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Supra zieht Notbremse

Noch ist unklar, ob die Supra-Krankenkasse mit der Prämien-Erhöhung überleben wird. Keystone

Die Krankenkasse Supra wird wegen der schlechten Finanzlage ihre Prämien per 1. Juli um mindestens 10 bis 15% erhöhen. Eine Premiere in der Schweiz.

Spätestens seit der Einführung des Obligatoriums in der Krankenpflegeversicherung kommt die Finanzsituation der Krankenkassen nicht mehr zur Ruhe. Denn die Gesundheitskosten steigen weiterhin, die Prämienhöhe der Kassen hingegen bleibt ein Politikum. Im Vergleich mit dem Ausland eine einmalige Situation, werden doch in anderen Ländern die Defizite direkt von der Politik zugeschustert.

Unter den Krankenkassen ist deshalb ein Konkurrenzkampf um die jüngeren sprich gesunden Versicherten entbrannt, mit deren Prämien die Kosten der älteren Mitglieder mitfinanziert werden. Doch ist dies schwierig in einem Land mit überalterter Bevölkerungsstruktur und wenig kontrollierten Gesundheitskosten.

Die Prämien-Erhöhung hat die Supra mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) vereinbart, wie BSV-Sprecher Daniel Wiedmer am Montag einen Bericht der “Sonntagszeitung” bestätigte. Rund 160’000 Versicherte sind von der schweizweit aussergewöhnlichen Massnahme betroffen.

Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) sieht diese Praktik vor. Die Krankenkassen haben fünf Monate Zeit, um beim BSV einen entsprechenden Antrag zu stellen. Das Bundesamt prüft dann die Vorschläge der Krankenkasse. Die von der Supra beantragte Erhöhung sei realistisch, sagte Daniel Wiedmer.

Bis 31. Mai kündigen

Die Krankenkasse hat bis am 30. April Zeit, ihre Versicherten über die Massnahme zu informieren. Diesen bleibt dann noch ein Monat, um allenfalls ihre Versicherung zu kündigen.

Seit der Einführung des KVG 1996 sei es das erste Mal, dass eine Kasse gezwungen ist, ausserterminlich ihre Prämien zu erhöhen, erklärte Wiedmer.

Grund: Hohe Verluste

Die finanzielle Situation der Supra sei noch schlechter als angenommen. Die Verluste der Krankenkasse seien im Jahr 2001 auf rund 60 Mio. Franken gestiegen.

Um das Schlimmste zu verhindern, hatte die Krankenkasse bereits Ende des letzten Jahres ihre Prämien um bis zu 35% erhöht. 40’000 Versicherte hatten daraufhin die Krankenkasse verlassen. Konsequenz dieser Abwanderung war ein Abbau von rund 50 Stellen.

Rettung noch nicht garantiert

Supra hatte auch den so genannten “tiers garant” eingeführt. Bei diesem System strecken die Versicherten ihre Medikamente selbst vor und müssen den Betrag später von den Kassen zurückfordern.

Mit der erneuten Erhöhung ihrer Krankenkassenprämien spielt die Supra ihre letzte Karte aus. Die Zukunft der Krankenkasse hängt nun von der Anzahl der Personen ab, die auch nach dem 1. Juli der Supra treu bleiben. Nach der Meinung von BSV-Sprecher Wiedmer wird man erst Ende Jahr sehen, ob die jetzt getroffene Massnahme die Supra retten kann.

Helsana: Schluss mit Sonderrabatt

Ebenfalls eine Prämien-Erhöhung steht für rund 70’000 Versicherte der grössten Krankenkasse der Schweiz, der Helsana, an. Bisher erhielten Personen einen Rabatt, welche sich verpflichteten, bei Problemen nicht direkt zu einem Spezialisten, sondern zum Hausarzt zu gehen.

Damit ist ab 1. Juli Schluss. Die Helsana hat ihre Kunden bereits über die Änderung informiert. Den Betroffenen bleibt die Kündigung und der Wechsel zu einer anderen Kasse oder eine Prämienerhöhung.

Als Grund, das “Hausarzt-Modell” aufzugeben, gibt die Helsana den geringen Spareffekt an: Vor allem junge, gesunde Menschen wählten dieses Versicherungsmodell.

swissinfo und Agenturen

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