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Swissôtel in Istanbul gestürmt Swissair-Crew unter den Geiseln

Die türkische Polizei sperrte das Swissôtel weiträumig ab. Keystone

Die Geiselnahme im Swissôtel in Istanbul dauert an. Eine Gruppe von über 20 schwer bewaffneten Männern hat in der Nacht zum Montag (23.04.) in einem Istanbuler Luxus-Hotel bis zu 100 Geiseln genommen, darunter auch eine Swissair-Besatzung. Bei den Kidnappern handelt es sich offenbar um Anhänger tschetschenischer Rebellen.

Laut SR DRS mussten sich die Gäste in der Hotellobby auf den Boden legen, nachdem es vor dem Hotel zu einer Schiesserei ohne Verletzte gekommen sei. Etwa zehn Geiseln konnten bisher das Gebäude verlassen. Mit den übrigen Geiseln, darunter Angestellte des Swissôtels, verschanzten sich die Kidnapper im fünften Stock des Gebäudes. Die Situation der übrigen Hotelgäste sei unklar, meldete DRS-Korrespondent Werner van Gent.

Das Swissotel in der Innenstadt von Istanbul am Bosporus wurde von hunderten Polizisten umstellt. Mindestens sechs Krankenwagen standen bereit.

Swissair-Besatzung

Zum Zeitpunkt des Überfalls, kurz vor Mitternacht, befand sich die neunköpfige Besatzung – die zwei Piloten, sechs Flight Attendant sowie ein Sicherheitsbeamter – des Swissair Fluges 324 von Sonntag (22.04) in der Lobby, wie SAir-Mediensprecher Jean-Claude Donzel auf Anfrage sagte.

Man habe mit der Crew Kontakt aufnehmen können. Die Swissair habe einen guten Eindruck über den Zustand der Crew gehabt, ergänzte Donzel. Insgesamt befänden sich im Gebäude rund 600 Menschen.

Das Swissôtel gehört zur Zeit noch dem schwer verschuldeten Schweizer Luftfahrtkonzern SAirGroup. Wie am Montag (23.04.) bekannt wurde, geht die ganze Swissôtel-Gruppe per Ende Mai für 410 Mio. Franken an die Luxus-Hotel-Kette Raffles mit Sitz in Singapur über.

Forderungen der Geiselnehmer

EDA-Informationschef Ruedi Christen sagte gegenüber SR DRS, dass es sich um pro-tschetschenische Geiselnehmer handle. Ersten Berichten von türkischen Medien zufolge soll es sich um die Gruppe von Mohammed Tokcan handeln. Tokcan ist gebürtiger Tschetschene, hat aber einen türkischen Pass. Seine Gruppe hatte bereits 1995 aus Protest gegen den Tschetschenien-Krieg die Schwarzmeer-Fähre “Avrasya” entführt.

Gegenüber dem amerikanischen Nachrichtensender CNN verlangte ein Sprecher der Geiselnehmer, dass die USA ihren Einfluss geltend machen und den Krieg der Russen in Tschetschenien verurteilten.

Erst im März hatten tschetschenische Luftpiraten in Istanbul ein russisches Passagierflugzeug gekapert und nach Saudi-Arabien entführt. Bei der Erstürmung der Maschine im saudischen Medina waren drei Menschen ums Leben gekommen.

swissinfo und Agenturen

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