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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Mittwoch, 11. August
REKORDUMSATZ: Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé baut seine Weltmarktführung immer weiter aus. Im ersten Halbjahr 2010 wuchs der Umsatz um 5,9 Prozent auf rekordhohe 55,3 Mrd. Franken. Zulegen konnte das Unternehmen insbesondere in Asien und Afrika. Trotz Kostendruck bei Rohstoffen und höheren Verpackungskosten verbesserte Nestlé den Gewinn um 7,5 Prozent auf 5,5 Mrd. Franken. Im Kerngeschäft mit Nahrungsmitteln und Getränken gelang Nestlé insbesondere in Asien, Ozeanien und Afrika (+10,4 Prozent) eine Umsatzsteigerung. Aber auch in Europa (+3,6 Prozent) und Amerika (+5,3 Prozent) wuchs der Absatz. Wieder gewachsen ist auch das Wassergeschäft (Nestlé Waters). Wachstumsrenner bleibt Nespresso mit einer Umsatzzunahme von über 25 Prozent, obwohl nach Ablauf des Patentschutzes etwa in Frankreich billigere Imitationsprodukte auf den Markt kamen. Nestlé versucht weiterhin gerichtlich gegen die Konkurrenz vorzugehen.
GEWINN: Die erstarkte Weltkonjunktur gibt Adecco kräftig Schub. Der weltgrösste Arbeitskräftevermittler hat im zweiten Quartal 2010 einen Gewinn von 97 Mio. Euro eingefahren, nachdem das Unternehmen ein Jahr zuvor noch ein Verlust von 147 Mio. Euro hatte vorlegen müssen. Das Unternehmen, das in der Krise tausende Stellen abgebaut hatte, will den Erfolg im Moment aber nicht in einen grossen Personalaufbau ummünzen. Der Zuwachs von Vollzeitstellen seit Anfang Jahr von 28’000 auf über 31’000 gehe in erster Linie auf die Zukäufe der Unternehmen MPS und Spring zurück, sagte der Finanzchef Dominik de Daniel der Nachrichtenagentur SDA. Der Umsatz des Konzerns schwoll von 3,59 Mrd. Euro auf 4,65 Mrd. Euro an, während sich der Betriebsverlust von 173 Mio. Euro vom Vorjahr in einen Betriebsgewinn (EBIT) von 154 Mio. Euro wandelte.
AUFTRAGSVERDOPPELUNG: Mit Rieter geht es wieder aufwärts. Der Winterthurer Autozulieferer und Textilmaschinen-Hersteller schreibt in beiden Divisionen operativ wieder schwarze Zahlen und verbucht fast eine Auftragsverdoppelung. Unter dem Strich, nach Kreditzinskosten und Steuern, weist Rieter für das erste Halbjahr 2010 aber noch einen Verlust von 15,3 Mio. Fr. aus. Gegenüber dem Vorjahresverlust von 145,5 Mio. Fr. hat sich die Lage allerdings deutlich entspannt. Der Umsatz nahm nach dem Nachfrageeinbruch auf den beiden äusserst konjunktursensitiven Absatzmärkten wieder um 34 Prozent auf 1,2 Mrd. Fr. zu. Die Bestellungen schnellten sogar um 92 Prozent auf 1,62 Mrd. Fr. in die Höhe. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) erreichte durch eine Verbesserung um 151,1 Mio. auf 14,6 Mio. Fr. wieder die Gewinnzone.
ZUWACHS: Nach dem Einbruch im Vorjahr im Zuge der Finanzkrise hat die Bank Vontobel im ersten Halbjahr 2010 wieder mehr verdient. Der Reingewinn kletterte um gut ein Viertel auf 78,8 Mio. Franken. Alle drei Geschäftsfelder hätten ein deutlich zweistelliges Gewinnwachstum erzielt. Erfreulich seien insbesondere die Neugeldentwicklung und die Verbesserung des Vermögensverwaltungsgeschäfts. Der Vontobel-Gruppe flossen im ersten Halbjahr netto 3 Mrd. Fr. an Neugeldern zu. Davon steuerten institutionelle Investoren und Fonds Neugelder von 1,8 Mrd. Fr. bei, während das Privatkundengeschäft 1,2 Mrd. Fr. an Neugeldern anzog.
RÜCKGANG: Die Aargauische Kantonalbank (AKB) hat im ersten Halbjahr 2010 weniger Gewinn eingefahren als im Vorjahr. Der Reingewinn sank um 1,7 Prozent auf 53,2 Mio. Franken. Der Bruttogewinn ging um 3,5 Prozent auf 96,4 Mio. Fr. zurück. Die Höhe der Kundengelder nahm aber erneut zu. Die Spargelder stiegen um 1,7 Prozent. Die übrigen Kundengelder legten um 7,1 Prozent zu. Die Kundenausleihungen kletterten um 2,7 Prozent auf knapp 16 Mrd. Franken. Der Erfolg aus dem Zinsgeschäft sank um 1,6 Prozent auf 128,6 Mio. Franken. Die AKB wertete dieses Ergebnis als “zufriedenstellend”. Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft verbesserte sich die AKB um 2,2 Prozent auf 36,1 Mio. Franken.
KORREKTUR: An zahlreichen Unfällen mit Toyotas in den USA war anscheinend nicht der japanische Autohersteller schuld, sondern die Fahrer selbst. Nicht die Elektronik verursachte ungewollte Beschleunigungen, sondern Probleme verunsicherter Lenker mit dem Gas- und Bremspedal. Oft sei die Bremse nicht oder zu wenig entschieden getreten worden, oder es kam gar zu Verwechslungen, heisst es in einem Bericht der Verkehrssicherheitsbehörde (NHTSA), aus dem US-Medien zitierten. Die Instanz untersuchte die Unfallschreiber von 58 Toyotas, deren laut deren Fahrer ohne Absicht beschleunigt hatten. In 35 Fällen fanden die Experten heraus, dass das Bremspedal gar nicht getreten wurde. In einem Fall hatte der Fahrer Brems- und Gaspedal gleichzeitig getreten, in 14 Fällen drückte der Fahrer nur zeitweise auf die Bremse. Sieben Unfallschreiber enthielten keine oder unzureichende Daten. Abgeschlossen ist die Untersuchung noch nicht, doch die im Auftrag der Regierung erstellte Studie stärkt Toyota den Rücken für anstehende Schadensersatzklagen.
BELASTUNG: Die Aschewolke über Europa nach dem Vulkanausbruch auf Island hat die Gewinne von Reisekonzernen im Frühsommer deutlich belastet. Der britische Reiseveranstalter Thomas Cook schätzt den Gesamtschaden durch die Aschewolke für sein Geschäft auf 81,9 Mio. britische Pfund (rund 136,3 Mio. Franken). Insgesamt hat das Unternehmen im Quartal von April bis Juni einen Verlust von 116,6 Mio. Pfund eingefahren. Auch beim grössten europäischen Reisekonzern Tui belastete der Vulkanausbruch spürbar das Ergebnis. Das Vorsteuerergebnis in der Reisesparte Tui Travel sank im Quartal von April bis Juni von 98 Mio. Euro auf 93 Mio. Euro. Insgesamt habe der Konzern einen Verlust von 36,3 Mio. Euro erwirtschaftet, nach einem Minus von fast 457 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.

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