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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Montag, 27. Juni
PUTZPERSONAL MIT MEHR LOHN: Angestellte in der Reinigungsbranche, die einem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterstellt sind, erhalten ab 2012 jährlich bis zu 2,5 Prozent mehr Lohn. Zudem bekommt das Personal einen vollen 13. Monatslohn. Das seien die wichtigsten Resultate der GAV-Verhandlungen, teilte die Paritätische Kommission der Reinigungsbranche in der Deutschschweiz (PK Reinigung) mit. Dem GAV sind rund 650 Unternehmen mit 50’000 Mitarbeitenden aus 100 Nationen unterstellt. Die Dienstleistungen in der Reinigungsbranche müssten fair bezahlt werden, forderte Jasmine Jost, Zentralpräsidentin des Verbandes Schweizer Reinigungsunternehmen Allpura, gemäss Redetext. Dadurch erhielten die Angestellten ein Einkommen, das eine Existenz ohne Sozialhilfe sichere.
GROSSSÄGEREI GEHT NACH DEUTSCHLAND: Die bankrotte Grosssägerei im bündnerischen Domat-Ems geht nach Deutschland. Für 20,05 Mio. Fr. bekam überraschenderweise die deutsche Klausner Holz Thüringen GmbH den Zuschlag, wie an einer Medienkonferenz mitgeteilt wurde. Die beiden Bewerber aus Österreich – der Wiener Holzindustrielle Schweighofer und die Tiroler Egger-Gruppe – hatten ihre Angebote kurz vor der Versteigerung zurückgezogen. Dass die schweizweit grösste Sägerei nach Deutschland geht, ist eine Überraschung, da die Klausner Holz Thüringen GmbH im Vorfeld nie als potenzieller Käufer genannt wurde. Der neue Eigentümer ersteigerte sich die Sägereianlage ohne Baurecht. Er will die Anlagen in Domat-Ems innerhalb von sechs Monaten demontieren und nach Deutschland bringen.
FOLGE DER FRANKENSTÄRKE RELATIVIERT: Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich relativiert in einer Studie die Folgen der Wechselkurse auf die Warenexporte. Die Ausfuhr stark spezialisierter Produkte reagiere nur wenig. Wesentlich häufiger war in den vergangenen Jahren die Industrieproduktion in den jeweiligen Exportmärkten und damit die ausländische Nachfrage entscheidend für die Ausfuhren, wie aus der am Montag publizierten Studie hervor geht. Eine zunehmende Auslandsnachfrage könne Wechselkurseffekte in einzelnen Branchen kompensieren. Die KOF untersuchte die Exporte von zwölf Branchen in die sechs Länder Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan und die USA. Die Ausfuhren der Chemiebranche inklusive Pharmaindustrie seien überhaupt nicht von Veränderungen des Wechselkurses betroffen.
ÜBERNAHME: Der Schokoladenhersteller Barry Callebaut übernimmt von der mexikanischen Chocolates Turin eine Fabrik für Industrieschokolade in Toluca südwestlich von Mexiko City. Wie viel Barry Callebaut für sie zahlt, wurde nicht bekannt gegeben. Gemäss Medienmitteilung wird der Schweizer Schokoladenkonzern aber 28,5 Mio. Fr. in den Ausbau der Produktionsanlage investieren, so dass dort jährlich bis zu 20’000 Tonnen Schokolade hergestellt werden können. In Kombination mit der anderen mexikanischen Produktionsstätte sei Barry Callebaut nun gut positioniert, den mexikanischen Markt und andere Länder Lateinamerikas bedienen zu können.
GERINGERE SCHÄDEN FÜR GEBÄUDEVERSICHERUNGEN: Für die 19 kantonalen Gebäudeversicherungen war 2010 ein unterdurchschnittliches Schadenjahr. Sie kamen 2010 für Schäden in Höhe von 388 Mio. Fr. auf. Im Vorjahr waren es aufgrund von sehr hohen Elementarschäden durch Hagel noch 429 Mio. Fr. gewesen. Der Schadenverlauf 2010 folge den Trend von stark fluktuierenden Elementarschäden und kontinuierlich abnehmenden Feuerschäden, teilten die Kantonalen Gebäudeversicherungen mit. Mit insgesamt knapp 84 Mio. Fr. seien die Elementarschäden 2010 im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren bemerkenswert tief ausgefallen. Die Feuerschäden beliefen sich auf rund 304 Mio. Franken.
