Die Spuren, die Schweizer Einwanderer:innen in den USA hinterlassen haben
Die Auswanderung in die USA ist Teil vieler Familiengeschichten – in der Schweiz und in den USA. Ein Rückblick in Bildern auf die Lebensgeschichten, die vom Alpenland über den Atlantik führten.
Aus der Familie Tschudi wurde Familie Tshudy. Der Nachname Gnägi wandelte sich auf dem neuen Kontinent zu Kornegay und aus Künzlis wurden die Kinsaw oder Kinseys.
Von 1700 bis 2000 wanderten gemäss Schätzungen um die 460’000 Schweizer:innen in die USA aus.
Die allerersten Amerikaschweizer
Der erste Schweizer, dessen Reise in die späteren Vereinigten Staaten überliefert ist, überlebte nicht besonders lange in der neuen Welt. Diebold von Erlach war 1564 als Offizier Teil einer französischen Kolonialexpedition im heutigen Florida.
Dort mischte er sich in Konflikte zwischen rivalisierenden Indigenen-Stämmen ein. 1565 kam er unter ungeklärten Umständen in einer Auseinandersetzung zwischen spanischen und französischen Kolonisatoren um.
Die allerersten Amerikaschweizer standen, wie von Erlach, oft im französischen oder britischen Sold – als Soldaten, Siedler oder Arbeiter.
Am 5. November entscheiden sich die US-Amerikaner:innen für einen neuen Präsidenten oder – erstmals – eine Präsidentin.
Die Wahl ist sowohl von Kamala Harris als auch von Donald Trump zur Schicksalswahl über die Zukunft des politischen Systems und der Demokratie erklärt worden.
Die Schweiz und die USA haben sich einst gegenseitig geprägt. In dieser Serie haben wir die gemeinsame Geschichte der Staaten aufgearbeitet und uns angeschaut, wie die geschwisterliche Vergangenheit in der Gegenwart nachwirkt.
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Einst Geschwister: die Schweiz und die USA
Aber auch viele religiös Verfolgte, zum Beispiel die Alttäufer, siedelten in den Kolonien. Manche «Switzers» folgten falschen Versprechungen von Auswanderungsunternehmen – und erlebten dann bittere Armut.
Einige von ihnen konnten aber Spuren hinterlassen. So verbuchte der Plantagenbesitzer und Sklavenhalter Johannes Tobler ab 1752 Erfolge mit dem ersten Kalender der späteren Südstaaten, dem «South Carolina Almanack».
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Der Büchsenmacher Martin Meili (Schreibweise: Mylin) gilt als Erfinder der «Pennsylvania Rifle», die in den Unabhängigkeitskriegen bedeutend geworden ist.
Albert Gallatin: Ein Schweizamerikaner als US-Finanzminister
Der einflussreichste war wohl Albert Gallatin. Gallatin wanderte nach dem Studium in Genf aus. 1785 erhielt er das US-Bürgerrecht, ging in die Politik, wo er auch als entschiedener Sklavereigegner auftrat. Gallatin war von 1801 bis 1814 US-Finanzminister.
In den jungen USA nach Ende der Revolutionskriege sind Schweizer:innen aber nicht immer als solche erfasst worden. Da man sie wegen ihrer Sprache fälschlich als Deutsche oder Franzosen klassifizierte.
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Wo Täufer aus der Schweiz eine neue Heimat fanden
Trotzdem waren laut der Volkszählung von 1790 um die 3% der Familienoberhäupter in den USA Schweizer.
Bereits 1710 gründeten Schweizer Ausgewanderte in North Carolina die Stadt New Bern, wo später Pepsi Cola erfunden werden sollte.
Im 19. Jahrhundert siedelten Schweizer:innen erst überproportional oft im Mittleren Westen – wo sie Gemeinden wie New Glarus, Tell City oder Vevay gründeten – und später in den Pazifikstaaten Kalifornien, Oregon und Washington.
Auffallend tief blieb der Anteil der Schweizer:innen, die im amerikanischen Süden ein neues Leben aufbauten.
Beschwerde über «Abschiebung» missliebiger Schweizer:innen
Die Auswanderung im 19. Jahrhundert war von Armut getrieben. Mitte des 19. Jahrhunderts beschwerten sich die US-Behörden, gemäss Historischem Lexikon der Schweiz, «häufig über die schweizerische Praxis der ‹Abschiebung› missliebiger Personen».
Diese Kritik wich gegen Ende des Jahrhunderts behördlichem Lob. Die nun Einwandernden aus der Schweiz waren auch nicht mehr alle arm.
Die Schweizer:innen gründeten Vereine und Zeitungen, die eine lange Tradition entwickelten: Die Amerikanische Schweizer Zeitung erschien, anfangs als Der Grütlianer, von 1868 bis 1999.
Bis zur Weltwirtschaftskrise wanderten Jahr für Jahr viele Schweizer:innen in die USA aus. Seit dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich die Art der Auswanderung: Oft ist sie nun nur noch temporär.
Elisabeth Kübler-Ross, die berühmteste Schweizamerikanerin
Zu jenen, die in den USA geblieben sind, gehört die berühmteste Schweizamerikanerin: Die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross, 2004 in Arizona gestorben, verliess ihre Geburtsstadt Zürich 1958. Kübler-Ross entwickelte das berühmte Modell der fünf Phasen des Sterbens.
Die Schweizer Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten ist bis heute die grösste ausserhalb Europas: 83’667 Schweizer:innen lebten 2023 in den USA. Die Mehrheit von ihnen verfügt auch über einen US-Pass.
Editiert von David Eugster
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