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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Donnerstag, 30. September
KEINE UBS-DIVIDENDE: Von der UBS können die Anleger so schnell keine Dividende erwarten: Ihre Gewinne hält die Grossbank vorerst zurück, um die durch Basel III verschärften Eigenkapitalvorschriften rasch erfüllen zu können. Die UBS rechnet damit, bereits 2013 Basel-III-konform zu sein. Vor Investoren in London hat UBS-Finanzchef John Cryan aber auch festgehalten, dass keine Kapitalerhöhung notwendigen sei, um die verschärften internationalen Vorschriften erfüllen zu können. Bei den Berechnungen, wann Basel III erfüllt werden könne, ist die UBS nach eigenen Angaben zudem konservativ vorgegangen. Dass die UBS mit Blick auf Basel III für eine “gewisse Zeit” ihren Aktionären keine Dividende ausschütten wird, hat an der Börse zu Kursverlusten geführt.
MEHR LOHN BEI COOP: Die Angestellten des Grossverteilers Coop können sich auf eine spürbare Lohnerhöhung freuen: 2011 werden die Saläre bei der Nummer zwei im Schweizer Detailhandel um durchschnittlich 2,8 Prozent angehoben. Besonders gut weg kommen die tieferen Lohnsegmente. Die dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterstellten Mitarbeitenden mit einem Bruttomonatslohn von 3700 bis 4499 Fr. erhalten nächstes Jahr generell 3 Prozent mehr Lohn. Die Löhne jener Mitarbeitenden, deren Salär zwischen 4500 und 4999 Fr. liegt, werden individuell angepasst. Die Erhöhung beträgt bei ihnen im Schnitt ebenfalls 3 Prozent. Für Mitarbeitende mit Bruttomonatslöhnen von über 5000 Fr. gibt es eine individuelle Anpassung von durchschnittlich 2 Prozent. Die Lohnerhöhung gilt für rund 40’000 Mitarbeitende.
ABB KASSIERT BUSSE: ABB muss wegen Schmiergeldzahlungen in Mexiko und im Irak eine saftige Busse bezahlen: Nach einer Einigung mit der US-Börsenaufsicht SEC und dem Justizministerium in Washington zahlt der Energietechnik-Konzern 58,3 Mio. Dollar Strafe. Die ABB-Töchter in den USA und in Jordanien haben zugegeben, für Aufträge in Mexiko sowie im Rahmen des UNO-Hilfsprogramms “Öl für Nahrungsmittel” im Irak Behördenvertreter geschmiert zu haben. Dabei ging es um Stromausrüstungs-Aufträge in der Höhe von 81 Mio. Dollar, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldete. Die Bestechungsgelder betrugen laut SEC und dem US-Justizministerium rund 2 Mio. Dollar.
CARDINAL SCHLIESST DEFINITIV: Die Brauerei Cardinal in Freiburg wird definitiv nächsten Sommer geschlossen. Der Getränkekonzern Feldschlösschen setzt keinen der Vorschläge um, die eine Weiterführung des Betriebs vorsahen. Somit werden in Freiburg weder Spezialitätenbiere gebraut, noch entsteht ein Logistikzentrum. Diese und weitere Ideen hatten die Gewerkschaft Unia und die Betriebskommission entwickelt. Sie wollten möglichst viele Arbeitsplätze am Standort erhalten. Insgesamt verlieren 75 Personen in Freiburg ihren bisherigen Arbeitsplatz. 18 Angestellte werden vorzeitig pensioniert, die übrigen Mitarbeiter erhalten Angebote an anderen Standorten des Unternehmens. Die Unia reagierte empört auf den Entscheid.
WACHSTUM DER EXPORTE HÄLT AN: In der Zahlungsbilanz der Schweizer Nationalbank (SNB) zeigt sich deutlich, dass der Aufschwung der Exportwirtschaft auch im zweiten Quartal angehalten hat. Die Einnahmen von Exporten stieg gegenüber dem äusserst schwachen Vorjahr um 14 Prozent auf 74 Mrd. Franken. Ebenfalls deutlich angezogen haben die Importe: Für die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen flossen 57 Mrd. Fr. oder 11 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2009 aus der Schweiz. Der daraus resultierende Einnahmenüberschuss aus dem Aussenhandel von rund 17 Mrd. Franken liegt 3 Mrd. Franken über dem Vorjahr. Einen Zuwachs der Importe und Exporte stellte die SNB in allen Wirtschaftssparten fest.
NOVARTIS PRÄSENTIERT GUTACHTEN: Der Pharmakonzern Novartis sieht seine Position im Streit mit Aktionären seiner Tochtergesellschaft Alcon gestützt. Ein Gutachten bestätigt laut Novartis, dass die Haltung und Handlungen des Aktionärsausschusses nicht Schweizer Recht entsprechen. Das Gutachten des Zürcher Rechtsprofessors Peter Nobel stütze die Position von Novartis vollumfänglich. Novartis liefert sich einen öffentlichen Schlagabtausch mit dem unabhängigen Verwaltungsratsausschuss von Alcon (IDC). Das Unternehmen will den Augenmittelhersteller Alcon vollständig übernehmen. Novartis offeriert den Minderheitsaktionären allerdings weniger, als es dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé für seine Aktien bezahlt hat. IDC verlangt eine Nachbesserung.
STRAFZÖLLE AUF CHINESISCHEN PRODUKTEN: Im Währungsstreit mit China erhöhen die USA den Druck auf Peking. Das Repräsentantenhaus stimmte für Strafzölle auf chinesische Importe, weil China seine Währung nach Ansicht der Abgeordneten künstlich unterbewertet hält und sich damit unfaire Wettbewerbsvorteile verschafft. Nun muss das Gesetz noch den Senat passieren, wo ihm allerdings wenig Chancen eingeräumt werden. Dennoch reagierte China gereizt auf die Abstimmung. Der Streit über den richtigen Wert des Yuan werde “als Vorwand für Protektionismus” genommen, sagte die Sprecherin des Aussenministeriums. “Es schadet ernsthaft dem Handel und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den USA und wird schwere Auswirkungen auf die Entwicklung der Weltwirtschaft haben.”
ROBUSTER DEUTSCHER ARBEITSMARKT: Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im September noch knapp über drei Millionen geblieben. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verzeichnete in diesem Monat 3,031 Millionen Erwerbslose. Das waren 157’000 weniger als im August und 315’000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Monatsvergleich um 0,4 Punkte auf 7,2 Prozent. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen ging die Arbeitslosenzahl saisonbereinigt um 40’000 zurück. Der Rückgang fiel damit deutlicher aus als für einen September üblich.
US-WACHSTUM BESSER ALS ERWARTET: Die US-Wirtschaft hat sich im Frühjahr etwas stärker erholt als erwartet und damit die Furcht vor einem Rückfall in die Rezession gedämpft. Das Bruttoinlandprodukt der weltgrössten Volkswirtschaft stieg von April bis Juni mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 1,7 Prozent, wie das Handelsministerium nach endgültigen Berechnungen mitteilte. Analysten hatten für das zweite Quartal im Schnitt nur mit 1,6 Prozent gerechnet. Wie aus den Detaildaten zum Wirtschaftswachstum hervorgeht, hat sich besonders der Private Konsum besser entwickelt als zunächst angenommen.

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