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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Freitag, 25. März
EMMI SETZT AUF AUSLAND-MÄRKTE: Emmi ist 2010 wieder gewachsen. Der Umsatz nahm gegenüber 2009 von 2,619 Mrd. Fr. auf 2,684 Mrd. Fr. zu und übertraf den bisherigen Rekordumsatz von 2008. Auch der Gewinn, der von 75,3 Mio. Fr. auf 86,1 Mio. Fr. kletterte, erreichte einen neuen Höchststand. In der Schweiz nahm der Umsatz um 0,4 Prozent auf 1,952 Mrd. Fr. zu, im Ausland um 8,4 Prozent auf 0,732 Mrd. Franken. Ziel von Emmi ist es, den Umsatz im Inland zu halten und im Ausland zu wachsen. Zurzeit setzt Emmi 27 Prozent ausserhalb der Schweiz um. Dieser Anteil soll bis in einigen Jahren auf 50 Prozent steigen. 2010 verarbeitete Emmi 992 Mio. Kilogramm Milch und Rahm, knapp 50 Mio. Kilogramm mehr als 2009.
VALORA PROFITIERT VON SAMMELBILDCHEN: Trotz eines stagnierenden Umsatzes hat der Kioskkonzern Valora im vergangenen Jahr dank Sparprogramm und florierenden Fussballer-Sammelbildchen einen Gewinnsprung erzielt. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von 63,6 Mio. Franken. Das sind knapp 16 Prozent mehr als 2009. Der Nettoumsatz sei im Jahr 2010 leicht um 0,7 Prozent auf 2,878 Mrd. Fr. gesunken, gab der Detailhandelskonzern, der nebst Kiosken auch Automaten betreibt, bekannt. Zusammen mit den Franchisenehmern sei der Umsatz um 0,3 Prozent gestiegen. Als Wachstumshemmer habe sich der starke Schweizer Franken erwiesen, erklärte Konzernchef Thomas Vollmoeller an der Bilanzmedienkonferenz.
LÄDIERTES ANSEHEN DER BANKEN: Das Ansehen der Bankbranche leidet nach wie vor unter der Finanzkrise: 23 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben gemäss einer repräsentativen Umfrage der Schweizerischen Bankiervereinigung noch immer eine negative Einstellung zu den Banken. Aus dem Bericht geht hervor, dass sich die negative Einstellung in den Jahren 2006 bis 2008 lediglich zwischen 15 und 18 Prozent bewegt hatte. Eine positive Meinung über die Bankbranche haben 46 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich unter denjenigen der Jahre 2006 bis 2008. 22 Prozent der Befragten wollen das Bankgeheimnis abschaffen, so viele wie noch nie zuvor. Allerdings ist der Anteil derjenigen, die sich für die Beibehaltung des Bankgeheimnisses einsetzen, mit 73 Prozent weiterhin sehr hoch.
FRANKENSTÄRKE ALS PROBLEM: Der hohe Kurs des Franken hat gemäss einer Umfrage für fast die Hälfte der Schweizer Unternehmen negative Folgen. Besonders die verarbeitende Industrie leidet unter dem Wechselkurs, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) in ihrer Quartalsumfrage erfuhr. Für insgesamt 47 Prozent der befragten Unternehmen hat die Aufwertung des Frankens negative Folgen (Vorquartal: 45 Prozent). Für 37 Prozent hat der starke Franken keinen bedeutenden Einfluss auf ihre Geschäftstätigkeit. Der Rest der befragten Unternehmen schätzt den Effekt des starken Frankens als positiv ein. Grundsätzlich macht sich der hohe Währungskurs vor allem bei den Exporten bemerkbar.
GUTE PROGNOSE FÜR EXPORTE: Während der starke Franken im laufenden Jahr die Warenexporte etwas schwächt, dürften sie 2012 wieder ansteigen. Das Wachstum der Wirtschaftsleistung geht nach Ansicht der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) über die nächsten zwei Jahren dennoch zurück. Im laufenden Jahr dürfte das Wachstum dank der hohen Nachfrage aus dem Ausland und der robusten Lage der Schweizer Binnenkonjunktur 2,8 Prozent betragen. 2012 wächst das Bruttoinlandprodukt (BIP) gemäss der Prognose der KOF-Experten noch um 2,3 Prozent. Die Arbeitslosigkeit sinkt laut der Prognose bis 2012 kontinuierlich auf 2,7 Prozent. 2009 betrug die Quote noch 3,7 Prozent.
VETROPACK UNTER DRUCK: Der Glasverpackungsproduzent Vetropack hat 2010 trotz Vollauslastung seiner Werke Umsatz- und Gewinneinbussen verzeichnet. Der Umsatz ging gegenüber 2009 um 4,3 Prozent auf 642,6 Mio. Fr. zurück und der Reingewinn hat sich auf 38,7 Mio. Fr. halbiert. Vetropack begründete diese Entwicklung in einer Mitteilung unter anderem mit dem kompetitiven Umfeld, das sich in Folge der Wirtschaftskrise verschärft habe. Dies führte zu einem Preisdruck und habe die Margen verkleinert. Der starke Franken erwies sich für Vertropack als zusätzliches Problem.
HÖHERE ANFORDERUNGEN FÜR RATINGAGENTUREN: Die Finanzmarktaufsicht (FINMA) verlangt mehr Transparenz von den Ratingagenturen. Damit diese von der FINMA anerkannt werden, müssen sie künftig beispielsweise zusätzliche Informationen offenlegen, die zur Abgabe einer Bonitätsbeurteilung (Rating) geführt haben. Die Betroffenen könnten sich bis Mitte Mai zum Vorschlag äussern. Eine weitere wichtige Änderung ist, dass sich nicht mehr nur Banken, sondern ab dem kommenden Jahr auch Versicherungen und so genannte kollektive Kapitalanlagen nur noch auf Ratings anerkannter Ratingagenturen abstützen dürften.
RATING VON PORTUGAL GESENKT: Nach dem Rücktritt von Portugals Regierungschef José Sócrates haben zwei Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft. Standard & Poor’s senkte das Rating für Portugal um zwei Stufen von “A-” auf “BBB”. Grund sei, dass die “gestiegene politische Unsicherheit” in Portugal das Vertrauen der Märkte schwächen und das Refinanzierungsrisiko erhöhen könnte, teilte Standard & Poor’s mit. Zuvor hatte bereits die Ratingagentur Fitch die Bonitätsnote des Landes um zwei Stufen herabgestuft. Mit einem schlechteren Rating wird die Kreditaufnahme für ein Land in der Regel teurer. Die Herabstufungen machen die Refinanzierung für das hoch verschuldete Portugal damit noch schwieriger.
HOHE VERLUSTE BEI SAAB: Chefwechsel und hohe Verluste beim schwedischen Autohersteller Saab: Der bisherige Konzernchef Jan Åke Jonsson tritt Mitte Mai ab. Übergangsweise soll der niederländische Saab-Eigner Victor Muller das Unternehmen führen, das er Anfang 2010 vom US-Konzern General Motors übernommen hat. Saabs niederländische Muttergesellschaft Spyker Cars teilte mit, dass mit der schwedischen Tochter im vergangenen Jahr ein Verlust von 218 Mio. Euro eingefahren worden sei. Saab hat 2010 als einer der kleinsten europäischen Autohersteller 32’000 Wagen produziert, 53 Prozent mehr als im Krisenjahr 2009 bei General Motors.

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