In Neuenburg schicken Ärztinnen ihre Patienten ins Museum

Neuenburg hat mehrere Massnahmen zur Gesundheitsförderung ergriffen. Eine davon ist recht originell: Museumsrezepte, die von Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern verschrieben werden. Die Stadt testet dieses Pilotprojekt seit Januar.
An der Kasse des Ethnografischen Museums in Neuenburg legen einige Besucherinnen und Besucher seit Januar ein ärztliches Rezept als Eintrittskarte vor.
Das Museumsrezept ist ein ärztliches Rezept, das zum kostenlosen Besuch eines Museums berechtigt. Dieses System wurde eingeführt, um das körperliche und seelische Wohlbefinden von Patientinnen und Patienten zu fördern.
«Wenn man krank ist, geht man weniger aus dem Haus. Dann gibt es Momente, in denen die Kraft der Natur ausreicht, aber auch Momente, in denen man sich weiterbilden möchte. Und am Ende fühlt es sich sehr gut an», erzählt Claudia, eine Patientin auf dem Weg zur Besserung, gegenüber der Nachrichtensendung «Le 19.30» des Westschweizer Fernsehens RTS. Sie hat ein Rezept fürs Museum verschrieben bekommen.
Die Behörden im Kanton Neuenburg haben bereits hundert Rezepte für einen Gratiseintritt in eines der vier Museen der Stadt zur Verfügung gestellt.
«Das zeigt den Leuten, dass es nicht nur Medikamente gibt und man Gesundheit auch von einer anderen Seite betrachten kann», sagt die Allgemeinmedizinerin Elisabeth Flammer.
In Genf bereits seit 2019
Diesen Ansatz, Kunst und Kultur in das Pflegeprogramm für Patientinnen und Patienten zu integrieren, gibt es im Kanton Genf schon seit 2019.
«Es ist ein guter Moment, um die eigene Kreativität anzuregen, sich selbst als Person zu entdecken, andere zu entdecken und auch zu sehen, dass man sein Leben anders denken kann», sagt Frédéric Sittarame, Assistenzarzt für Kardiologie am Genfer Universitätsspital (HUG).
An diesem Pilotprojekt beteiligen sich das Musée Ariana, das Musée d’ethnographie de Genève, das Musée d’art et d’histoire de Genève und «ArtHUG».
>> Lesen Sie dazu den Artikel von RTS Info: «Wenn sich Kunst und Medizin zusammentun»Externer Link (Franz.).
Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten einen Moment des kulturellen Wohlbefindens zu bieten und sie aus der Isolation oder krankheitsbedingten Einschränkungen herauszuholen.
In Neuenburg hat der Kanton 10’000 Franken in das Pilotprojekt investiert. Danach will er jährlich 200’000 Franken investieren. Ende 2026 soll Bilanz gezogen werden.
Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub

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