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Swisscom expandiert nach Italien

Swisscom auf Expansionskurs. Keystone

Der Schweizer Telekom-Konzern hat für die italienische Fastweb ein Kaufangebot in Höhe von rund 6 Milliarden Franken gemacht. Fastweb ist einer der grössten Netzbetreiber in Italien.

Swisscom sieht ihre Avancen als “freundliches öffentliches Übernahmeangebot”. Fastweb begrüsst die Offerte und sagt, sie biete “eine gute Chance”.

Fastweb ist der zweitgrösste Festnetzbetreiber Italiens und führender Anbieter von Sprach-, Daten- und Video-Angeboten über Internet, wie Swisscom am Montag mitteilt.

Swisscom habe dem Verwaltungsrat von Fastweb ein freundliches öffentliches Übernahmeangebot unterbreitet, um 100% der Aktien von Fastweb zu erwerben.

Swisscom offeriert 47 Euro je Fastweb-Aktie. Am Freitag schloss der Titel an der Mailänder Börse bei 42 Euro. Damit das Angebot zustande kommt, will Swisscom mindestens 50% plus eine Fastweb-Aktie erhalten.

Swisscom plane “eine langfristige Beteiligung”, sagte Swisscom-Chef Carsten Schloter. Fastweb werde auch nach der Übernahme selbstständig bleiben. Für die 3224 Angestellten werde der Einstieg der Swisscom keine Folgen haben.

Der Fastweb-Verwaltungsrat will das Angebot am Montag diskutieren. Schloter sagte, er sei zuversichtlich, dass Fastweb das Angebot als freundlich taxiere. Swisscom konnte bereits mit Zustimmung des Verwaltungsrates von Fastweb eine Geschäftsprüfung durchführen.

Attraktiver Markt

Italien sei einer der attraktivsten Breitbandmärkte in Europa mit einem sehr hohen Wachstumspotenzial in den nächsten Jahren.

Fastweb ist mit über einer Million Kunden das technologisch führende Breitband-Telekommunikationsunternehmen in Italien. 2006 erzielte Fastweb einen Umsatz von 1,26 Mrd. Euro und einen Betriebsgewinn (EBITDA) von 424,6 Mio. Euro.

Schloter bezeichnete Fastweb als ein “Meisterwerk italienischen Unternehmertums”. Fastweb habe bei den neuen Technologien, die für die Entwicklung der Swisscom-Infrastruktur entscheidend seien, einen Vorsprung von drei bis fünf Jahren.

Die 1999 gegründete Fastweb bietet in über 130 Städten Telefon-, Internet- und Fernsehdienste über vollständig auf dem Internet-Protokoll basierende Breitbandnetze an.

Kein Widerstand vom Bundesrat

Der Bundesrat legt der Swisscom bei der geplanten Fastweb-Übernahme keine Steine in den Weg.

Als Mehrheitsaktionär der Swisscom habe sich der Bundesrat von den Spitzen der Swisscom über die geplante Übernahme vorgängig informieren lassen, teilte das Departement von Bundesrat Moritz Leuenberger mit. Das Geschäft sei strategisch bedeutsam und eröffne der Swisscom neue Wachstumsmöglichkeiten.

Der Bundesrat habe zudem festgestellt, dass der Übernahme-Entscheid in der abschliessenden Zuständigkeit des Verwaltungsrates der Swisscom liege und die
strategischen Ziele des Bundesrates einhalte.

Der Hauptaktionär, die Eidgenosschenschaft, hatte der Swisscom vor gut einem Jahr grundsätzlich die Übernahme eines ausländischen Grundversorgers untersagt.

swissinfo und Agenturen

Die Auslandengagements der Swisscom standen bislang unter keinem guten Stern. Dort, wo sie zustande kamen, wurde das Risiko zum Teil mit massiven Verlusten bezahlt.

So verlor die Swisscom mit ihrem Engagement bei der deutschen Debitel rund 3 Mrd. Franken. Aus anderen verlustreichen Beteiligungen in Ungarn, Malaysia und Indien stieg Swisscom ebenfalls aus.

Wieder andere Beteiligungen kamen gar nicht erst zustande. Der Einstieg bei der Telekom Austria scheiterte am Widerstand der österreichischen Politik, bei der tschechischen Cesky Telekom wurden die Schweizer von der spanischen Telefonica ausgestochen.

Im November 2005 zog der Bund als Hauptaktionär die Notbremse und untersagte der Swisscom die Übernahme der irischen Eircom. Das Machtwort des Bundesrates löste eine heftige politische Diskussion aus.

Um finanzielle Missgeschicke zu verhindern, hat der Bundesrat nach dem Scheitern des Eircom-Deals die Verschuldungslimite beim 1,5-fachen Wert des EBITDA (Betriebsgewinn) festgelegt. Das ergibt zurzeit 6 Mrd. Franken.

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