das Amt des Sportchefs inne.
Dass der Trainer und der Sportchef ihren Posten im Misserfolg räumen müssen, ist ein bekannter Reflex. Dass in einer solchen Situation auch noch der Präsident das Handtuch wirft, ist ungewöhnlich. Noch vor wenigen Wochen war der Rücktritt für Anliker keine Option, wie er in einem Interview mit der NZZ sagte.
Am Montag aber erklärte er: «Die äusseren Umstände haben sich verändert. Wir haben nur einen Punkt geholt in der Rückrunde. Am Ende gibt immer die sportliche Situation das entscheidende Signal.» Das Umfeld von GC sei total verunsichert. Die Mitarbeiter hätten Angst um ihre Zukunft, so Anliker. «Da wäre es verantwortungslos, als kraftloser Kapitän an Board zu bleiben.»
Der neue Präsident wird am kommenden Mittwochmorgen vorgestellt. Er soll ein erfahrener Schweizer Wirtschaftsprüfer mit umfangreichen Kenntnissen als CEO und Verwaltungsrat sein. Anliker sagte: «Der neue Präsident muss mit neuer Kraft kommen und sagen: ‹Kommt Giele! Wir schaffen das, gopfertelli! Wir steigen nicht ab!› Ich könnte das auch sagen, aber es hätte keine Wirkung mehr.»
Dennoch: Ganz von Bord geht Anliker nicht. Als Hauptaktionär mit einem Anteil von 47 Prozent bleibt er zusammen mit dem gleichberechtigten Peter Stüber der starke Mann im Hintergrund. «Ich bekenne mich zu 100 Prozent zu GC. Dieser Klub ist wichtig in meinem Leben. Dabei zu bleiben ist auch eine Ehre für mich.» An dieser Einstellung soll sich auch im Falle eines Abstiegs nichts ändern. «Ich und Peter Stüber wir ziehen das durch – egal ob Super League oder Challenge League.»