STELLENABBAU: Swissprinters baut in Strengelbach AG 28 Vollzeitstellen ab. Grund dafür ist Verlagerung eines Teils des dort angesiedelten Fertigungsbereichs nach Zofingen AG. Die dortige Druckerei richtet Swissprinters derzeit konsequent auf die industrielle Produktion aus. Inskünftig sollen dort im Rollenoffsetverfahren Periodika, Kataloge, Broschüren und Beilagen gedruckt werden. Auf Dienstleistungen ausserhalb dieses Kerngeschäfts, namentlich auf die Versanddruckerei im Laserdruckverfahren, verzichtet der gemeinsame Druckkonzern der Medienhäuser Ringier, NZZ und Edipresse nach eigenen Angaben.
EINGESTELLTE KONKURSVERFAHREN: In den letzten Jahren sind die Verluste aus Konkursverfahren kontinuierlich gesunken. Die Zahl der Zahlungsbefehle zeigt allerdings deutlich nach oben. Der Grund dafür ist, dass immer mehr Konkursverfahren mangels Aktiven eingestellt werden. Die Verlustsumme wird dann nicht aufgelistet. Während 2006 noch zwei Drittel (66 Prozent) der Konkursverfahren mangels Aktiven eingestellt wurden, stieg dieser Anteil im Jahr 2010 auf drei Viertel (75 Prozent), wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform mitteilte. Ein Vergleich der Jahre 2010 und 2009 zeigt, dass die Verluste aus Firmeninsolvenzen um 8,3 Prozent gesunken sind und die Insolvenzen aber um 14,5 Prozent stiegen.
RINGIER ÜBERNIMMT MEHRHEIT: Das Medienhaus Ringier übernimmt die Mehrheit am Rabatt-Angebote-Portal DeinDeal.ch. Über den Kaufpreis für den Anteil von 60 Prozent an dem rasch wachsenden Jungunternehmen wurde Stillschweigen vereinbart. DeinDeal ist seit dem 24. März 2010 online, heute beschäftigt die Firma als Schweizer Marktführerin bereits über 100 Mitarbeitende, viele davon im Aussendienst, wie Ringier und DeinDeal.ch mitteilten. Laut den Angaben werden täglich Gutscheine mit mindestens 50 Prozent Rabatt auf Lifestyle-Produkte angeboten.
MAGERER UMSATZ FÜR ETERNIT: Trotz einer stabilen Entwicklung im Inland hat der Bauzulieferer Eternit das Geschäftsjahr 2010 mit einem tieferen Umsatz abgeschlossen. Der Nettoerlös sank um 2,3 Mio. Fr. auf 119,8 Mio. Franken. Der Gewinn lag bei 4,8 Mio. Fr. und damit 1,1 Mio. Fr. tiefer als im Vorjahr, wie das Unternehmen mitteilte. Verantwortlich für den Umsatzrückgang ist vor allem das Auslandsgeschäft.
US-KONSUMENTEN ZURÜCKHALTEND: Die US-Verbraucher bleiben zurückhaltend: Im Mai steigerten sie erstmals seit zehn Monaten ihre Ausgaben nicht mehr, wie das Handelsministerium mitteilte. Die Ausgaben stagnierten zum April und gingen – um die Inflation bereinigt – sogar um 0,1 Prozent zurück. “Die aktuelle Schwächephase der US-Konjunktur schlägt sich auch beim Privaten Verbrauch nieder”, sagte Thilo Heidrich, Experte bei der deutschen Postbank. Der Durchhänger sei aber nur vorübergehend. “Wir erwarten im zweiten Halbjahr eine gewisse Wachstumsbeschleunigung.”

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