Ständig online: Junge sind häufiger Opfer von Erpressungen und Betrug

Die Altersgruppe der unter 35-Jährigen ist besonders stark von Internetkriminalität betroffen. Jeder dritte Angriff auf dem Internet betrifft sie. Die Folgen können dramatisch sein.
Letztes Jahr waren in der Schweiz 60% der Opfer von betrügerischen Immobilienanzeigen, 90% der Opfer von Betrügereien auf Streaming-Plattformen und 72% der Opfer von sogenannter «Sextortion», einer Erpressung, bei der eine Person mit der Verbreitung von intimen Inhalten bedroht wird, unter 35 Jahre alt.
Dabei wird jedes Mittel eingesetzt: Soziale Netzwerke, Messenger-Apps, E-Mails oder Online-Verkaufsplattformen – alle Kanäle werden genutzt, um an die Internetnutzer:innen heranzukommen.
Olivier Beaudet-Labrecque, Dekan des Instituts zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität in Neuchâtel, erklärt: «Sie passen ihre Betrugsmaschen an ihre Zielgruppe an. Auf einer Online-Verkaufsplattform werden sie zum Beispiel Anzeigen für Spielkonsolen erstellen, um besonders die jüngeren Zielgruppen anzusprechen.»
>> Der Beitrag von RTS (auf Französisch):
«Junge Leute fallen genauso auf die Masche rein»
Einen solchen Betrugsversuch traf die Psychologiestudentin Fanny, die ins Visier genommen wurde, nachdem sie online Sportartikel bestellt hatte.
«Ich habe eine E-Mail erhalten, in der stand, dass das Paket beim Zoll feststeckt und ich bezahlen müsse, damit es bei mir ankommen kann. Ich hätte fast geklickt, und die Person neben mir sagte mir, ich solle es nicht tun», berichtete sie in der Sendung «19h30» des Westschweizer Fernsehens RTS.
«Man könnte meinen, dass junge Menschen im Umgang mit Computern gewandter sind und bessere Reflexe haben, aber die Zahlen beweisen das Gegenteil. Sie überschätzen ihre Fähigkeit, Betrügereien zu erkennen, und fallen genauso oft darauf herein», sagt Beaudet-Labrecque.
Weltweit leiden immer mehr Teenager, und vor allem junge Frauen, nach Sextortion unter psychischen Problemen oder begehen sogar Selbstmord.
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