Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Swiss International School Ingolstadt ist etabliert

Die Erzieherin Yvonne Förstl und der Kinderpfleger Christian Müller bereiten sich auf die 15 Kinder vor, die heute mit dem Kindergarten beginnen. Lena Langbein

Die Schweizer machen Schule: zweisprachig, ganztägig und mit internationalem Abschluss. Die Schweizer Privatschul-Kette Swiss International School (SIS) unterhält inzwischen drei Filialen in Deutschland.

An der Swiss International School (SIS) Ingolstadt beginnt heute das zweite Schuljahr. Insgesamt knapp 80 Kinder besuchen die Klassen eins bis sechs oder den dieses Jahr neu geschaffenen Kindergarten. Die Schülerzahl hat sich damit nach einem Jahr Schulbetrieb mehr als verdoppelt. Im September 2009 startete die SIS Ingolstadt mit rund 30 Kindern.

“Begonnen haben wir mit einer Baustelle”, erinnert sich die Schulleiterin Elfriede Bussolera. Seit Februar 2009 ist sie dabei, den SIS-Standort Ingolstadt aufzubauen: Sie stellte Lehrer ein, führte Elterngespräche und liess die Räume, welche die SIS in der Volksschule Ingolstadt-Friedrichshofen angemietet hat, komplett renovieren.

Nach dem ersten Jahr ist sie stolz auf das, was sie und ihre Kollegen bisher geschafft haben. “Die Schule hat inzwischen einen relativ grossen Bekanntheitsgrad in der Region”, sagt Bussolera. “Und die Lehrkräfte haben mit viel Engagement und Kreativität gezeigt, dass sie die Inhalte des bayerischen Lehrplans auch in zwei Sprachen vermitteln können.”

Internationale Ausrichtung – lokale Verankerung

Die SIS ist die einzige zweisprachige Schule im Grossraum Ingolstadt. Trägerin der Schule ist die SIS Swiss International School, ein Joint Venture der deutschen Klett Gruppe und der Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz, die in der Schweiz seit 1999 zweisprachige Ganztagsschulen an bisher zehn Standorten betreibt.

“Das Schulkonzept war in der Schweiz sehr erfolgreich, und so lag die Idee nahe, im Ausland mit demselben Konzept zu expandieren”, sagt Ambros Hollenstein, Geschäftsführer der Swiss International School GmbH.

Das Konzept der SIS ist überall dasselbe: Der Unterricht findet je zur Hälfte auf Deutsch und Englisch statt, wobei er sich an den von den Bundesländern bzw. Kantonen vorgegebenen Lehrplänen ausrichtet. Die Schüler werden ganztägig betreut – die Unterrichtseinheiten wechseln sich ab mit Zeiten für das gemeinsame Mittagessen, Sport, freies Spielen oder betreute Hausaufgaben.

Zudem haben die Schüler die Möglichkeit, neben dem jeweiligen nationalen Abschluss – in Deutschland dem Abitur – das international anerkannte “International Baccalaureate Diploma” zu machen.

Mit diesem Angebot richten sich die SIS an ausländische und bi-nationale Familien sowie an Familien, die international mobil sind. Die SIS Ingolstadt besuchen zum Beispiel Kinder von Mitarbeitern multinationaler Unternehmen, die in der Region ansässig sind, wie Audi, EADS oder Saturn-Mediamarkt. Neben der internationalen Ausrichtung legen die Schulen Wert auf eine lokale Verankerung.

Sozialer Mix dank “Sonderungsverbot”

Während sich der Schulbetrieb an allen SIS-Standorten weitgehend ähnelt, unterscheiden sich die Schulen in Deutschland und der Schweiz vor allem hinsichtlich ihrer Schülerstruktur. So besuchen die SIS Ingolstadt auch Kinder aus einkommensschwächeren Familien.

Ausschlaggebend hierfür ist das so genannte Sonderungsverbot, das aus Artikel 7 des deutschen Grundgesetzes abgeleitet ist und besagt, dass Kinder nicht über die Höhe des Schulgeldes vom Besuch einer Schule ausgeschlossen sein dürfen. Im Gegensatz zu Schweizer Privatschulen erhalten Privatschulen in Deutschland staatliche Zuschüsse, was es Schulen ermöglicht, auch mit moderaten Schulgeldern zu existieren.

Die monatlichen Beiträge für die SIS Ingolstadt richten sich nach dem Einkommen der Eltern. “Wir legen Wert auf eine ausgewogene, bunte Schülerschaft”, sagt Elfriede Bussolera.

“Für viele ausländische Kinder ist das eine wichtige Möglichkeit, mit deutschen Kindern in Kontakt zu kommen und in das Leben in Deutschland wirklich einzutauchen.”

I can’t believe I cannot fly

Nach dem erfolgreichen Start ins zweite Schuljahr besteht die grosse Herausforderung für die SIS Ingolstadt laut Elfriede Bussolera nun darin, ein eigenes Schulgebäude zu finden. “Die Arbeit endet einfach nie, man hat nie das Gefühl, alles erledigt zu haben. Das ist manchmal anstrengend”, sagt Bussolera.

Vor allem sei es jedoch schön zu erleben, was für grosse Sprünge die Kinder nach nur einem Jahr gemacht hätten. “Wir haben hier ein französisches Mädchen, das letztes Jahr in die erste Klasse kam und weder Deutsch noch Englisch sprach. Jetzt spricht sie Deutsch genauso gut wie die anderen Kinder und Englisch ist auch schon gut angelegt.”

Auch Selma Beyer, die an der SIS unterrichtet, sagt, sie stehe voll hinter dem Konzept. “Es ist einfach faszinierend zu sehen, wie das Konzept funktioniert”, sagt sie.

Sie berichtet von einem Jungen aus einer deutsch-französischen Familie, der in der Schulpause auf der Schaukel sass und plötzlich laut und spontan ausrief: “I can’t believe I cannot fly!“

Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem Jahr 2009 ist der Anteil der Schüler, die eine Privatschule besuchen, in Deutschland seit 1987 um mehr als 20% gestiegen.

Laut DIW betrug der Anteil der Schüler an privaten Schulen im Jahr 2007 etwa 7,8%.

Die von der Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz gegründete SIS Swiss International Schools Schweiz AG betreibt seit 1999 private, bilinguale Ganztagsschulen. Inzwischen gibt es in der Schweiz zehn Standorte.

In Deutschland gibt es seit 2008 drei SIS in Friedrichshafen, Fellbach und Ingolstadt. Weitere Standorte sind geplant. Trägerin der Schulen in Deutschland ist die SIS Swiss International School GmbH, die als Joint Venture von der Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz und der deutschen Klett Gruppe gegründet wurde.

Die SIS unterstützt ausserdem eine Schule in Brasilien.

Die Kalaidos Bildungsgruppe Schweiz ist ein Zusammenschluss von Instituten aus den Bereichen der Schul-, Hochschul- und Berufsbildung. Auch die Klett Gruppe ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, hauptsächlich Bildungsverlage und Institute zur Erwachsenen- und Weiterbildung.

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