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Swiss fliegt weniger Verlust ein

Von Durchstarten kann für Swiss noch keine Rede sein. Keystone

Die Fluggesellschaft Swiss hat ihren Nettoverlust im ersten Halbjahr drastisch reduzieren können. Er beträgt 33 Mio. Franken gegenüber 333 Mio. Franken im ersten Semester des Vorjahres.

Bis 2005 will die Swiss schwarze Zahlen schreiben. Radikallösungen seien keine geplant.

Kein Turnaround in Sicht: Die Airline Swiss bleibt auch im ersten Halbjahr in den roten Zahlen. Der Verlust beträgt 33 Mio. Franken. In der Vorjahresperiode hatte die Swiss allerdings noch einen Verlust von 333 Mio. Franken verbuchen müssen.

Die Bilanz von Swiss-Konzernchef Christoph Franz fällt da positiver aus: “Die Swiss befindet sich nicht mehr auf der Intensivstation”.

Auch der Verlust beim Betriebsergebnis konnte vermindert werden. Das Minus betrug 19 Mio. Franken, nach 346 Mio. in der Vorjahresperiode, wie die Airline mitteilte. Der Umsatz ging gleichzeitig von 2,098 Mrd. auf 1,768 Mrd. Franken zurück.

Der Swiss geht es damit nach eigenen Angaben nach den einschneidenden Restrukturierungs-Massnahmen und dem turbulenten Jahr 2003 zwar merklich besser. Der Einzug in die Gewinnzone bleibe aber weiterhin ein beschwerlicher Weg.

Sonderfaktoren

Bei dem Abschluss spielen Sonderfaktoren eine Rolle. Der vor Kurzem vereinbarte aussergerichtliche Vergleich mit der französischen Fluggesellschaft AOM Air Liberté brachte Swiss einen Liquiditätszufluss von 69 Mio. Franken aus zuvor gesperrten Geldern.

Die flüssigen Mittel haben sich laut Swiss besser entwickelt als ursprünglich erwartet. Sie beliefen sich per Ende Juni auf 353 Mio. Franken und lagen über Plan.

Um eine Chance auf schwarze Zahlen zu haben, muss die Swiss denn auch weitere Kosten senken. Einschneidende neue Sparmassnahmen gab sie jedoch nicht bekannt.

Allerdings sollen einzelne Strecken, insbesondere in Europa, unter die Lupe genommen werden. Dies gelte sowohl für die Verbindungen ab Basel und Genf als auch für das Drehkreuz Zürich.

Zudem soll die Führungsstruktur angepasst werden. Dabei werden die Division Marketing und Services auf die Divisionen Sales und Operations aufgeteilt. Der Posten des Managing Director Commerce fällt künftig weg.

Bumerang wegen hoher Treibstoffpreise

Auch aus den Halbjahreszahlen wird deutlich, dass die Swiss – wie die gesamte Airline-Branche – derzeit stark unter den hohen Treibstoffpreisen leidet. Die Swiss hatte im ersten Quartal ihre Treibstoffabsicherung, den so genannten “Fuel Hedge”, für 20 Mio. Franken verkauft.

Das hatte zwar eine kurzfristige Besserung der Liquidität gebracht, erweist sich nun aber als Bumerang. Allein im ersten Halbjahr hatten die hohen Preise einen negativen Effekt von 29 Mio. Franken.

Schwieriger Weg zu schwarzen Zahlen

Wie der neue Konzernchef Christoph Franz mit der Swiss in die schwarzen Zahlen fliegen will, bleibt vorerst unbeantwortet. Er gab aber bei der Präsentation der Halbjahreszahlen auch beim “Sorgenkind” Europageschäft Entwarnung. Radikallösungen seien keine geplant.

Spekuliert wird unter anderem über einen weiteren drastischen Stellenabbau, den Verkauf an eine ausländische Airline, Liquiditätsprobleme und Konzentration auf Zürich, um nur die brisantesten Spekulationen zu nennen.

Konkrete Ergebnisprognosen wollte Franz angesichts des unsicheren Umfeldes nicht wagen. Im Gesamtjahr 2005 sollte die Swiss aber erstmals schwarze Zahlen schreiben. Um dies zu erreichen, gingen die “Kostenpotimierungen” weiter.

Sketpische Analysten

Nur dank des ausserordentlichen Ertrags von 68 Mio. Fr. aus dem Rechtsstreit mit der AOM Air Liberté habe Swiss einen dreistelligen Millionen-Verlust verhindern können, schreibt ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Er kritisiert vor allem auch den fehlenden Ausblick.

Auch die Analysten der Bank Pictet bleiben trotz reduziertem Verlust vorsichtig. Der Erfolg der Fluggesellschaft hänge sehr stark vom Engagement der Mitarbeiter ab, bei weiteren Kostenreduzierungen mitzuwirken.

Mit Barmitteln von 353 Mio. Fr. habe Swiss kein sofortiges Liquiditäts-Problem, das Unternehmen müsse jedoch im kommenden Jahr eine schwarze Null schreiben, um die Überlebenschancen zu wahren, erklärte Pictet-Analyst Matthias Egger.

swissinfo und Agenturen

Verlust 1. Halbjahr 2004: 33 Mio. Fr.
Verlust 1. Halbjahr 2003: 333 Mio. Fr.
Flüssige Mittel (per 30.6.04): 353 Mio. Fr.
Eigenkapital: 982 Mio. Fr.
Eigenkapitalquote: 27,5%
70’612 Flüge im 1. Quartal 2004
Durchschnittliche Flugzeugauslastung: 73,4% (+4,7%)
Im 1. Semester 2004 konnte Swiss 98.97% der publizierten Flüge durchführen.

Swiss wurde im April 2002 nach dem Kollaps von Swissair im Jahr 2001 gegründet.

Die Airline hatte angekündigt, im Jahr 2004 schwarze Zahlen zu schreiben.

Die Gruppe hat 85 Fluzeuge im Einsatz, 80 für die regulären Linien, 3 Chartermaschinen und 2 für die Filiale Crossair Europe.

Swiss hat 7252 Angestellte, 820 weniger als Ende 2003.

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