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Swissmetal: Restrukturierung noch nicht abgeschlossen

Die Produktionsstätte in Dornach. Keystone

Der Buntmetallverarbeiter setzt seine Restrukturierung in der Schweiz fort, sucht nach einer Produktionsstätte in Asien und will eine Kapitalerhöhung durchführen.

Am Mittwoch treffen sich die Aktionäre zur Generalversammlung. Das Jahresergebnis 2006 kann sich sehen lassen. Aber im Werk Reconvilier fürchtet man weiter um die Arbeitsplätze.

“Der Streik in Reconvilier und seine Konsequenzen haben sich negativ auf den Umsatz ausgewirkt”, schreibt Swissmetal im Aktionärsbrief.

Das Betriebsergebnis (EBIT), das sich von 3,4 Millionen Franken auf 10,2 Millionen verbesserte, ist laut Swissmetal durch den Streik um fünf bis 10 Mio. Franken geschmälert worden.

Der Bruttoumsatz stieg um rund 80% auf 357,6 Mio. Franken. Alleine das per Februar 2006 übernommene Metallwerk von Busch-Jaeger im deutschen Lüdenscheid brachte dabei einen Mehrumsatz von 111 Mio. Franken. Zudem wurde der Umsatz auch von den steigenden Metallpreisen und von Metallverkäufen in die Höhe getrieben.

Umsatzeinbussen brachte der Streik bei Produkten wie Drähten und Stangen für Elektronik-Steckverbinder, im Bereich Schreibwaren (Kugelschreiberspitzen) sprang dagegen vor allem das Werk Lüdenscheid ein. Mehrumsatz erzielte Swissmetal bei den Profilen für Elektroapparate, für die Bau- und für die Uhrenindustrie.

Zwar sei die Gruppe in der Umsetzung ihrer Strategie durch den Streik behindert worden, sagte Verwaltungsratspräsident Friedrich Sauerländer. “Trotz aller Schwierigkeiten” habe sie aber den Umbau fortgesetzt und werde das auch im laufenden Jahr tun.

Die Lage im Werk Reconvilier normalisiert sich seit dem Streik langsam wieder. Die Produktivität sei von zunächst rund 50% inzwischen auf 95% angestiegen.

Im vergangenen Jahr hatte sich zeitweise bis zu einem Viertel der Belegschaft krank gemeldet. 2007 soll wieder die volle Produktivität erreicht werden.

Arbeitsplätze gefährdet

Mit dem Ziel, die Produktion zu rationalisieren, will Swissmetal demnächst die neuen Warmverformungsanlagen in Dornach in Betrieb nehmen und eine Zahl von alten Anlagen abstellen.

Daraus ergäben sich “deutliche Personalanpassungen”, die für Swissmetal finanzierbar und für die Mitarbeitenden sozialverträglich durchgeführt werden müssten, hält das Unternehmen fest.

Ursprünglich war von einem Abbau von 150 Stellen die Rede. Doch vor wenigen Tagen sagte Konzernchef Martin Hellweg, dass diese Zahl möglicherweise nach oben korrigiert werden müsse.

Die Ankündigung hat in Reconvilier für Unruhe gesorgt. Es bliebt weiter ungewiss, ob das Werk im Berner Jura seinen Personalbestand wird halten können. In der ehemaligen Boillat-Fabrik werden schon heute lediglich noch Endfertigungsarbeiten durchgeführt.

Ziel: Produktionserhöhung

In Zukunft will Swissmetal die Produktion hochfahren. Ziel ist es, die Verkäufe bis ins Jahr 2010 zu verdreifachen.

Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen soll “die Betriebskultur verbessert werden”, indem die Kaderangestellten angehalten werden, einen Teil ihres Lohnes in Aktien zu investieren.

Zur Erweiterung der Produktionskapazitäten sucht das Unternehmen einen Produktionsstandort in Asien, wo es einen Drittel des Umsatzes erzielt. Bisher seien verschiedene Möglichkeiten geprüft worden, man sei jedoch noch nicht fündig geworden, hatte der Präsident des Verwaltungsrates, Friedrich Sauerländer kürzlich gesagt.

Verkauf ist nicht geplant

Der Generalversammlung vom 16. Mai wird als Voraussetzung für weitere strategische und operative Finanzierungen die Schaffung bedingten Kapitals unter Ausschluss des Bezugsrechts bisheriger Aktionäre beantragt.

Zu den an der Börse kursierenden Gerüchten, Swissmetal stehe zum Verkauf, sagte Sauerländer, bei einem börsenkotierten Unternehmen könne man “eine solche Eventualität nicht ausschliessen”. Doch es gebe “keine Pläne, das Unternehmen zu verkaufen”.

Sauerländer kann sich jedoch “eine konstruktive Zusammenarbeit mit einem strategischen Partner” vorstellen.

swissinfo

Swissmetal ist weltweiter Technologieführer für hochwertige Spezialprodukte aus Kupfer und Kupferlegierungen.

Abnehmer sind Elektronik- und Telekommunikationsfirmen, die Flugzeugindustrie, die Uhrenindustrie und die Autoindustrie.

Das Unternehmen bietet in Dornach (Kanton Solothurn), Reconvilier (Berner Jura) und im deutschen Lüdenscheid insgesamt 843 Vollzeitstellen an.

Im November 2004 und im Februar 2006 streikte die Belegschaft in Reconvilier während 10, respektive 37 Tagen.

Bilanz: 112 Angestellte wurden entlassen, darunter 21 Kader, welche den Streik unterstützt hatten.

Seither wurde rund ein Drittel der Entlassenen wieder angestellt.

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